Paul Gerhardt kennen alle. Auch die, die behaupten, noch nie vom ihm gehört zu haben. Lieder wie „Geh aus, mein Herz“ und „Lobet den Herren“ sind vom ihm. Ada Kadelbach hat ein Buch über ihn geschrieben, dass sie nun vorstellt.
Ada Kadelbach, Hymnologin, Literaturwissenschaftlerin und ehemalige Leiterin des Lübecker Kulturamts, hat ein dickes Buch über diesen interessanten Mann geschrieben, der mitten in den Schrecken des 30jährigen Krieges eine große Zahl von wunderschönen Kirchenliedern verfasst hat. Am 9. März um 19:30 Uhr wird sie das Buch „Paul Gerhardt im Blauen Engel und andere Beiträge zur interdisziplinären Kirchenlied- und Gesangbuchforschung“ im Buddenbrookhaus präsentieren und daraus – zusammen mit Jan Bovensiepen – Abschnitte lesen, die sich auf die Rezeption von Kirchenliedern, insbesondere von Paul Gerhardt, in der Literatur beziehen. Im Buddenbrookhaus liegt der Schwerpunkt bei Heinrich und Thomas Mann sowie Matthias Claudius.
Kirchenlied und Gesangbuch sind heute nicht mehr selbstverständliches Bildungsgut. Dennoch ist ihre Kenntnis für ein tieferes Kulturverständnis unverzichtbar. „Wer z. B. ein Kirchenliedzitat von Paul Gerhardt bei Matthias Claudius, Heinrich und Thomas Mann oder bei Robert Gernhardt nicht erkennt, dem entgeht nicht nur dessen frommer oder humorvoller Sinn, sondern erst recht ein zuweilen ironischer oder gar frivoler Hintersinn“, sagt Ada Kadebach.
In 27 Beiträgen entfaltet sie in ihrem Buch ein breites thematisches Spektrum internationaler, interkonfessioneller und interdisziplinärer hymnologischer Forschung. Es reicht von der Gesangbuchvorrede als bisher kaum beachteter Primärquelle bis zur Rezeption von Kirchenliedern in Andachtsliteratur, Belletristik und Bildender Kunst. Exemplarische Studien befassen sich u. a. mit der Bedeutung des Singens für die Reformation, mit norddeutschen Territorialgesangbüchern und mit der Geschichte der Gesangbücher deutscher Auswanderer nach Amerika. In allen Beiträgen wird deutlich, wie sehr das Kirchenlied und das Gesangbuch Kultur- und Geistesgeschichte, Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte spiegeln und damit bleibende Zeugnisse der jeweiligen Zeitströmungen sind.
Das Buch wurde gefördert von der EKD, der EKU und der Nordkirche. Die Buchpräsentation am 09.03.2017 beginnt im Buddenbrookhaus um 19.30 Uhr. Der Eintritt beträgt vier Euro.