„Ausgebremst – Was macht Flucht mit Männlichkeit?“ heißt ein nordkirchenweiter Fachtag am Freitag, 17. Februar 2017 in den Räumen des Frauenwerks Lübeck.
Köln oder Hamburg: Geflüchtete Männer und Migranten stehen nicht erst seit den Vorfällen an Silvester 2015 im Fokus der Öffentlichkeit. Doch die Debatten sind schärfer geworden. Die Nordkirche nimmt sich dieses Themas an: „Ausgebremst – Was macht Flucht mit Männlichkeit?“ heißt der Fachtag am Freitag, 17. Februar 2017 in den Räumen des Frauenwerks Lübeck.
Der Fachtag soll zur Versachlichung der Debatten in der Gesellschaft beitragen. Er richtet sich an haupt- und ehrenamtlich Tätige in der Arbeit mit Flüchtlingen.
„Der Fachtag ist schon seit Tagen ausgebucht, es gibt eine lange Warteliste. Offenbar haben wir damit einen Nerv getroffen!“, sagt Dietrich Gerstner vom Zentrum für Mission und Ökumene, der die Veranstaltung mitorganisiert hat. „Ich habe den Eindruck, dass es ein großes Bedürfnis nach Austausch und Informationen gibt. Einige der Teilnehmenden haben auch selber einen Migrationshintergrund. So reden wir nicht nur übereinander, sondern vor allem miteinander. Verschiedene Perspektiven werden zusammenkommen.“
„Das Thema ist wichtig“, sagt Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. „Der Fachtag bietet eine gute Gelegenheit zur kritischen Reflexion von Wahrnehmungen und Erfahrungen in der Arbeit mit Geflüchteten, speziell im Hinblick auf diskriminierende Zuschreibungen wie auch auf das Gefüge von Rollen und Beziehungen zwischen Männern und Frauen als Geflüchtete und Unterstützende.“
Eröffnet wird er mit einem Vortrag von Dr. Michael Tunç. Er ist Migrationsforscher und -praktiker. Vor einigen Jahren hat der Diplom-Sozialpädagoge das bundesweite Netzwerk Männlichkeiten, Migration und Mehrfachzugehörigkeiten initiiert. In seiner beruflichen Laufbahn beschäftigte er sich bis heute immer wieder mit den Themen Männlichkeit, Väterarbeit und Rollenverständnis von Männern und Frauen mit Migrationshintergrund. Seit 2016 arbeitet er an der Technischen Hochschule Köln und koordiniert den Promotionskolleg „Leben im transformierten Sozialstaat – TransSoz“.
Am Nachmittag warten verschiedene Workshops zum Thema. Zwölf vertiefende Aspekte werden angeboten, wie zum Beispiel die besondere Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die ethnisierte Debatte um die Sexualität von muslimischen Männern aber auch interkulturelle Väterarbeit oder den interkulturellen Austausch unter Männern aus der Praxis einer Männergruppe.
Neben den Workshops soll Raum zum Gespräch sein. Es geht den Organisatoren um die Reflexion der öffentlichen Debatte sowie Erfahrungsaustausch, auch im Dialog mit geflüchteten Menschen.
Dr. Michael Ipgrave, Bischof der Diözese Lichfield der Kirche von England, wird den Fachtag besuchen. Er ist derzeit zu Gast in der Nordkirche und interessiert sich besonders für die kirchliche Arbeit mit Geflüchteten. So besucht er Projekte und Gemeinden in Rostock, Bad Doberan und Hamburg. In Lübeck wird er an einem vom Zentrum für Mission und Ökumene in Kooperation mit dem Männerforum der Nordkirche und Einrichtungen der Kirchenkreise Lübeck-Lauenburg und Ostholstein organisierten Fachtag mit dem Titel „Ausgebremst – Was macht Flucht mit Männlichkeit?“ teilnehmen.
Veranstalter des Fachtages ist das Zentrum für Mission und Ökumene in Kooperation mit der Fachstelle Ökumene und Gerechtigkeit im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, der Männerarbeit im Kirchenkreis Ostholstein und dem Projekt FLOW der Gemeindediakonie Lübeck e.V.