Lübeck: Mehrsprachige Führung und Diskussion in St. Annen, 24.05.2016

Die Kunsthalle St. Annen zeigt derzeit die Ausstellung „Ken Aptekar – Nachbarn“. Am Dienstag, 24. Mai 2016 um 18 Uhr gab es eine Führung mit anschließender Diskussion in mehreren Sprachen.

Dolmetscher haben alle Wortbeiträge sowohl ins Fārsī als auch ins Arabische bzw. umgekehrt ins Deutsche übersetzt. Museumsdirektor Dr. Thorsten Rodiek und Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, haben gemeinsam eingeladen, sich dem Thema Nachbarschaft zu nähern.

Der Themenschwerpunkt der Ausstellung ist die Verfolgung und Vernichtung der meisten jüdischen Mitbürger in Lübeck durch den Nationalsozialismus und das, was nachbarschaftliches Verhalten auch im positiven Sinne mitunter bewirken konnte.
Die Ausstellung beschränkt sich in ihrer Bedeutung nicht allein auf die Hansestadt Lübeck, ihr Ägidienviertel und das jüdisch-christliche Spannungsfeld, sondern sie zeigt beispielhaft anhand eines mikroskopisch kleinen Teils dieser Erde, was möglich ist, wenn humanistische und humanitäre Maßstäbe nicht mehr oder noch nicht gelten.

Die globale Aussage der Werke des US-amerikanischen Künstlers Ken Aptekars ist aktueller denn je.

Was bedeutet „Nachbarschaft“ in einer Zeit weltweiter gewaltiger bzw. gewalttätiger politischer und auch gesellschaftlicher Umwälzungen? Wie wird  „Nachbarschaft“ in einer Zeit buchstabiert, in der sich Millionen Menschen auf die Flucht begeben, in der Gewalt und Terroranschläge Angst und Schrecken verbreiten und Humanität in der Diskussion um Grenzen , Kontrollen und Sicherheit auf der Strecke zu bleiben droht? Was bedeutet „Nachbarschaft“ für die vielen, die unterwegs sind, die alles aufgeben müssen und hoffen, einen neuen Ort zum Leben zu finden? Und was bedeutet sie für diejenigen, schon da sind ?

Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, zu lernen, als viele unterschiedliche Nachbarn, gleich welcher Religion, Hautfarbe oder Herkunft auch immer, zu leben. Dabei gibt es die Chance, zu erkennen, dass durch die Begegnung mit den Anderen und durch das Zusammenleben mit ihnen, sowohl gesellschaftliche Veränderungen, aber auch deren Bereicherung die Folge sein werden. Ziel dieser Veranstaltung ist es, ein solches gegenseitiges Kennenlernen möglich zu machen.

Die Sonderausstellung "Ken Aptekar - Nachbarn" ist noch bis zum 29. Mai 2016 in der Kunsthalle St. Annen zu sehen. Mehr zur Schau, den Werken und dem amerikanischen Konzeptkünstler gibt es hier.