Donald Trump, die Etablierung des rechten Gedankengutes, die anstehende Regierungsbildung in Deutschland und die Brücken in Lübeck: Die Polit-Talk-Gruppe der Kirchengemeinde in St. Jürgen sieht vier große Themen des ausgehenden Jahres auch 2018 auf der politischen Agenda.
Einmal im Monat kommen die Jugendlichen zusammen, um sich zu politischen Themen auszutauschen. Ganz gleich, ob es die Weltbühne, Europa, Bundespolitik oder die lübschen Themen sind - die Jugendlichen zwischen 14 und 26 Jahre bilden sich im Diskurs eine Meinung. Dabei ist es völlig egal, ob jemand Erfahrung hat oder nicht. Jeder kommt zu Wort, Unbekanntes wird erklärt, Fragen beantwortet. Inhaltliche Differenzen dürfen stehen bleiben, gestritten wird in der Sache, das Persönliche bleibt außen vor.
An den Neuen in Lübeck
An den neuen Bürgermeister in Lübeck, Jan Lindenau, haben sie ganz klare Erwartungen. Die Fahrradwege sollten wenigstens dringend saniert werden, damit die Jugendlichen möglichst unfallfrei zur Schule, ihren Freunden oder Hobbys kommen. Ein komplett neues Rad- und Buskonzept wäre zwar noch besser. Ihnen ist aber bewusst, dass die Hansestadt Lübeck auf einem riesigen Schuldenberg sitzt. Den sollte der Neue im Blick behalten, damit die Stadt insgesamt handlungsfähig bleibt. Die Jugendlichen erleben in ihrem Schulalltag selbst, wie lange es dauert, bis Schultoiletten saniert und Unterrichtsräume modernisiert werden.
Richtig genervt sind die Jugendlichen aus St. Jürgen von der Dauer der Possehl-Brückensanierung. Wie viele Lübecker nutzen sie die direkte Verbindung zu Bahnhof und Innenstadt regelmäßig. Die meisten von ihnen setzen mittlerweile auf das Rad – einfach weil es schneller geht. Diesen Effekt, den die langen Baustellen-Staus mit sich bringen, finden sie insgesamt positiv. Aber für Menschen, die das Rad nicht nutzen können, seien die langen Fahrtzeiten nicht zumutbar. Mit den anstehenden neuen Brückenbaustellen in Lübeck sehen sie einen noch größeren Verkehrskollaps auf die Stadt zukommen. So ganz verstehen die Jugendlichen nicht, warum es kein zentrales Baustellenmanagement gibt. Zumal sie sich als Fahranfänger insgesamt klare und sichere Wegeführungen auch für PKW wünschen.
Die Bundestagswahl und ihre Folgen
Mit großer Aufmerksamkeit beobachten die Jugendliche der Polit-Talk-Gruppe die Etablierung des rechten Gedankengutes in der Gesellschaft. Das Wahlergebnis der AfD liegt ihrer Meinung nach nicht nur an den sogenannten Protestwählern. Sie vermuten außerdem Resignation in der Bevölkerung, die in der geringen Wahlbeteiligung sichtbar werde.
Die schwierige Regierungsbildung in Deutschland verfolgen die Jugendlichen mit großem Interesse. Das Scheitern der Jamaika-Koalitionsgspräche, eine mögliche Neuauflage der großen Koalition oder gar eine Regierungsbeteiligung der AfD: Die Meinungen sind gespalten. Die Mehrheit der Jugendlichen hält aber Neuwahlen für den falschen Weg. Immerhin sei das Wahlergebnis der Wille des Volkes. Da müsse es einen Weg geben, diesen umzusetzen. Die Beteiligung an Neuwahlen würde vermutlich noch geringer ausfallen, die Politikmüdigkeit weiter steigen.
Immer wieder: Donald Trump
Donald Trump wird auch in 2018 die Polit-Talk-Gruppe immer wieder mit Themen versorgen – das ist für die Teilnehmer sicher. Allein die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels im Dezember stelle den gesamten Friedensprozess der letzten Jahre in Frage.
Weitere Infos:
Die Polit-Talk-Gruppe hat sich im Februar 2017 aus der Jugendarbeit der Kirchengemeinde in St. Jürgen heraus formiert. Eingeladen sind Jugendliche und junge Erwachsene. Die Leitung hat Diakon Udo Blankenstein. Er arbeitet mit den Jugendlichen nicht nur im Plenum sondern setzt zum Einstieg ins Thema auf Bildkarten, Ausschnitte aus Dokumentationen oder Satireschnippsel. Neben dem Talk im Plenum sammeln die Jugendlichen in Kleingruppen Informationen und erarbeiten erste Ideen. Erster Termin in 2018 ist am Donnerstag, 18. Januar 2018 um 19 Uhr in den Jugendräumen der Kirchengemeinde in St. Jürgen, Ratzeburger Allee 23. Danach finden die Treffen immer am ersten Donnerstag im Monat statt. Wer dazukommen möchte, meldet sich für weitere Informationen bei Udo Blankenstein. Das geht am besten per E-Mail an blankenstein@st-juergen.de .