Lübeck. Pastor Oliver Erckens möchte Propst in Lübeck werden. Ein Portrait.
„Du bist ein Gott, der mich ansieht“ – dieser Satz der Magd Hagar aus dem 1. Buch Mose fasst für Oliver Erckens die christliche Botschaft in aller Kürze zusammen: „Wir erzählen Hoffnungsgeschichten, die nicht nur rosarot sind, sondern die von schwierigen und dunklen Situationen erzählen. Menschen erleben darin, dass es Hoffnung gibt und Gott an ihrer Seite ist.“
Gemeinsam etwas von Gott entdecken
Menschen in unterschiedlichen Situationen in ihrem Leben zu begegnen und dabei mit dem, was größer ist als wir, in Verbindung zu sein, kurz: „Mit meinem Gegenüber etwas von Gott zu entdecken“, das macht für Oliver Erckens die Arbeit bei der Kirche aus und hat ihn auch zum Theologie-Studium gebracht. Die zugewandte Pastorin in seiner Kindheit und der inspirierende Pfarrer im Religionsunterricht prägten seine Glaubenserfahrung.
Seit 2018 im Kirchenkreis tätig
Oliver Erckens ist seit 2020 Pastor in Siebenbäumen und Sandesneben. Erckens stammt aus Baden, hat in Rostock Theologie studiert und war anschließend als Vikar in der Christkirchengemeinde Rendsburg tätig. Bereits seit 2018 arbeitet der 41-Jährige im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg. Er lebt mit seiner Familie in Siebenbäumen.
Als Synodaler auf Kirchenkreis- und Landeskirchenebene hat Erckens sich in den vergangenen Jahren kirchenpolitisch eingebracht. Ihm ist die Nachwuchsförderung wichtig und so ist er als Mentor in der Vikariatsausbildung tätig. Erckens ist Beauftragter für die Arbeit mit Konfirmand:innen und wirkt im Zukunftsausschuss des Kirchenkreises mit.
Mit Kirche gute Erfahrungen machen
Die Evangelische Kirche wird sich in Zukunft noch stärker an den Fragen und Bedürfnissen der Menschen orientieren und angesichts sinkender Ressourcen agiler und anpassungsfähiger werden – diese Erkenntnisse aus den vergangenen Jahren nimmt Erckens mit in seine Kandidatur. Er sieht den Kirchenkreis auf einem guten Weg: „Die kommende Zeit wird schmerzhaft werden. Gleichzeitig gibt es bei uns so viele engagierte Menschen mit guten Ideen. Das macht mir Mut und gibt mir Gelassenheit und Zuversicht, dass auch in Zukunft Gott seine Geschichte mit uns weiterschreibt. Das Ziel muss sein, dass Menschen mit Kirche gute Erfahrungen machen können.“
Kommunikation auf Augenhöhe ermöglichen
Mit engagierten Menschen gemeinsam etwas anzustoßen und umzusetzen, damit hat Erckens in seiner Gemeinde und dem übergeordneten Mariensprengel sehr gute Erfahrungen gemacht. „Eine große Ressource ist die Arbeit in interprofessionellen Teams mit Haupt- und Ehrenamtlichen der unterschiedlichen Bereiche“, sagt er. Als wichtige Aufgabe der kirchlichen Leitung sieht er es, allen, die für die Kirche tätig sind, den Rücken zu stärken: „Ich möchte dafür eintreten, dass es eine kirchliche Struktur gibt, die geprägt ist von Interesse, Offenheit und Mitgefühl, die Kommunikation auf Augenhöhe ermöglicht.“
Seelsorge in Zeiten der Krise
In seiner Arbeit als Seelsorger beobachtet Erckens die steigende Unsicherheit bei vielen Menschen. „Es gibt Zukunftsangst, die sich oft ganz konkret äußert – z.B. bei finanziellen Fragen oder der Sorge um den Job. Die Angst vor Krieg ist bei einigen Jüngeren ein großes Thema. Bei den Älteren begegnet mir die Frage: Wie geht es mit dem, was wir aufgebaut haben, weiter? Das muss Kirche seelsorgerisch begleiten – in Wort und Tat. In der Diakonie in Lübeck haben wir da einen großen Schatz!“
Strahlkraft der Kirche in Lübeck
Erckens schätzt den Weitblick und Grundgedanken der Hansestädte. In Lübeck nimmt er eine große Strahlkraft der Kirche wahr. „Sie tritt mit anderen gesellschaftlichen Akteuren für die Demokratie ein. Gleichzeitig ist es ihre Aufgabe, den Finger in die Wunde zu legen, wenn die Gesellschaft Wesentliches aus dem Blick verliert und für Mitmenschen einzustehen, die keine Stimme haben.“
Diese Stimme möchte Oliver Erckens als Propst stark machen und bei allen strukturellen Herausforderungen Orte für Verständigung schaffen. „Ich möchte weiter für meine Kirche einstehen. Ihre Zukunft liegt mir am Herzen und für mich darin, die Liebe Gottes zu den Menschen sichtbar zu machen.“