Begrüßung auf dem Friedhof: Verteter:innen aus Kommunalpoitik, Verbänden, Vereinen und Kirche kamen zum Michaelisempfang nach Brunstorf. Copyright: Dirk Eisermann
Pröpstin Frauke Eiben hat den Michaelisempfang des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg mit der Überschrift „Kultur auf dem Gottesacker“ auf das Thema Friedhof ausgerichtet. Mehr als 80 Gäste aus Kirche, Politik, Verbänden und Vereinen waren der Einladung in die Brunstorfer Elisabeth-Kirche gefolgt.
Friedhöfe müssen Wert unter Beweis stellen
„Ich freue mich auf einen Abend, der Sie beflügelt, das Thema Kultur auf dem Gottesacker zu bewegen“, sagte Pröpstin Frauke Eiben in ihrer Begrüßung. Die Bestattungskultur verändere sich. Der früher selbstverständliche Gang zum Friedhof sei immer weniger Menschen vertraut. „Sollen kirchliche Friedhöfe auch zukünftig ihre Funktion als Bestattungs- und Trauerort von Bestand haben, müssen sie auch ihren Wert als Gemeinschaftsort der Dorf- und Stadtgemeinde unter Beweis stellen“, zitierte die Pröpstin Eiben aus der Pilotstudie „Friedhof und Leben“ zu Sicherung der Zukunftsfähigkeit kirchlicher Friedhöfe des Rostocker Professors Dr. Thomas Klie.
Friedhöfe als Orte für Kunst und Kultur
Mit den Konzerten auf Friedhöfen im Rahmen des „Kultursommers am Kanal“ und dem Kulturfestival „Grün ist die Hoffnung – Kultur auf dem Gottesacker“ hat der Kirchenkreis zusammen mit den Gemeinden erste Erfahrungen dazu gesammelt. Anja Nitz, Kultur & Kirche, und Bernd K. Jacob, Friedhofsbeauftragter, erzählten von der positiven Resonanz auf die musikalischen Angebote, Kunst und Poesie, Kino- und Tanzabende auf Friedhofsflächen, in Kapellen und Kirchen. Die Friedhöfe zu öffnen, sei eine große Chance auf einen neuen Dialog von Kultur und Kirche, Kunst und Glauben.
Gute Beispiele aus der Region
Drei gute Beispiele von veränderter Friedhofsnutzung stellten Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede, das Möllner Pastorenehepaar Lage sowie Pastorin Doris Pfeifer und Pastorin Angelika Gogolin in kurzen Impulsen vor.
Friedhof Lauenburg liegt mittendrin
„Wenn Sie auf der Karte einen Kreis um die Stadt Lauenburg ziehen würden, läge der Friedhof genau in der Mitte“, sagte Andrea Thiede und beschrieb, wie sich der Friedhof in Lauenburg in den letzten Jahren zu einem Begegnungsraum mitten in der Stadt verändert hat. Senioren spielen Boule, Kindergartenkinder entdecken Insekten im Schmetterlingsgarten, Kunstliebhaber erfreuen sich an den Skulpturen von Edith Breckwoldt. „Dieser Friedhof ist ein ganz wichtiger Teil der Stadt“, so Thiede und auch deshalb habe sich der Rat dafür ausgesprochen, den Ausbau der Wege finanziell zu unterstützen.
Möllner lange Nacht des Friedhofs
Bereits seit vielen Jahren lädt die Kirchengemeinde Mölln zur Langen Nacht des Friedhofs ein. An einem lauen Sommerabend finden mittlerweile fast 500 Besucher:innen jede Menge Musik, Tanz, Literatur. „Die Atmosphäre berührt mich jedes Mal wieder“, sagte Pastorin Hilke Lage. „Da begegnen sich in einer großen Leichtigkeit das Leben und der Tod, die Endlichkeit und die Ewigkeit.“ Die nächste lange Nacht des Friedhofs in Mölln ist für 2023 geplant.
Springendes Sommercafé auf dem Friedhof
Von der Sommerausgabe des springenden Sommercafés auf dem Berkenthiner Friedhof erzählte Pastorin Doris Pfeifer. Diese ungewöhnliche Kaffeetafel ist schnell erklärt: Im Sommer laden Menschen aus der Gemeinde zum Kaffeetrinken in ihren Garten ein. Geschirr, Tische und vieles mehr stellt die Gemeinde, der Kuchen wird mitgebracht. „Der Berkenthiner Kirchengemeinderat hatte die Idee, selbst Gastgeber zu werden. Sie deckten die Kaffeetafel auf dem Friedhof und luden das Dorf ein, dort miteinander am Nachmittag Kaffee zu trinken“, so Pfeifer. Die Rückmeldungen waren positiv.
Ostereier am Ostermorgen in Brunstorf
Um den Friedhof in Brunstorf kommen die Kirchgänger buchstäblich nicht herum. Die Kirche liegt genau in der Mitte. „Die Gräber der Toten gehören hier seit jeher dazu“, erzählte Pastorin Angelika Gogolin und von der selbstverständlichen Verbindung von Leben und Tod und der Gemeinschaft darüber hinaus, die sich in kleinen Traditionen zeigen. Wie lebendig dieser Gedanke ist, zeigt das Engagement der Küsterin in Brunstorf, die am Ostermorgen auf dem Friedhof bunte Ostereier versteckt. Nach dem Gottesdienst suchen die Kinder. Mittlerweile gäbe es dazu Anrufe im Gemeindebüro. Nicht etwa, weil sich Menschen beschweren wollen, so Gogolin. Vielmehr bitten Familien darum, ein buntes Ei am Grab der Großeltern zu verstecken, damit die Kinder dieses dort finden können.
Anschließender Austausch und Abendsegen
„Ich hoffe, wir konnten Sie mit diesen guten Beispielen ermutigen, etwas auf Ihrem Friedhof auszuprobieren. Weil es uns wichtig ist, dass Friedhöfe Orte bleiben, die von Glaube, Hoffnung und Liebe erzählen“, schloss Pröpstin Frauke Eiben den thematischen Teil des Empfangs und lud zum anschließenden Austausch ein, bevor der Empfang mit dem Lied „Der Mond ist aufgegangen“ und einem Abendsegen schloss.