Die Nordkirche trauert um den Altbischof Prof. Dr. Ulrich Wilckens, der am 25. Oktober im Alter von 93 Jahren in Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) verstorben ist. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischöfin Kirstin Fehrs (Sprengel Hamburg und Lübeck) zeigten sich betroffen über den Tod des Theologen. Der gebürtige Hamburger war von 1981 bis 1991 Bischof des damaligen Sprengels Holstein-Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, die 2012 mit den evangelischen Landeskirchen Mecklenburgs und Pommerns zur Nordkirche fusionierte.
Landesbischöfin würdigt den Verstorbenen
Die Landesbischöfin würdigte den Verstorbenen: „Als Nordkirche trauern wir um den früheren Bischof des ehemaligen Sprengels Holstein-Lübeck und vormaligen Professor für Neues Testament Ulrich Wilckens und blicken in Dankbarkeit auf sein Wirken. Meine herzliche Anteilnahme und mein tiefes Mitgefühl gelten seiner Familie, die ich in meine Fürbitte einschließe.“
Wilckens prägte viele Pastor:innen
Als theologischer Lehrer prägte Ulrich Wilckens viele Pastorinnen und Pastoren. 1968 gründete er den Arbeitskreis mit, von dem seither der „Evangelisch-Katholische Kommentar zum Neuen Testament“ herausgegeben wird. Aus dessen ökumenischen Geist heraus entstand auch Wilckens wegweisender Kommentar zum Römerbrief, der in drei Bänden erstmals zwischen 1978 und 1982 erschien und den ich – auch angesichts seiner Wirkungsgeschichte – für sein eigentliches Hauptwerk halte.
Wichtiges Wirken in der Ökumene
Wilckens war zehn Jahre Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Durch sein jahrzehntelanges Wirken für die evangelisch-katholische Ökumene hat er überaus wichtige Beiträge geleistet, um die Trennung zwischen den Konfessionen zu überwinden. Die Wirklichkeit der Auferstehung von den Toten war, so habe ich es in persönlichen Begegnungen mit ihm empfunden, sein Lebensthema. Sie war für ihn eine durch existenzielle Lebenserfahrungen gesättigte Gewissheit und bestimmte sein pastorales Wirken.
Seelsorger und moralische Instanz
Segensreich war sein bischöfliches Wirken in Politik und Gesellschaft hinein. Während der sogenannten Barschel-Affäre 1987 war er gleichermaßen Seelsorger und moralische Instanz. Als Nordkirche danken wir Gott für einen Bischof, den eine tiefe persönliche Frömmigkeit prägte, dem die ökumenische Verständigung ein Herzensanliegen war und der klar und streitbar für seine theologischen Positionen eintrat.“
Große Aufmerksamkeit für Kirche und Welt
Kirstin Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, sagte in Hamburg: „Die Bibel und der in ihr bezeugte auferstandene Christus, das war das große Thema im Leben und Arbeiten von Bischof Prof. Ulrich Wilckens. Eine beeindruckende Vielzahl von Veröffentlichungen gibt davon Zeugnis. Das Bemühen um die Ökumene, aber auch um die Verbindung von wissenschaftlicher Forschung und kirchlicher Praxis zeichnet sein Werk in besonderer Weise aus. Bis zuletzt beobachtete Bischof Wilckens Kirche und Welt mit großer Aufmerksamkeit.“ Die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt schloss ihre Würdigung mit einem geistlichen Wort: „In der Tageslosung, die über seinem Todestag steht, heißt es: „Gott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig!“ (Psalm 83). Möge Ulrich Wilckens in der Gegenwart des auferstandenen Christus von Gottes Frieden und seiner liebenden Antwort auf sein Leben umhüllt und geborgen sein.
Der kirchliche Werdegang von Ulrich Wilckens
Der am 5. August 1928 in Hamburg geborene Wilckens ging nach dem Theologiestudium zunächst in den Pfarrdienst. Von 1958 bis 1960 lehrte er Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Marburg. Anschließend war er bis 1968 Professor für Neues Testament an der Kirchlichen Hochschule Berlin. Danach lehrte er bis 1981 an der Universität Hamburg Neues Testament als Professor am Fachbereich Evangelische Theologie. Von 1981 bis 1991 war Wilckens Bischof des damaligen Sprengels Holstein-Lübeck der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche, die 2012 mit den evangelischen Landeskirchen Mecklenburgs und Pommerns zur Nordkirche fusionierte.