Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Pröpstin Kallies zum Jahreswechsel: Wir brauchen Visionen für diese Welt!

Rückblick und Ausblick: Lübecks Pröpstin Petra Kallies schreibt zum Jahreswechsel 2023/24. Copyright: Guido Kollmeier

Lübeck. Zum Jahreswechsel schreibt Petra Kallies, Pröpstin in Lübeck, ihre Gedanken über die Jahreslosung 2024. 

Eindeutiger kann eine Ansage kaum noch sein. Am Ende dieses friedlosen Jahres 2023 ist uns Christ:innen für das neue Jahr ein Merksatz vorgegeben, der es in sich hat: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Der Apostel Paulus hat ihn geschrieben; im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth. (1. Kor. 16, 14)

Zwischen "Hach" und "Boah"

„Hach!“, denken manche. „Wenn wir uns alle nur mehr lieben würden, wäre das Leben so viel schöner! Ja – das ist genau meine Losung 2024.“

„Boah!“, grummeln andere. „Dieses Liebesgebot kleistert doch jede Unstimmigkeit zu! – Geh mir ab mit diesem Satz.“

Nächstenliebe. Mit kaum einem anderen Stichwort werden Christenmenschen und Kirche so sehr verbunden. An der Nächstenliebe wir gemessen. Also ob wir nicht nur davon reden, sondern ob wir sie überzeugend vorleben. Da liegt die Messlatte noch ein Stückchen höher als bei Nichtchrist:innen.

Wie praktiziert Ihr Klimaschutz – Eure Gemeinde, Euer Kirchenkreis, und Du ganz persönlich? Wie sprecht Ihr über andere? Wie verhaltet Ihr Euch bei Meinungsverschiedenheiten? Wie geht ihr mit eigener Schuld und Verantwortung um? Wie steht Ihr zu Fragen, die die ganze Gesellschaft betreffen?

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ ist gerade nicht als frommer Zuckerguss gemeint. Dieser Satz heißt: versuch, die Situation mal mit Gottes Augen Gottes zu betrachten. Was würde Jesus tun? (Wir wissen ja, dass er schwierigen Situationen ganz und gar nicht aus dem Weg gegangen ist.)

„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ ist die Anleitung zu einer christlichen Haltung. Er bedeutet, dass ich mich auch in Konflikten um einen respektvollen Umgang bemühe. Er bedeutet, dass ich bestehende Missstände thematisiere. Er bedeutet, dass ich mich frage, was mein Gegenüber gerade braucht. Dieser Satz ist mehr als nur einer von vielen guten Vorsätzen für das neue Jahr.

Mehr als nur ein Satz

Und erst, wenn wir alle dieses bedacht haben, erst dann, dürfen wir auch die Frage stellen, ob dieser Satz nicht doch auch eine wirklich hilfreiche Jahreslosung für alle Menschen wäre. Viele Entscheidungen würden anders getroffen, wenn man nicht nur fragte, ob es einem selbst nützt, sondern auch, ob es den anderen dient.

„Hach!“, denken manche. „Wenn wir uns alle nur mehr lieben würden, wäre das Leben so viel schöner!“ Ich bin ja nicht so für rosarote Brillen zu haben. Aber mal ganz ehrlich: eine wunderbare Vision für das neue Jahr wäre es doch. „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Und Visionen, wie die Welt auch aussehen könnte, die brauchen wir unbedingt für das Jahr 2024.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Jahreswechsel und Hoffnung für das neue Jahr!

 

Was ist die Jahreslosung?

Die Jahreslosung der christlichen Kirchen wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen (ÖAB) ausgewählt. Die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation spielt dabei keine Rolle, weil die Auswahl stets vier Jahre im Voraus stattfindet. Wichtige Gesichtspunkte sind dagegen, dass eine zentrale Aussage der Bibel in den Blick kommt, und zwar in einprägsamer und möglichst knapper Formulierung, ein Bibelwort, das in besonderer Weise ermutigen, trösten Hoffnung wecken oder auch aufrütteln und provozieren kann. Mehr: www.jahreslosung.net