Mölln: Handwerkskunst über den Dächern der Stadt, 25.03.2016

Die St. Nicolai-Kirche in Mölln wird aufwendig saniert. Schwellen und Fußpunkte, die den Dachstuhl und das Mauerwerk zusammenhalten, waren marode und mussten ausgetauscht werden. Die Mauer der Nordwand war im oberen Bereich bereits sichtbar ausgebeult.

Die St. Nicolai-Kirche in Mölln wird im Laufe des Jahres 2016 aufwendig saniert. Schwellen und Fußpunkte, die den Dachstuhl und das Mauerwerk zusammenhalten, waren marode und mussten ausgetauscht werden. Die Mauer der Nordwand war im oberen Bereich bereits sichtbar ausgebeult. „Das wurde allerhöchste Zeit“, sagt Bauleiter Martin Uhle. Auch Fugen und Balken mussten ausgetauscht werden, sie waren zum Teil Jahrhunderte alt.

Hoch oben auf dem Gerüst ist echte Handwerkskunst gefragt, denn viele der alten Teile wollen die Handwerker weiter verwenden – Dachpfannen, Kupferbleche oder Rinneisen. Besonders die langen und schweren neuen Schwellen aus Eiche haben den Handwerkern vor Herausforderungen gestellt. Auf engstem Raum haben sie sie mit Kraft und Präzision an ihren Bestimmungsort an der im 13. Jahrhundert gebauten Kirche auf dem Eichberg gehievt. „Die Holzkonstruktion ist komplett fertig“, sagt Architekt Torsten Ewers. An der Westwand mussten Zimmerer und Maurer einen Zugbalken sogar vollständig ersetzen. Holzwürmer und Feuchtigkeit hatten das Holz zerstört. Gebälk und Schwellen hielten den Kräften nicht mehr Stand, die bei Wind und Wetter auf dem Bauwerk lasten. Insgesamt aber sei der Dachstuhl und das Gewölbe in einem gepflegten Zustand“, sagt Torsten Ewers. Einiges sei aber auch „statisch nicht nachvollziehbar“ gewesen, so der Architekt.

Seit Mitte Februar war das Dach der St. Nicolai-Kirche nur mit einer weißen Plane gedeckt. Jetzt schließen Dachdecker es langsam wieder. „Es ist ein Kunstwerk, alles wieder so krumm hinzubekommen“, sagt Dachdenkermeister Jens Henning lachend. Wegen des ausgebeulten Mauerwerks und der neuen, breiten Schwelle ist das alte Kupferblech nun fünf Zentimeter zu kurz - für die Profis ist das aber kein Problem. Zudem haben sie  am unteren Teil des Daches Dachpappe gegen die drohende Feuchtigkeit verschweißt, Latten montiert und alte Rinneisen wieder angebracht. In den nächsten Tagen wird das Dach gedackt. Jede Dachpfanne werde verklammert, sagt Jens  Henning. So halten sie dem Wind stand. Sie sind eine Nachbildung der Originale, von denen sie nicht alle hatten retten können. „Der Begriff Handwerksehre zähle hier noch“, sagt Torsten Ewers. Die Männer wüssten, dass ihre Arbeit ihre Generation überdauern werde - sie für Jahrhunderte sei. „Eine Freude, das zu sehen.“

3350.000 Euro kostet die Sanierung der Nordwand. Die Hälfte davon bezahlt das Land, „ein Drittel gibt der Kirchenkreis dazu“, sagt Pastor Hermann Handler erfreut. „Wir liegen gut im Budget“, berichtet Architekt Ewers. Deshalb wollten sie außerplanmäßig noch einen Pfeiler angehen. Wann die Südwand saniert wird, ist noch unklar. Aber auch dort sind Sanierungsarbeiten dringen notwendig.  Die Arbeiten dort seien komplizierter und noch stehe kein Geld bereit, so Ewers.


Foto oben: Die alten Rinneisen kommen an ihren alten Platz. Dachdecker Sebastian Tertel (vorne) biegt sie zurecht, damit sie wieder befestigt werden können. Meister Jens Henning (hinten): „Wir mussten genau aufpassen, dass hinterher wieder alles passt.“

Foto links: Architekt Torsten Ewers zeigt den Rand des Gewölbes, der auf einem knappen halben Meter ausgebessert werden musste. Nun soll es weitere Jahrhunderte halten.

 

Text und Fotos: Philip Schülermann