Gemeinsames Einsprechen für den Radio-Gottesdienst: Pastorin Inga Meißner und Pastor Robert Pfeifer. Copyright: Nicole Grini
Das neue Format, Gottesdienste im Radio zu feiern, entstand quasi aus dem Nichts heraus. Als Mitte März der Corona-Lockdown kam und damit auch alle Gottesdienste abgesagt wurden, kam den Pastoren von St. Marien, Inga Meißner und Robert Pfeifer, die Idee: „Ich musste selbst in Quarantäne, da ich mit einigen Konfis in der Schweiz war“, erinnert sich Inga Meißner. „So konnte ich das Geschehen aus der Halbdistanz beobachten und fragte mich, wie wir denn jetzt unsere Zielgruppe erreichen können“. Ihr war es wichtig, insbesondere die Menschen im Blick zu haben, die digital nicht affin sind. „Und so entstand unsere Kooperation mit dem Offenen Kanal Lübeck“. Das Schöne: „Auch digitale Menschen hören unsere Gottesdienste“.
Genau 60 Minuten Sendezeit
Seitdem wird Woche für Woche eine genau 60-minütige Sendung produziert, die sonntags um 10 Uhr über die Frequenz FM 98,8 oder direkt auf der Homepage des Offenen Kanals (www.oksh.de) per Livestream zu hören ist. Die Technik für die Aufnahmen war schnell beschafft und weitere Innenstadt-Kirchengemeinden wie St. Jakobi und der Dom zu Lübeck nahmen ihre Gottesdienst-Sendungen auf. „Diese Kooperation wird auch künftig beibehalten“, so Meißner. Gleichzeitig zu den Radio-Gottesdiensten wird seit einigen Wochen auch wieder der Präsenz-Gottesdienst – unter Einhaltung der Abstandsregeln – in St. Marien gefeiert. „So bereiten wir also jede Woche zwei unterschiedliche Gottesdienste vor.“ Denn vieles sei nicht eins zu eins umsetzbar. „In der Kirche predigen wir anders als im Radio“.
Kooperation mit anderen Innenstadt-Gemeinden
Dompastorin Margrit Wegner sprach gemeinsam mit dem Team von St. Marien, ihrem Kollegen Pastor Martin Klatt, der Innenstadtverbandsvorsitzenden Cornelia Schäfer und Vikarin Carolin Sauer einen Gottesdienst ein – zu Ostern: „Das klappte super, Hand in Hand zu arbeiten macht großen Spaß“. So würden die Kirchengemeinden der Innenstadt noch weiter zusammen wachsen. Ihr Fazit zu der besonderen Zeit während der Corona-Krise lautet: „Baut miteinander Brücken! Es ist ganz viel möglich.“
Sendungen als Andachten in Seniorenheimen
Langfristig werde darüber nachgedacht, die Gottesdienste aus einer der Innenstadtkirchen im Wechsel live im Radio zu übertragen. „Der offene Kanal hat uns bereits technische Unterstützung zugesagt“, informiert Inga Meißner. Dann könne auch die Zuhörer-Zahl gemessen werden – das sei bei einer Frequenz im Radio sonst nicht möglich. „Doch auch ohne diese Zahlen wissen wir, dass unser Format gut angenommen wird. Wir erhalten sehr viel Feedback, auch europaweit. Unser Hörerkreis wird größer, das Internetradio macht es möglich“. Besonders freut sich die Marienpastorin darüber, dass die Radio-Gottesdienste für Sonntagsandachten in Altenheimen eingeschalten werden und so den Senior:innen Freude und Zuversicht in diesen unsicheren Zeiten bringen. „Ich bin wirklich sehr dankbar für dieses neue Format“, ergänzt Inga Meißner.
So läuft ein Radio-Gottesdienst ab:
Der Radio-Gottesdienst läuft genau 60 Minuten und nimmt das klassisches Format auf. Die reine Sprechzeit beträgt maximal drei Minuten. Es folgt eine Musikeinspielung, um Raum für eigenen Gedanken zu geben, bevor weitergesprochen wird. Die klassische Predigt ist in der Mitte platziert.
Für Kreativität und Experimentelles ist viel Raum: So wurden zu Pfingsten Texte von Muttersprachlern eingesprochen – auf spanisch, englisch, portugiesisch, polnisch und französisch. Auch literarische Leckerbissen finden ihren Weg in die Radio-Gottesdienste. Zu Beginn wurden diese in der Kirche aufgezeichnet, das hat sich geändert. Der Qualitätsverlust des Tones ist in der weiten Kirchenhalle zu groß. Die Aufnahmen werden jetzt in den Büros umgesetzt.