Am 19. Oktober 2016 erscheint die reviderte Lutherbibel 2017. In der Mittagsandacht um 12 Uhr in St. Marien erhalten am Dienstag, 25. Oktober 2016, alle Lübecker Kirchengemeinden von Pröpstin Petra Kallies eine neue Altarbibel - ein Geschenk der Nordkirche.
Keine Bibelübersetzung hat die deutsche Sprache und Literatur so geprägt wie die Lutherbibel. Zum Reformationsjubiläum gibt die Deutsche Bibelgesellschaft zum 19. Oktober 2016 (erster Tag der Frankfurter Buchmesse) die revidierte Lutherbibel 2017 heraus. Rund 260.000 Exemplare werden als Startauflage gedruckt. Die revidierte Bibel von Oktober 2016 an die gültige Ausgabe. 70 Theologinnen und Theologen arbeiteten an der Übersetzung.
Im Rahmen der Mittagsandacht um 12 Uhr in St. Marien erhalten am Dienstag, 25. Oktober 2016, alle Lübecker Kirchengemeinden von Pröpstin Petra Kallies eine neue Altarbibel - ein Geschenk der Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). Aus dieser wird im Anschluss rund 20 Minuten auf dem Markt gelesen. Dazu sind Pastorinnen und Pastoren, Kirchengemeinderatsmitglieder, Küsterinnen und Küster sowie Kirchenmusikerinnen und -musiker eingeladen - sie alle werden zeitgleich ihre Lieblingsbibeltexte vorlesen.
Pröpstin Petra Kallies: „Beim Bibellesen geht es nicht um fromme Gefühle, oder um die gedankliche Annahme eines höheren Wesens. In der Bibel wird es konkret. Wir glauben, dass Gott selbst aus ihren Worten spricht: Tröstende Worte. Ermahnende Worte. Zornige Worte. Liebevolle Worte. Auch das war für die Reformatoren wichtig und prägt unsere Konfession bis heute: Bibel für alle! Jede Frau, jeder Mann, jedes Kind soll die Bibel selbst lesen können - sich inspirieren lassen von biblischen Geschichten und Texten, sich eine eigene Meinung bilden, selbst die Schätze in diesem Buch heben, die Antworten geben auf meine ganz persönlichen Fragen. Wer in der Bibel liest, erlebt, dass einen nicht jeder Text allezeit anspricht. Denn aus den Buchstaben, den von Menschen formulierten Worten, wird dann Gottes persönliches Wort, wenn Gottes Geist dazukommt. In diesen Momenten, in denen man versteht: „Das geht mich an. Heute. Im Jetzt und Hier. Gottes Wort für mich.“
Die Revision 2017
Welches Maß an Veränderungen die neue Lutherbibel gegenüber der Fassung von 1984 aufweist, zeigt ein Blick in die Statistik: Von den rund 31.000 Versen des Alten und Neuen Testaments haben rund 12.000 Verse eine Änderung erfahren. Hinzu kommen rund 4.400 Verse in den apokryphen Schriften von denen etwa 3.700 also über 80 Prozent geändert wurden. Insgesamt weist die Lutherbibel 2017 fast 16.000 Verse auf (44 Prozent), die von der 1984er Ausgabe abweichen. Die Bandbreite der Bearbeitungen reicht von geringfügen Anpassungen in der Zeichensetzung über den Austausch einzelner Wörter bis hin zur vollständigen Neuübersetzung einzelner Verse.
Ein Vergleich des Wortbestands zwischen der 1984er und 2017er Fassung: Trotz der hohen Zahl veränderter Verse sind im Durchschnitt nur rund zehn Prozent der Wörter abgeändert worden. Aufgrund der massiven Überarbeitung der Apokryphen liegt der Wert für Neues und Altes Testament allein sogar bei nur fünf Prozent. Bei rund einem Drittel der Änderungen handelt es sich um Korrekturen früherer Revisionen handelt. In vielen Fällen erfolgte dabei eine „Rückrevision“ zur Fassung von 1545, die nicht nur die Sprache Martin Luthers authentisch wiedergibt, sondern oftmals auch philologisch exakter ist als die letzten Revisionen. Den Verantwortlichen war es wichtig, Eingriffe in den Text behutsam und in den meisten Fällen nur punktuell durchzuführen.
Und was passiert mit den alten Bibeln, wenn sich eine Kirchengemeinde die neuen Ausgaben anschafft? Das bleibe den Gemeinden überlassen, die Deutsche Bibelgesellschaft gibt keine „Empfehlung“ dafür, was man mit älteren Bibelausgaben machen könnte oder sollte. „Viele Leser schauen auch weiterhin von Zeit zu Zeit in ihre alte Bibel oder behalten sie als Erinnerungsstück“, so Sven Bigl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Bibelgesellschaft. Der Bedarf nach Entsorgung sei daher nicht besonders groß.
Hintergrund:
Als Martin Luther 1522 die Arbeiten an seiner ersten Übersetzung des Neuen Testaments beendete, schuf er nicht nur einen Bestseller des frühen Buchdrucks, sondern prägte die Entwicklung der deutschen Sprache – bis in die heutige Zeit. Wir „tragen jemanden auf Händen“ (Ps 91,12), hüten etwas „wie unseren Augapfel“ (Dtn 32, 10), arbeiten „im Schweiße unseres Angesichts“ (Gen 3,19) oder rennen von „Pontius zu Pilatus“ (Lk 23,6-12). All diese Redewendungen gehen auf die Bibelübersetzung Martin Luthers zurück. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Lutherbibel immer wieder umfassenden Überprüfungen unterzogen, auch wenn ihre Kriterien sich häufig verschoben haben. Nachdem die erste „Durchsicht“ von 1892 eine Vereinheitlichung des Luthertextes anstrebte – zuvor waren zahlreiche, voneinander abweichende Versionen der Lutherbibel im Umlauf – versuchten die Revisionen des 20. Jahrhunderts, den Text sprachlich zu modernisieren. Die Revision von 2017 wird der traditionellen Bedeutung der Luthersprache wieder mehr gerecht und stellt vielfach die Formulierungen des Reformators wieder her. Damit kehrt die Lutherbibel 2017 mit ihren
rund 1500 Seiten zu Luther selbst zurück.
Weitere Änderungen
Neben den eigentlichen Bibeltexten wurden auch sämtliche Begleittexte und Informationen gründlich überprüft und überarbeitet. Dazu gehören die verschiedenen Zwischenüberschriften, die Sacherklärungen, Landkarten und angegebenen Parallelstellen. Auch wurden sämtliche Kernstellen überprüft. Diese hervorgehobenen Verse gehen auf Luther selbst zurück und stellen eine Besonderheit der Lutherbibel dar. Ihr Bestand hat sich im Lauf der Revisionsgeschichte immer wieder geändert. Die Lutherbibel 2017 hat vor allem theologische Kernsätze in diesen Kanon aufgenommen. Reduziert wurden dagegen eher moralisierende Verse.
Übrigens…
kommt das Wort „Liebe“ 203 Mal in der Lutherbibel vor, „Hass“ nur 24 Mal. Die 70 Experten arbeiteten insgesamt 2600 Wochen an der Revision - Martin Luther übersetzte das Neue Testament in elf Wochen. Luther setzte auf seine Editionen die Lutherrose, ab 1525 sein Markenzeichen, um sich von der Flut der Nachdrucke abzusetzen. Sie steht für Qualität und Authentizität der Lutherbibelausgaben, die bei der Deutschen Bibelgesellschaft erscheinen.
Neue Lutherbibel als App
Zum 500. Reformationsjubiläum verschenkt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) die revidierte Lutherbibel 2017 im Jubiläumsjahr als kostenlose App.
Foto: Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart