Propstei Lauenburg Mit Rotwein am Grab - Lange Nacht des Friedhofs in Mölln

Der Liedermacher Klaus Irmscher zählt zur Stammbesetzung der Friedhofsnacht in Mölln. Copyright: Hans W. Kuhlmann

Mölln. Mit einem Glas Rotwein über den Friedhof spazieren, Lesungen und Konzerten lauschen, an Gräbern verweilen und dabei ins Gespräch kommen. Mit ihrer Langen Nacht des Friedhofs lädt die Kirchengemeinde Mölln dazu ein, den Alten Friedhof in Mölln von einer ganz lebendigen Seite kennenzulernen. Am 7. Juli 2023 findet die mittlerweile fünfte Lange Nacht des Friedhofs in Mölln statt.

Lesungen und Musik laden zum Flanieren ein

"Es kommen zu diesem Anlass Menschen auf den Friedhof, die sonst nicht da sind. Es senkt die Schwelle erheblich", sagt Pastorin Hilke Lage, die die Friedhofsnacht gemeinsam mit ihrem Mann Pastor Matthias Lage, mit Johannes Stettner, dem Friedhofsleiter der Kirchengemeinde, Dr. Ulrich Berghof aus dem Kirchengemeinderat und mit Stadtarchivar Christian Lopau vorbereitet hat.

Die Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, sich an diesem Abend über den Friedhof und von Tönen und Klängen leiten zu lassen. So werden in der Friedhofskapelle Kurzfilme rund um die Themen Liebe, Hoffnung, Trauer und Sehnsucht gezeigt. An zehn verschiedenen Orten gibt es Musik, Lesungen und Vorträge. So treten unter anderem der Liedermacher Klaus Irmscher und ein Gospel-Ensemble auf. Die "Eulenspiegelaien" werden einige Szenen spielen, die mit Tod und Leben zu tun haben.

Friedhöfe als Orte der Ruhe, Inspiration und Erinnerung

"Die Menschen können mit ihrem Weinglas zum Grab gehen. Lebende und Tote sind miteinander verbunden. So wird spürbar: Hier ist nicht nur Trauer, Tod und Abschied, sondern ganz viel Leben in Form von Erinnerung und Geschichte, aber auch in Form von Lachen und Begegnung", sagt Pastorin Lage, die sich jedes Mal wieder sehr für dieses Projekt begeistert. Die Lange Nacht des Friedhofs findet nur alle drei Jahre statt.

Auch Bernd Jacob, dem Friedhofsbeauftragen des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, liegt die Friedhofsnacht sehr am Herzen: "Viele Menschen hält die Konfrontation mit der Endlichkeit davon ab, auf den Friedhof zu gehen. Hier geht es darum, die Schwellen zu brechen. In Friedhöfen steckt ganz viel Leben - und sie können auch ein Symbol der Hoffnung sein. Das so zu beleben, ist schon etwas Besonderes." Jacob will dazu ermuntern, Friedhöfe als Orte der Ruhe und Inspiration zu sehen. "Und der Aspekt der Ökologie spielt natürlich auch mit rein, dass man dort viele Tiere sehen kann. Es ist ein Ort der Freude, zum Miteinander, zum Anstoßen."

Geschichte einer alten Möllner Familie wird lebendig

Wie spannend allein die Gräber sein können, davon erzählt Möllns Stadtarchivar Christian Lopau in seinem Beitrag zur Friedhofsnacht. Anhand von Briefen der alten Möllner Kaufmannsfamilie Burmeister, lässt er ein Stück Alltagsgeschichte der Stadt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts lebendig werden. An der Grabstätte der Burmeisters liest er aus den Briefen zweier Burmeister-Kinder, die als Jugendliche an unterschiedlichen Orten "in Stellung" gegeben wurden und regelmäßig nach Hause schrieben.

Erinnerungsorte über den Tod hinaus

"Friedhöfe sind Orte, wo wir viel über unsere Kultur erfahren, die Geschichte der Städte und Dörfer, die Menschen, die hier gelebt haben", sagt Lopau. "Die Briefe der Burmeisters geben Einblicke in den damaligen Alltag, in die Situation von jungen Menschen, die in der Ausbildung waren, aber auch in die Probleme des Reisens zur damaligen Zeit." Lopau wurde als Pastorensohn mit der Friedhofskultur groß: "Ich finde es wichtig, dass über den Tod hinaus für jeden ein Erinnerungsort da ist."

Für alle Besucherinnen und Besucher gibt es an dem Abend die Möglichkeit, sich im "Apfelhain" einen Segen zusprechen zu lassen.

Die Lange Nacht des Friedhofs findet am 7. Juli 2023 von 20 bis 24 Uhr auf dem Alten Friedhof in Mölln statt. Der Eintritt ist frei.