Ratzeburg: „fit für familie“ feierte zehnjähriges Jubiläum, 12.11.2014

In der vergangenen Woche (12. November 2014) wurde das runde Jubiläum von „fit für familie“ gefeiert - dem Gemeinschaftsprojekt des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg und der Ev. Familienbildungsstätten Ratzeburg, Schwarzenbek und Lauenburg.

„fff“ – diese drei Buchstaben stehen für die Elternkurse „fit für familie“. Das Gemeinschaftsprojekt des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg und der Evangelischen Familienbildungsstätten Ratzeburg, Schwarzenbek und Lauenburg wurde im Jahre 2004 ins Leben gerufen. In der vergangenen Woche (12. November 2014) feierten Freunde und Förderer aus Kirche und Politik, örtliche Kooperationspartner, Schulleiter und Kursleiterinnen das runde Jubiläum. Unter die Gratulanten mischten sich auch Pröpstin Frauke Eiben, Rüdiger Jung vom Kreis Herzogtum Lauenburg und Rainer Voß, Ratzeburgs Bürgermeister.

Weitere Vernetzung geplant

„Als wir mit den Elternkursen begannen, war uns klar, dass wir gemeinsam präventiv sein und etwas tun wollen, bevor das Kind buchstäblich in den Brunnen fällt“, sagte Heiko Steiner, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg. Die Elternkurse würden kreisweit organisiert – in Städten wie Geesthacht, Lauenburg, Mölln, Ratzeburg und Schwarzenbek, aber auch in Dörfern. „Überall dort, wo Bedarfe sind“, so Steiner. „fit für familie“ ist in vier Gruppierungen unterteilt: für Eltern von Kindern von einem bis sechs Jahren und sechs bis zehn Jahren, für Eltern und Jugendliche in der Pubertät sowie mit interkulturellem Schwerpunkt. Ein Kurs umfasst zehn Doppelstunden und findet in den Abendstunden oder in Kombination mit Wochenenden statt. Seit 2004 konnten so über 600 Familien erreicht werden. „Und 1200 Kinder und Jugendliche, für uns das wichtigste. Das gibt uns den Mut, weiter zu machen“. Im Laufe der zehn Jahre wurden die Aus- und Fortbildungen der Kursleiterinnen weiter entwickelt, die zu zweit eine Gruppe von acht bis 16 Teilnehmenden betreuen. Für die Zukunft geplant ist eine weitere Vernetzung lokalen Familienangeboten, Veranstaltungen und die Qualitätssicherung der Kurse. „Das Projekt, das mit null Euro startete, ist heute eine eigene Institution. Dank der Unterstützung des Kreises, der Stadt Geesthacht, des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, Spenden und Kooperationspartnern konnte dies gelingen“. Die jährlichen Kosten von „fit für familie“ belaufen sich auf 24.500 Euro. „Das ist sehr wenig gegenüber 19 Millionen Euro Kosten an Pflichtleistungen des Kreises für Vorsorge und Intervention“, betont Rüdiger Jung, Fachbereichsleiter Jugend, Familie, Schulen und Soziales des Kreises Herzogtum Lauenburg.

Zeit und Raum für Fragen und Unsicherheiten

Katrin Ackermann, Koordinatorin des „fff“-Projektes, berichtet: „Eltern finden Zeit und Raum, über ihre Ängste zu erzählen, Fragen zu stellen und sich mit anderen Eltern über Erfahrungen in der Erziehung auszutauschen. Sie reflektieren sich selbst und gelangen zu mehr Offenheit, Klarheit und Humor“. Pröpstin Frauke Eiben zitierte ein afrikanisches Sprichwort: „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Heute, in einer Zeit in der sich Familientraditionen ändern, sei es wichtig den Blick zu weiten. „Familie kann auch eine soziale Familie sein“.  

Streiflichter erzählten aus dem Alltag

Beispiele aus dem Alltag der Elternkurse zeigte Petra Woelky, Leiterin der Ratzeburger Familienbildungsstätte, in den „Steiflichtern“. Darunter auch Conny Schermann aus Schwarzenbek, Mutter dreier Kinder, die 2008 selbst einen Kurs besuchte: „Ich lernte mehr Gelassenheit im Umgang mit meinen Kindern“. Die Atmosphäre in der Gruppe bezeichnet Schermann als „locker und lustig“, schwer seien ihr anfangs die Rollenspiele gefallen. Aber dadurch entwickelte ich mehr Verständnis für meine Kinder Die beiden Kursleiterinnen Ira Morgenstern und Meike Franck berichteten: „Eltern erleben bei uns ein gutes, anregendes Miteinander und stellen fest, dass Sie mit Ihren Fragen  und Problemen nicht allein sind.  Sie erkennen ihre eigenen und die Ressourcen ihrer Kinder, sodass der Blick weg von den Problemen hin zu den Lösungen gelenkt wird, denn, wie schon Janusz Korczak sagte: Jedes Kind ist schon ein Mensch, es muss nicht erst einer werden“. Der Schulleiter des Marion-Dönhoff-Gymnasiums, Dr. Thomas Eggers, legte in einem weiteren „Streiflicht“ dar, welchen positiven Effekt es für Institutionen wie Schule oder Kita habe, einen Elternkurs anzubieten.

Vortrag von Uta Maier-Gräwe war Höhepunkt

Den Höhepunkt des Festaktes bildete der Vortrag der Soziologin und Ökonomin Prof. Dr. Uta Maier-Gräwe, der sich dem Thema „Familie – unverwüstlich bis in alle Ewigkeit oder ein Auslaufmodell?“ widmete: „Eines kann ich Ihnen schon sagen: Familie ist kein Auslaufmodell“, witzelte Maier-Gräwe. „Doch wir müssen aufpassen, dass Familien in unserer Gesellschaft nicht noch weniger werden“. Wenn heute mit „Peanuts“ in ein Projekt wie „fit für familie“ investiert werde, könnten später hohe Folgekosten für psychiatrische Behandlungen oder Sozialleistungen vermieden werden. „Frühe Förderungen wirken sich positiv auf die Gesundheit von Kindern und Jugendliche und ihre Bildungsbiografie aus. Das ist ein unbestrittenes hohes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Wir brauchen ein Umdenken, sonst bricht das „Humanvermögen“ unserer Gesellschaft irgendwann ein und wir können international nicht mehr mitmischen“. Wenn das nicht ein gutes Grund ist, selbst einmal einen Elternkurs zu besuchen! Nähere Informationen sind unter www.elternkurse-fff.de zu finden.


Foto: Sie feierten mit vielen Gästen das zehnjährige Jubiläum der Elternkurse „fit für familie“: Kerstin Dlugi und Regina Schneider, Leiterinnen der Evangelischen Familienbildungsstätten Schwarzenbek und Lauenburg, Heiko Steiner, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg, Katrin Ackermann, Projektleiterin von „fff“, Petra Woelky, Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte Ratzeburg und Pröpstin Frauke Eiben (v. li. n. re.)