„Musik ist Gemeinschaft.“ Für Jessica Dankmeyer ist das ein Lebensmotto. Die Lübeckerin absolviert eine Ausbildung zur C-Kirchenmusikerin in Popularmusik bei der Nordkirche und ist nebenberuflich Hochzeitssängerin.
Kirchlicher Jugendchor war der Start
Angefangen hat alles vor etlichen Jahren in der Paul-Gerhardt-Gemeinde. Damals trat Jessica Dankmeyer dem Jugendchor der Gemeinde unter der Leitung von Timo Schmidt bei. Dort erfahren die Kinder und Jugendlichen, wie verbindend Musik sein kann. „Das war ein Gruppenevent, ein echter Treffpunkt“, erinnert sich die Musikerin. Bis heute ist sie dem Chor treu geblieben, organisiert dort mit dem Chorleiter gemeinsam zum Beispiel das Krippenspiel des Kinderchores.
Musikalische Ausbildung in der Nordkirche
Timo Schmidt war es auch, der Jessica Dankmeyer auf den C-Kurs der Nordkirche zur Popularmusik-Kirchenmusikerin aufmerksam gemacht hat. Seit August 2019 macht die 29-Jährige die Ausbildung. Wenn sie damit fertig ist, darf sie selbst Chöre leiten. Im Schwerpunkt „Popularmusik“ wird vermittelt, wie moderne Musik mit christlichem Hintergrund junge Menschen für die Kirche begeistern kann. Auf dem Lehrplan stehen Songs wie „Amazing Grace“, „Another Day in Paradise“ von Phil Collins oder Bob Dylans „Knocking on Heaven’s Door“.
Nebenjob: Hochzeitssängerin
Das Programm passt prima zu Jessica Dankmeyers Nebenjob: Sie begleitet als Hochzeitssängerin Paare in den Hafen der Ehe. 2018 hat sie damit begonnen: „Ich habe einfach eine Internetseite gebaut und geschaut, was passiert.“ Nach einem Monat waren die ersten Aufträge da. Heute singt Jessica auf vielen Hochzeiten, sowohl auf Standesämtern, bei freien Trauungen oder in der Kirche. Ihr Repertoire reicht vom Helene-Fischer-Schlager bis zu Songs der englischen Band Florence + the Machine. Im Angebot hat die Sängerin natürlich auch Gemeindelieder oder Songs für die Taufe. Auf ihrer Internetseite gibt es Hörproben.
Trauungen in Zeiten von Corona
Viele Hochzeiten hat Jessica Dankmeyer schon erlebt – darunter einige denkwürdige. Zum Beispiel die, die an einem See stattfand. Gleich daneben startete – unter großem Geschnaube – ein Schwimmwettbewerb. Berührend war vor allem die Trauung, auf der Jessica als Überraschungsgast gebucht war. Die Braut war an Krebs erkrankt, der Mann hatte die Sängerin zuvor darauf hingewiesen. Und dann natürlich die Corona-Hochzeiten: Viele hätten ihre Trauung zwar aufgrund der Pandemie verschoben, aber nicht alle. Drei Trauungen hat die Hochzeitssängerin in den vergangenen Wochen musikalisch begleitet – unter den ungewöhnlichsten Bedingungen. So durften im Standesamt maximal zehn Personen anwesend sein. „Alle Anwesenden waren immer sehr vorsichtig. Darauf bedacht, alles richtig zu machen.“ Weniger feierlich seien diese Trauungen aber dennoch nicht gewesen, sagt die Musikerin.
Musik ist Lebenselixier
Trotzdem: Jessica Dankmeyer leidet unter der fehlenden Musik. „Gemeinschaft ist mein Lebenselixier. Mir fehlen die Hochzeiten und vor allem auch das Singen im Chor. Corona hat mir das Lebenselixier genommen.“ Wann es wieder so richtig losgeht, steht noch in den Sternen. Viele Hochzeiten sind derzeit um Monate verschoben, manche sogar auf unbestimmte Zeit. Sie sei froh, das Singen nur als Nebenjob machen zu müssen, sagt Jessica Dankmeyer. Hauptberuflich ist sie derzeit noch Polizistin, im August sattelt sie um und beginnt eine Ausbildung bei der Hansestadt Lübeck. Dennoch wehrt sich die Sängerin gegen das Gerücht, dass Musik eine brotlose Kunst sei: „Das stimmt nicht. Musik gibt ganz, ganz viel!“