Der Buß- und Bettag ist ein sperriger Tag. Sünde. Schuld. Fehler. Dinge, die nicht gut laufen. Wollen wir uns damit beschäftigen? Ja, aber nicht allein! Viele Gemeinden laden an diesem Tag zu besonderen Gottesdiensten.
„Selten nehmen wir uns die Zeit, innezuhalten und auf die unangenehmen Dinge zu schauen. Die, die wirklich schwer auszuhalten sind: unsere eigenen Fehler“, sagt Heike Shelley. Sie ist seit März diesen Jahres Pastorin in der St. Thomasgemeine Grünhof-Tesperhude, der Gottesdienst an Buß- und Bettag ist ihr wichtig. „Wie viel leichter ist es, unserem Schatten den Rücken zu zukehren und all unsere Stärken im Licht funkeln zu lassen. Das fordert der Alltag auch oft von uns, dass wir uns möglichst gut darstellen: im Beruf, auf Partnersuche, im Freundeskreis“, hat sie beobachtet. „Die Selbstdarstellung feiert ungeahnte Höhepunkte in den sozialen Netzwerken, wo scheinbar jeder Mensch einfach alles kann, Erfolgserlebnis reiht sich an Erfolgserlebnis.“
Natürlich sei es auch gut, das Positive an sich selbst wahrzunehmen und sich darüber zu freuen. Aber „es kommt eine Schieflage auf, wenn man vergisst zu sehen, dass das nur ein Teil der Wahrheit ist. Als Menschen sind wir nicht so glatt. Im tiefsten Innern sind wir verstrickt in Widersprüche und Schuld. Es ist anstrengend und kräftezehrend, diese Wahrheit auf Dauer zu ignorieren.“
Buß-und Bettag: Den Blick in die eigenen Schatten wagen
Am Mittwoch, den 22. November, am Buß- und Bettag, gibt es Gelegenheit, sich im geschützten Rahmen des Gottesdienstes innerlich umzudrehen und den Blick in die eigenen Schatten zu wagen und auszuhalten. Für Heike Shelley bietet gerade dieser Tag eine große Chance: „Vor sich selbst anerkennen, dass zu einem eben auch diese schwierigen Seiten dazugehören, für die man sich schämt. Und dann zu erfahren, dass Gott uns in seiner großen Güte liebt und (aus)hält. Solche Umkehr ab und an ist unerlässlich für die eigene seelische Gesundheit, für eine funktionierende Gesellschaft und für die eigene Beziehung zu Gott, denn aus ihr gehen wir verwandelt hervor. Unser Leben wird uns neu geschenkt.“ Der Gottesdienst in der St.-Thomas-Kirche, Westerheese 15 in Geesthacht beginnt um 19.30 Uhr.