Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Aufbruch, Begegnung, Frieden: Pröpstin Kallies schreibt zum Pfingstfest

Lübecks Pröpstin Petra Kallies. Copyright: Bastian Modrow

Pfingsten ist das Lieblingsfest von Lübecks Pröpstin Petra Kallies. In ihrem geistlichen Wort erklärt sie, warum. 

Mit Gottes Geisteskraft Grenzen überwinden

Das Pfingstfest bedeutet für mich vor allem: mit Gottes Geistkraft Grenzen überwinden. 
Einmal wanderte Jesus mit den Jüngerinnen und Jüngern durch samaritanisches Gebiet. Juden und Samaritaner hatten gemeinsame religiöse und ethnische Wurzeln, aber im Laufe der Jahrhunderte wurden die Unterschiede als wichtiger angesehen als das Verbindende. Zuerst hatte man sich auseinandergelebt, dann sprach man nicht mehr miteinander. Eines Tages war man sich spinnefeind.

Jesus störte eingefahrene Denkmuster

Im Johannes-Evangelium steht im 4. Kapitel: Jesus war müde von dem langen Weg und setzte sich an den Brunnen. Gegen Mittag kam eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: »Gib mir etwas zu trinken. «Seine Jünger waren nämlich in den Ort gegangen, um etwas zum Essen zu kaufen. Da sagte die Samariterin zu ihm: »Du bist ein Jude, und ich bin eine Samariterin. Wie kannst du mich um etwas zu trinken bitten?« Denn die Juden vermeiden jeden Umgang mit Samaritern.
Jesus antwortete: »Wenn du wüsstest, was für ein Geschenk Gott den Menschen macht und wer dich hier bittet: ›Gib mir etwas zu trinken‹! – dann würdest du
ihn bitten, und er würde dir lebendiges Wasser geben… Wer von diesem Wasser hier trinkt, wird wieder Durst bekommen. Aber wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, wird nie wieder Durst haben. Denn das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle werden: ihr Wasser fließt und fließt – bis ins ewige Leben.«

Wer glaubt, muss andere nicht unterdrücken

Nein, Jesus hat die Feindschaft zwischen Samaritanern und Juden nicht beendet. Leider nicht. Aber er hat die eingefahrenen Denkmuster gestört. Er hat mit einer samaritanischen Frau gesprochen (doppelter Faux-pas in den Augen der anderen!). Er hat die vorgegebenen Grenzen und Schranken zwischen ihnen einfach ignoriert. Er hat sie über-brückt. Ihr hat er erzählt, was Glauben bedeutet: sich von Gott beschenken lassen. Wer glaubt, braucht nicht länger „mehr-mehr-mehr!“ Wer glaubt, muss andere nicht unterdrücken. Wer glaubt, kann mit der Macht des lebendigen Wassers Grenzen überwinden.
Pfingsten ist mein Lieblingsfest, denn es verheißt Aufbruch, Begegnung und Frieden. Ich wünsche Ihnen ein frohes Pfingstfest!