Ostern ist ein Fest der Gegensätze. Die Bibel erzählt von Trauer und Freude, Schmerzen und Erlösung, Gewissheit und offenen Fragen. Denn es passiert eigentlich Ungeheuerliches. Gottes lieber Sohn stirbt am Kreuz. – Aber der Gekreuzigte ersteht wieder auf und verlässt sein Grab.
Vielleicht ist Ostern uns heute näher als in anderen Jahren. Das Leben in der Corona-Krise macht einsam. Viele Menschen haben Angst. Der Tod ist präsent. Aber umso dringender brauchen wir die Freudenbotschaft: „Christ ist erstanden!“
Die Erzählung vom Sterben Jesu und dem Sieg über den Tod entfaltet sich über die gesamte Karwoche bis zum Ostersonntag.
Das Leid im Jubel
Die Karwoche hat mit dem Palmsonntag, 5. April 2020 begonnen. Die Palmwedel geben dem letzten Sonntag der Passionszeit seinen Namen. Ein Blick in die Bibel zeigt: Als Jesus nach Jerusalem kommt, wird er fröhlich begrüßt. Die Menschen jubeln ihm zu, schwenken Palmwedel und feiern ihn als Erlöser und Retter. Was den einen eine Freude, ist den anderen ein Dorn im Auge. Rückblickend betrachtet beginnt für Jesus mit dem Einzug die Leidenszeit: Verrat, Angst, Erniedrigung, Schmerz und am Ende der Tod am Kreuz.
Abschied und Freundschaft zugleich
Der Gründonnerstag, 9. April 2020, ist der erste von drei Kartagen, den Tagen der Trauer. Die Farbe Grün hat mit dem Feiertag nichts zu tun. Gründonnerstag kommt vom althochdeutschen Wort grinan, das zweierlei Bedeutung hat: Grienen für grinsen und greinen für jammern oder weinen. Beides hat der Feiertag in sich. Er erinnert an das letzte gemeinsame Essen von Jesus und seinen Jüngern.
Sie wissen darum, dass einer aus ihren Reihen Jesus verraten hat. Jesus macht den Freunden Mut für eine Zeit ohne ihn. Worte, Zeichen und Handlungen lassen das erkennen: Er segnet die Freunde, wäscht ihnen die Füße und teilt Brot und Wein mit ihnen mit den Worten „Dies ist mein Leib“ und „Dies ist mein Blut“. Zur Erinnerung an diese letzte Mahlzeit feiern Christen in aller Welt heute das Abendmahl (evangelisch) oder die Eucharistie (katholisch). Nach dem gemeinsamen Essen zieht Jesus sich in den Garten Gethsemane zurück und bittet Gott, ihn nicht sterben zu lassen, weil er den Tod fürchtet. Der Gründonnerstag ist also ein Abend, der sowohl von Abschied und Schmerz als auch von Freundschaft und Erinnerung geprägt ist.
Kreuzestod: Alle Hoffnung scheint verloren
Der Karfreitag, 10. April 2020, ist der Tag des Gedenkens an den Tod Jesu. Er stirbt am Kreuz. Das althochdeutsche Wort „Kara“ steckt noch heute im Namen. Es bedeutete Trauer oder Wehklage.
Nach seiner Verhaftung im Garten Gethsemane wird Jesus dem römischen Stadthalter Pontius Pilatus vorgeführt. Dieser findet zwar keine Schuld an ihm, beugt sich aber dem öffentlichen Druck und verurteilt Jesus zum besonders qualvollen Tod durch Kreuzigung. Mit dem Tod Jesu scheint die Hoffnung verloren. Er stirbt, so sagt es die Bibel, zur neunten Stunde, das ist um 15 Uhr.
Bis zum Sonnenuntergang musste der Leichnam Jesu begraben werden, damit er vor wilden Tieren geschützt war. Denn dann begann der Sabbat, an dem die Menschen nichts mehr tun durften. Die Freunde legten ihn also in aller Eile in eine unbenutzte Grabhöhle und rollten einen Stein davor.
Raum für die Trauer
Karsamstag, 11. April 2020: Zwischen Tod und Auferstehung liegt ein Tag, der Samstag vor Ostern. Er ist der letzte der drei Trauertage. Er ist still und es passiert nichts. Der Tag macht der Trauer Platz und gibt ihr Raum. Deshalb ist er in seiner Bedeutung kein „Ostersonnabend“, sondern „Karsamstag“.
Erstaunen und große Freude: Auferstehung an Ostern
An Ostersonntag, 12. April 2020 feiern die Christen die Auferstehung Jesu. Die Bibel lässt an der körperlichen Auferstehung Jesu keinen Zweifel. „Das Grab ist leer!“ rufen die Frauen und Männer, die sich nach dem Sabbat eigentlich um die Grabpflege bemühen wollen. Großes Erstaunen und großen Freude wechseln sich ab. Wo ist der Leichnam hin? Was ist geschehen in der vorangegangenen Nacht?
Erkennen und begreifen: Auferstehung an Ostern
Wie unfassbar die Auferstehung für die Menschen ist, zeigt der Ostermontag, 13. April 2020. Er erinnert an den Weg zweier Freunde nach Emmaus, den sie gemeinsam mit dem auferstandenen Jesus gehen. Die Jünger erkennen ihn aber erst, als er während eines gemeinsamen Essens das Brot mit ihnen teilt.
Wie kann das gehen? Ist Jesus wirklich wieder lebendig geworden? Diese Fragen stellen die Menschen bis heute. Das Ostergeschehen ist tausendfach übersetzt, analysiert und hinterfragt worden.
Im Osterfest erfüllt sich eine Gottesverheißung. Was Gott den Menschen zusagt, das kann nur geglaubt und nicht gewusst werden. Karfreitag und Ostern bilden zusammen das Zentrum des christlichen Glaubens. Es geht um Tod und Leben, um Leiden und Trost, um Hoffnung und Glaube.
In diesem Jahr können Gottesdienste nicht wie gewohnt stattfinden. Aber vielle Menschen finden andere Wege, um die Karwoche zu begehen und Ostern zu feiern. Eine Übersicht von Angebote und Einladungen zu Ostern 2020 im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg finden Sie hier.