Ein ganzer Hausstand wechselte von Schwerin nach Lübeck-Kücknitz: Erschöpft aber glücklich sitzt Albrecht Martins in seinem neuen Büro der Kirchengemeinde in der Dummersdorfer Straße 2a. Er komplettiert das Pastorenteam der Kirchengemeinde.
Ein ganzer Hausstand wechselte von Schwerin nach Lübeck-Kücknitz: Erschöpft aber glücklich sitzt Albrecht Martins in seinem neuen Büro der Kirchengemeinde in der Dummersdorfer Straße 2a. „Wir haben viel geschuftet, vor allem die Leute von der Umzugsfirma – und wir sind gut angekommen“. Der 50-Jährige komplettiert seit dem 1. November das Kücknitzer Pastorenteam. Am Sonntag, dem 16. November 2014, wird Martins um 15 Uhr in St. Johannes offiziell durch Pröpstin Petra Kallies in sein Amt eingeführt. Im Anschluss gibt es beim Empfang im Kirchenforum „Alte Post“, Straßenfeld 2, Gelegenheit, mit dem „Neuen“ ins Gespräch zu kommen.
Vater war Pastor in der DDR
Albrecht Martins ist ein waschechter Mecklenburger, geboren in Ludwigslust und aufgewachsen in Neubrandenburg. Schon sein Vater war Pastor – in der damaligen DDR. „Er studierte in den 50er Jahren in der Bundesrepublik und ging freiwillig wieder zurück in den Osten, was damals eher ungewöhnlich war. Es gab einen Aufruf, dass der Osten nicht ohne Kirche gelassen werden solle – mein Vater sah das genauso“. Als Pastorensohn war Martins ein „Exot“, wie er es selbst bezeichnet. „Aber ich durfte auf die Erweiterte Oberschule, auch ohne Jugendweihe und FDJ-Zugehörigkeit“. Die Grenze habe im familiären Zusammenhang eine große Rolle gespielt, berichtet Martins weiter: „Meine Großeltern wohnten im niedersächsischen Osterode. Ich hatte immer den Wunsch, dort hinfahren zu dürfen. Kurz vor der Wende durfte ich es: Im Sommer 1989 verbrachte ich als Theologiestudent eine Woche im Westen. Der Mauerfall kurze Zeit später war für mich wie ein Wunder“.
Vom Schweriner Dom nach Kücknitz
Martins begann sein Theologiestudium 1986 in Rostock, erlebte hier dann auch die Wende. Von 1991 bis 1993 ging er nach Bonn, um zu Ende zu studieren. „Mein Vikariat absolvierte ich aber wieder in meiner Heimat, in einem kleinen Dorf nahe der Stadt Waren an der Müritz“, so Martins. Seine erste Pfarrstelle hatte der Vater dreier inzwischen erwachsener Kinder in Herrnburg inne und blieb zehn Jahre. „Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Die Kirchengemeinde im ehemaligen Sperrgebiet ist etwas ganz Besonderes. Mein Vorgänger schaffte es, unter widrigsten Bedingungen die Gemeinde am Leben zu halten. Und sie wuchs durch Zuzüge aus Lübeck und dem Umland rasant: Seit meinem Dienstbeginn 1995 bis zum Weggang 2005 von 520 auf 1650 Gemeindeglieder“. Martins entschied sich für einen Wechsel, „weil ich nicht auf meiner ersten Stelle in den Ruhestand gehen wollte und ich der Meinung bin, dass Pastoren nicht zu lange eine Gemeinde prägen sollten. Veränderung und Wandel tun gut“. So kam der Ruf aus Schwerin zur rechten Zeit – hier wirkte Martins bis zu seinem Umzug nach Lübeck am Schweriner Dom. „Natürlich werde ich oft gefragt, warum ich von dort nach Kücknitz wechsele“, schmunzelt der Neu-Lübecker. „Ein ganz wichtiger Grund war, dass ich die tägliche Gemeindearbeit an der Basis machen will. Als ich die Stellenausschreibung für Kücknitz las, hat mich gleich die Vielfalt und das ehrenamtliche Engagement fasziniert. Auch die vielen räumlichen Möglichkeiten, die das Kirchenforum „Alte Post“ für eine aktive Gemeindearbeit bietet, sind toll. Und ich wollte in einem guten Pastorenteam arbeiten“.
Sehnsucht der Menschen nach spirituellen Erfahrungen
Albrecht Martins selbst möchte sich künftig neben den üblichen pastoralen Tätigkeiten auf die Seniorenarbeit und die Begleitung Ehrenamtlicher konzentrieren. Martins sagt noch: „Der Glaube hat nicht nur eine kognitive Ebene, ganz wichtig ist auch die spirituelle. Ich nehme eine Sehnsucht der Menschen nach solchen Erfahrungen wahr. Die Tendenz zur Säkularisierung, also Verweltlichung der Kirche, macht viele ratlos. Ich möchte Erfahrungen sammeln und weitergeben, wie lebendige Kirche aussehen kann“.