If you want peace – work for justice: Erst als ich selber in einem Kriegsgebiet gewesen war, wurde mir klarer, wovon wir reden sollten, wenn wir vom Frieden reden. 2014 hatten wir ein von der Kirche getragenes Friedensprojekt mit jungen Erwachsenen in Israel vorbereitet: Das Regenbogenprojekt.
Regenbogen in einem Friedensgarten
Wir wollten mit jungen Erwachsenen aus Deutschland und Südafrika nach Israel reisen um dort mit jüdischen und muslimischen Israelis eine Spielgerät in Form eines hölzernen Regenbogens bauen. Das Spielgerät Regenbogen sollte in einem Friedensgarten entstehen, der von jüdischen und muslimischen Schülerinnen gepflegt und von einer jüdischen Familie betrieben wird. Diese Familie Goldin hatte ihren Sohn Omri durch ein palästinensisches Sprengstoffattentat verloren. Doch hat sie sich entgegen der Erwartung nicht dem Hass, sondern der Vision von einem friedlichen Miteinander verpflichtet. Denn aus ihrer Sicht bleibt nur so der Tod ihres Sohnes nicht sinnlos.
Kurz bevor wir losgereist sind, spitzte sich in Israel der Gazakrieg zu. Ich bekam Anrufe von besorgten Eltern, warum wir grade jetzt reisen müssten – wo wir doch ein Friedensprojekt seien und nun in eine Kriegssituation fahren wollten und damit jungen Menschen in Gefahr brächten …
Wir überlegten neu: Für uns wurde klar, dass wir als Kirche – besonders aber wir einzelne als Christen mit unserem Friedenseinsatz ernst machen wollten. Und jeder der jungen Erwachsenen durfte selber entscheiden, wie weit er mit seinem Einsatz geht und konnte auch die Mitwirkung absagen, ohne von den anderen kritisiert zu werden. Für die, die reisten, wurde Geld für eine schnelle Notfall-Rückreise bereitgestellt. Und so geschah es, dass wir während des Gazakrieges mit deutschen und südafrikanischen jungen Menschen und mit palästinensischen und jüdischen Israelis in Israel ein Friedensprojekt durchführten: In einem Land, in dem faktisch Krieg herrschte mit den Parteien, die faktisch Krieg miteinander hatten.
Ohne Gerechtigkeit gibt es keinen nachhaltigen Frieden
In allem was wir taten und diskutierten wurde deutlich – all diese jungen Menschen möchten gerne ein gutes Leben führen. Das kann nur in einem friedlichen Miteinander gelingen. Ein solches Zusammenleben auf dieser Erde kann es aber nur geben, wenn wir in konstruktiver Weise für Gerechtigkeit sorgen. Ohne Gerechtigkeit kann es keinen nachhaltigen Frieden geben.
Oder wie es schon unsere christlichen Geschwister aus dem globalen Süden formulierten, als wir im Norden uns nach Frieden sehnten: If you want peace – work for justice!
Ob das gelingen kann, wenn wir im Norden zugeben müssen, dass Gerechtigkeit für uns „Einschränkung“ und erhebliche Veränderung des Lebenswandels bedeutet?
Ich denke „Ja!“ und bleibe zuversichtlich, besonders angesichts der Kinder – auch derer, die wir in unseren Kirchen weltweit taufen - gilt es, tapferer zu glauben und mutiger zu handeln.
Für mehr infos können Sie hier weiterlesen: www.rainbowproject.de