Immer im Sommer gibt es die statistischen Zahlen der Nordkirche. Diesmal sind sie gar nicht so schlecht: Die Zahl der Austritte geht zurück, die Zahl der Taufen ist leicht gestiegen. Besonders erfreulich: Viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich.
Weniger Mitglieder, aber mehr ehrenamtliches Engagement – auf diese Kurzform könnte man die aktuelle Mitgliederentwicklung des evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg bringen. Die Zahl der Mitglieder ist weiter gesunken, allerdings nicht mehr so stark wie noch in den Jahren davor. Das Engagement der Ehrenamtlichen dagegen ist gestiegen. „Ich bin traurig über jedes Gemeindeglied, das uns den Rücken kehrt“, so Pröpstin Frauke Eiben, „aber gleichzeitig freue ich mich über die Verbundenheit und das sehr hohe Engagement unserer Ehrenamtlichen. Das ist ein starkes Bekenntnis für unsere Kirche.“
Mehr als 2,1 Millionen Menschen gehören zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Nach den alljährlich im Sommer vorliegenden statistischen Daten für das vorangegangene Jahr zählte die Nordkirche zum 31. Dezember 2015 2.103.379 Mitglieder. Ein Jahr zuvor waren es 2.146.270. Ihre Zahl sank damit um rund zwei Prozent (42.891). 2014 betrug der Rückgang 2,16 Prozent (47.481). Dieser Trend ist auch im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg zu beobachten. Die Zahl der Mitglieder sank von 179.060 im Jahr 2014 auf 175.468 im Jahr 2015.
Wichtigster Faktor bei der Entwicklung der Kirchenmitgliederzahl ist der demographische Wandel. So stieg in Lübeck-Lauenburg die Zahl der kirchlichen Beerdigungen von 1.883 im Jahr 2014 auf 2.071 im Jahr 2015 – und das, obwohl der Trend zur anonymen Bestattung zunimmt.
Im gleichen Zeitraum ist aber anders als in der Nordkirche auch die Zahl der Taufen gestiegen, von 1.262 (2014) auf 1.392 (2015). Die Zahl der Ehrenamtlichen ist mit knapp 6000 Menschen unverändert hoch. „Unser Schatz sind die Menschen, die sich mit uns für andere engagieren“, so Pröpstin Eiben. „Ob in der Jugend- oder Seniorenarbeit, in der Flüchtlingsbetreuung, beim Bau, beim Chor, bei der Altenhilfe – das Engagement der Menschen ist groß.“
Fast 14.000 mehr Ehrenamtliche in 15 Jahren
2015 waren in der Nordkirche 84.466 Menschen ehrenamtlich engagiert – 1.252 mehr als im Vorjahr (83.214) und zugleich so viele wie noch nie seit dem Jahr 2000. Um fast 14.000 ist ihre Zahl in den zurückliegenden 15 Jahren angewachsen – zunächst in den evangelischen Landeskirchen Nordelbiens, Mecklenburgs und Pommerns und ab 2012 in der Nordkirche.
Ehrenamtliche übernehmen unter anderem Verantwortung in Kirchengemeinderäten und Synoden, in Kirchenkreisräten und Kirchenleitung, engagieren sich bei der Gottesdienstgestaltung, für die Erhaltung ihrer Kirchen, in Chören und Ensembles, übernehmen Besuchsdienste, sind im Einsatz in der kirchlichen Arbeit für Kinder und Jugendliche, für Familien, Frauen, Männer und Senioren, gestalten thematische Kreise und Gemeindefeste. Besonderer Schwerpunkt ehrenamtlicher kirchlicher Arbeit war auch 2015 die Hilfe für Flüchtlinge.
„Wachsendes ehrenamtliches Engagement ist Ausdruck eines stärkeren Zugehörigkeitsgefühls“, erläutert Dr. Kristin Junga, Leiterin der Arbeitsstelle Ehrenamt der Nordkirche. „Die Zahlen spiegeln einen Wandel wider, der nicht nur die Kirche betrifft: Menschen sind heute weniger selbstverständlich als noch vor 15 Jahren Mitglied. Das gilt auch für Vereine, Parteien und Gewerkschaften. Wir nehmen in der Kirche jedoch auch einen anderen Trend wahr: Wenn sich Menschen für die Mitgliedschaft entscheiden, ist damit immer häufiger auch aktives Handeln verbunden.“
Mehr Menschen treten wieder in die Kirche ein
In der Nordkirche wurden im vergangenen Jahr 17.170 Menschen getauft. Im Jahr zuvor waren es 17.299. Seit 2000 lassen sich jährlich mehr als 3.000 Erwachsene im Bereich der heutigen Nordkirche taufen, 2015 waren es 3.105.
Im vergangenen Jahr wurden mehr Menschen in die Nordkirche aufgenommen als 2014. Ihre Zahl wuchs von 3.017 (2014) auf 3.140 (2015), was vor allem auf Wiedereintritte zurückzuführen ist: 83,6 Prozent der Aufgenommenen waren zuvor aus einer evangelischen Landeskirche ausgetreten. Die Übrigen sind aus anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften zur Nordkirche konvertiert. In Lübeck-Lauenburg wurden im Jahr 2015 insgesamt 239 Wiedereintritte verzeichnet (2014: 238).
Einen deutlichen Rückgang verzeichnet die Nordkirche bei den Kirchenaustritten. Ihre Zahl ist 2015 um knapp ein Viertel (24,3 Prozent) gegenüber dem Vorjahr gesunken. 27.972 Menschen traten demnach 2015 aus der Kirche aus; 2014 waren es noch 36.930. Diesen Trend kann man auch im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg beobachten. Hier traten im vergangen Jahr 1944 Menschen aus der Kirche aus, das sind 522 weniger als noch 2014 (2466).
Stärke der Geburtsjahrgänge beeinflusst Zahl der Konfirmationen
2015 wurden in der Nordkirche 18.928 Jugendliche konfirmiert. (Lübeck-Lauenburg: 1.550) 2014 waren es 20.759 (Lübeck-Lauenburg: 1.728). Dabei wirkt sich immer auch die Stärke des jeweiligen Geburtsjahrganges aus. Diese schwankt von Jahr zu Jahr mitunter erheblich. Deutschlandweit lag Schleswig-Holstein bei der Zahl der Konfirmierten im Jahr 2014 bezogen auf die Kirchenmitgliederzahl im Bundesland (Stand 31.12.2013) zusammen mit Niedersachsen an der Spitze – mit statistisch 1,1 Konfirmierten je 100 Kirchenmitgliedern. Die Nordkirche insgesamt gehört mit statistisch 0,9 Konfirmierten (2014) je 100 Kirchenmitglieder (31.12.2013) zur Spitzengruppe unter den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ebenso Hamburg mit statistisch 0,8 Konfirmierten (2014) je 100 Kirchenmitglieder (31.12.2013). Für das Jahr 2015 liegen noch keine bundesweiten Vergleichszahlen vor.
Im Jahr 2015 wurden in der Nordkirche 3.894 Trauungen (2014: 3.919) und 784 Gottesdienste anlässlich einer Eheschließung (2014: 979) gezählt, bei denen nur ein Partner der evangelischen Landeskirche angehört.
Weitere Daten und Fakten
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ist mit mehr als 2,1 Millionen Gemeindegliedern die fünftgrößte Landeskirche innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Sie ist nach der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern flächenmäßig die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland, ihr Gebiet reicht von der dänischen bis zur polnischen Grenze. Sichtbares Zeichen ist das Gemeindeleben in den mehr als 1.000 Kirchengemeinden mit ihren 1.900 Kirchen, darunter zahlreiche Dorf- und Stadtkirchen, die unter Denkmalschutz stehen.