Lübeck: Kreuzweg mit „Die Werke der Barmherzigkeit“, 25.03.2016

Am Karfreitag, 25. März 2016, begehen evangelische und katholische Christen wieder gemeinsam Deutschlands ältesten Kreuzweg. Beginn ist um 10 Uhr an der St. Jakobikirche Lübeck. In diesem Jahr werden „Die Werke der Barmherzigkeit“ in Kurzpredigten beleuchtet.

Am Karfreitag, 25. März 2016, begehen evangelische und katholische Christen wieder gemeinsam Deutschlands ältesten Kreuzweg. Beginn ist um 10 Uhr an der St. Jakobikirche Lübeck. In diesem Jahr werden „Die Werke der Barmherzigkeit“ in Kurzpredigten beleuchtet – von Bischöfin Kirsten Fehrs, Pröpstin Petra Kallies, Erzbischof Dr. Stefan Heße, Pastor Lutz Jedeck (St. Jakobi Lübeck) und Propst Franz Mecklenfeld (Herz Jesu Lübeck), Ministerpräsident a. D. Björn Engholm, Dechant Joachim Kirchhoff und Stefan Schmidt (Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein) an den fünf Stationen des ökumenischen Kreuzweges – St. Jakobi, Burgkloster, Gustav-Radbruch-Platz, Jugendherberge und Jerusalemsberg. Als die sieben klassischen leiblichen Werke der Barmherzigkeit gelten: Hungrige speisen, Durstige tränken, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke besuchen, Gefangene befreien und Tote bestatten. Die sieben klassischen geistigen Werke der Barmherzigkeit sind: Unwissende lehren, Zweifelnden raten, Irrende zurechtweisen, Trauernde trösten, Unrecht ertragen, Beleidigungen verzeihen, für Lebende und Verstorbene beten.

„Der Kreuzweg ist ein Stadtgeschehen. Wir sind im Laufe der Jahre ökumenisch zusammengewachsen – und unsere Bischöfe zeigen mit ihrer Anwesenheit die Bedeutung des Kreuzweges“, so Lutz Jedeck. Propst Franz Mecklenfeld ergänzt: „Der Kreuzweg hat in Norddeutschland ein Alleinstellungsmerkmal – er ist die größte religiöse öffentliche Feier in Schleswig-Holstein“. Der Gang des Kreuzweges habe auch doppelte Kraft: „Wir feiern einerseits den Todestag Christi und haben gleichzeitig eine Botschaft für die Stadt: ein Bekenntnis, das wir in die Stadt tragen, nah am Menschen“.

„Der Kreuzweg fing so klein an, mit nur zwanzig Leuten, die sich dem damaligen katholischen Propst Siepenkort anschlossen. Dieser entdeckte den Kreuzweg zufällig und belebte ihn neu“, erinnert sich Björn Engholm. Heute strömen rund 1.000 Menschen jedes Jahr zu dem ökumenischen Event. Stefan Schmidt hat eine Erklärung dafür: „Wer den Kreuzweg einmal gegangen ist, der kommt wieder, und dann mit Freunden“.

Tipp: Pünktlich vor Ostern erschien die Broschüre „Lübecker Kreuzwege“, in Zusammenarbeit von St. Jakobi und Herz Jesu. Auf 52 Seiten findet die oder der Interessierte alles zur Geschichte, Entstehung, Wiederentdeckung und zu den einzelnen Stationen des Kreuzweges, zum Bildhauersymposium 2013 und der Verbindung von Kreuz- und Märtyrerweg, Zitate und Zukunftsgedanken sowie viele Fotos von damals und heute. Die Broschüre ist direkt in der St. Jakobikirche oder Herz Jesu für eine Schutzgebühr von 3,50 Euro erhältlich.

Foto: Björn Engholm und Lutz Jedeck präsentierten die Broschüre „Lübecker Kreuzwege“.

 

Hintergrund „Lübecker Kreuzweg“:

Kirchenhistoriker halten ihn für den ersten deutschen Kreuzweg: Der Weg von der Jakobi-Kirche zum Jerusalemsberg ist mit 1.650 Metern exakt so lang wie die „Via Dolorosa“ in Jerusalem. Diese Strecke soll Jesus nach seiner Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Ort der Kreuzigung gegangen sein.

Der Kaufmann Hinrich Konstin hatte im 15. Jahrhundert eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen. Er starb 1482 kinderlos und verfügte in seinem Testament, dass von seinem Vermögen ein Kreuzweg gebaut werden sollte. Dieser wurde 1493 fertig gestellt. Noch heute erinnern „Konstinkai“ und „Konstinstraße“ an den Stifter.

Der Kreuzweg beginnt an einem Relief der evangelischen Jakobi-Kirche: „Hir beginet de crucedracht Christi bute de borchdare to Jherusale“ (Hier beginnt die Kreuztragung Christi durch das Burgtor zum Jerusalemsberg) lautet die Inschrift. Vor den Stadtmauern hatte Konstin den Jerusalemsberg  aufschütten lassen. Hier an der Konstinstraße sieht man heute neben dem Brahms-Institut einen rund vier Meter hohen Hügel. Ursprünglich muss er höher gewesen sein, denn die Franzosen hatten während ihrer Belagerung 1813 einen Teil abgetragen. 17 stattliche Eichen umrahmen das Denkmal mit der Kreuzigung Jesu.

Foto oben: Björn Engholm, Jakobipastor Lutz Jedeck, Propst Franz Mecklenfeld und Flüchtlingsbeauftragter Stefan Schmidt an der ersten Station des Kreuzweges an der Jakobikirche.