In diesem Jahr jährt sich das Gedenken an die Befreiung von nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zum 70. Mal. In Lübeck und Mölln gibt es Gedenkgottesdienste.
Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag erinnern wir uns an alle Opfer des beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus: „Juden, Christen, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstandes, Wissenschaftler, Künstler, Journalisten, Kriegsgefangene und Deserteure, Greise und Kinder an der Front, Zwangsarbeiter und an die Millionen Menschen, die unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet wurden,“ so Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert 2008.
In der Möllner Nikolaikirche laden die Kirchengemeinde und das Evangelische Frauenwerk Lübeck-Lauenburg zum gemeinsamen Gottesdienst um 19 Uhr ein. Diese Tradition besteht seit 2001; in diesem Jahr werden der runde Gedenktag und die Situation von Flüchtlingen in Deutschland im Mittelpunkt stehen. Der Gottesdienst ist für alle offen.
Die Lübecker Dom-Gemeinde lädt am Dienstag, 27. Januar 2015, anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung der Opfer des Holocausts aus dem Konzentrationslager Ausschwitz zu einem besonderen Gottesdienst ein. Beginn ist um 18 Uhr. Dieser Gottesdienst im Dom zu Lübeck wird gemeinsam gestaltet von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Lübeck, Pastorinnen und Pastoren aus der Reformierten Gemeinde, der Methodisten, der Katholiken und den evangelisch-lutherischen Gemeinden sowie Schülerinnen und Schülern der Oberschule zum Dom.
Die Predigt hält in diesem Jahr Pastorin Hanna Lehming aus Hamburg, Referentin und Beauftragte der Nordkirche für den christlich-jüdischen Dialog.
Albanien – Das „Armenhaus“ Europas als „Helfer in der Not“
In diesem Gottesdienst blicken wir besonders auf ein Land, in dem die mehrheitlich muslimische Bevölkerung alle (!) Juden verstecken, schützen und retten konnte. Albanien gilt heute vielen als das „Armenhaus“ Europas. Die wenigsten Menschen wissen, dass in Albanien am Ende des Zweiten Weltkrieges mehr Juden lebten als zuvor. Schülerinnen und Schüler der Oberschule zum Dom schreiben dazu: „Albanien, ein Land mit muslimischer Mehrheit, zeichnete sich aus, wo andere europäische Nationen versagten: Nahezu alle Juden, die während der deutschen Besatzung innerhalb der Grenzen Albaniens lebten - sowohl Juden albanischer Abstammung als auch Flüchtlinge - wurden gerettet."
Ehrenkodex „Besa“ – „ein Versprechen halten“
"In einem außergewöhnlichen Akt des Widerstandes weigerte sich die albanische Bevölkerung, sich den Anordnungen der Besatzer zu fügen und die Juden, die innerhalb der Landesgrenzen wohnten, auszuliefern. Darüber hinaus versahen die verschiedenen Regierungsstellen viele jüdische Familien mit gefälschten Dokumenten, sodass sie sich unter die übrige Bevölkerung mischen konnten. Die Albaner schützten nicht nur ihre eigenen jüdischen Mitbürger, sondern gewährten auch jüdischen Flüchtlingen, die nach Albanien kamen, Zuflucht. Diese bemerkenswerte Hilfsbereitschaft gegenüber den Hilfesuchenden basierte auf „Besa“, einem Ehrenkodex, der noch heute als höchstes ethisches Prinzip im Lande gilt. „Besa“ bedeutet wörtlich: „ein Versprechen halten“. Wer nach dem Ehrenkodex handelt, hält sein Wort und man kann ihm das eigene Leben und das seiner Familie anvertrauen. Die Hilfe, die Juden und Nichtjuden gleichermaßen geleistet wurde, sollte als Angelegenheit der nationalen Ehre verstanden werden.“