Die Pastoren Stephan Rost und Ciprian Mátéfy werden am 8. Mai 2016 offiziell von Pröpstin Frauke Eiben in ihrem neuen Amt in der Kirchengemeinde Sandesneben begrüßt. Beginn des Gottesdienstes ist um 15 Uhr in der St. Marien-Kirche.
Die Pastoren Stephan Rost und Ciprian Mátéfy werden am 8. Mai 2016 offiziell von Pröpstin Frauke Eiben in ihrem neuen Amt in der Kirchengemeinde Sandesneben begrüßt. Beginn des Gottesdienstes ist um 15 Uhr in der St. Marien-Kirche.
Die 33 und 38 Jahre jungen Männer bringen die besten Voraussetzungen für die beiden Vollzeitstellen in Sandesneben mit: „Ich war im ländlichen Gebiet Nordsachsens, in Börln, Pastor. Dort gab es eher kleine Gemeinden, die sich in einem nicht kirchlichen Umfeld behaupten mussten. Die Leute, die dort aktiv waren, waren es aus ganzem Herzen“. Dort habe er gelernt, eine Gemeinde zusammenzuhalten und ein lebendiges Leben zu gestalten. „Und auch über den Tellerrand zu schauen. So habe ich eine aktive Jugend- und Familienarbeit aufgebaut – über innere und äußere Grenzen hinweg“. Für den gebürtigen Dresdner ist das Thema Seelsorge mit der wichtigste Aspekt seiner Arbeit: „Besonders im ehemaligen Osten merkt man die Wehmut über Verschwinden von Dingen die mal waren – dass sie weggebrochen sind. Statt Sicherheit gab es Arbeitslosigkeit. Auch Freiheit, natürlich. Aber größtenteils herrscht doch Wehmut bei den Menschen“.
Ciprian Mátéfy wirkte direkt in der Großstadt als Pastor, im „Neu-Kölln Dresdens“, dem Stadtviertel Johannstadt, einem sozialen Brennpunkt. „Flüchtlingsarbeit und Integration waren hier Schwerpunkte“, so Mátéfy. Er begleitete eine offene, soziale Jugendarbeit, knüpfte wichtige Netzwerke – wie zur Tafel und zur Stadt. „Letzteres ist nicht selbstverständlich im „Osten“, von sich aus wäre die Kommune wohl nicht auf uns zugekommen“, schmunzelt der Geistliche. Doch der Kontakt habe sich als überaus fruchtbar erwiesen – für die Zusammenarbeit beim Flüchtlingsthema und in anderen Bereichen. Auch viele persönliche Besuche standen auf Mátéfys Plan: „Seelsorge ist der Mittelpunkt unserer Arbeit, über persönlichen Kontakt baut man eine Gemeinde auf“. Gleichzeitig versuche er, das Evangelium in die heutige Zeit mit modernen Worten zu übersetzen. Eine Herzensangelegenheit in Dresden war für den gebürtigen Rumänen auch die ökumenische und interreligiöse Arbeit. „Unsere Gemeinde hatte sehr gute Beziehungen zur katholischen Gemeinde, zum Rabbi und zum Imam. Alle gingen aufeinander zu – das ist ein anderes Bild als das, was lange von Dresden im Fernsehen zu sehen war“.
Als die beiden Männer die Ausschreibung für Sandesneben lasen, dachten sie an einen echten Glücksfall: „Vor allem, weil die Flüchtlingsarbeit in der Anzeige explizit angegeben war. Perfekt!“, so Mátéfy. „Eins kam zum anderen. Wir sind seit 2014 verheiratet und wollten nun endlich zusammen arbeiten und leben. Wir hätten auch zwei Stellen in benachbarten Orten gerne genommen. Wie es jetzt kam – das ist einfach Fügung“, freut sich Stephan Rost.
Die nächsten Monate wollen die beiden Pastoren damit verbringen, viel in ihrer Kirchengemeinde herumzufahren, Leute kennenzulernen, zuzuhören, hinzuschauen und sich ein Bild von der Gemeinde zu machen, um dann gemeinsam neue Dinge zu bewegen. „Arbeitsfelder wie die Kindertagesstätten, die Familienarbeit und das große Engagement in der Flüchtlingsarbeit haben wir natürlich schon kennen und schätzen gelernt“, erklärt Mátéfy.
In der Freizeit reist das Paar sehr gerne, unter anderem nach Italien oder Südafrika, und guckt sich gerne fremde Städte an – allerdings abseits der bekannten Touristenrouten.
Stephan Rost und Ciprian Mátéfy wollen einen guten Job machen und mit ihrer Arbeit überzeugen. Bereits vor ihrer Ankunft in Sandesneben sorgten sie für mediales Aufsehen. Der Grund: Sie sind verheiratet, miteinander, und leben wie ein ganz normales Ehepaar zusammen. Die Männer zeigen sich erstaunt ob des großen Medieninteresses. „Schwulsein ist doch nichts Neues mehr. Und das Bild von Familie mit all ihren Facetten hat sich sehr geändert“. In der Nordkirche, zu dem der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gehört, haben die in Eingetragener Lebenspartnerschaft lebenden, homosexuellen Pastorinnen und Pastoren dieselben Rechte wie alle ihre Kolleginnen und Kollegen und dürfen gemeinsam in einem Pastorat wohnen. Für Pröpstin Frauke Eiben war die Lebensweise von Rost und Mátéfy bei der Einstellung nicht von Interesse, ihr Augenmerk lag auf der Qualifikation als Pastoren: „Sie überzeugten mit ihrer Bewerbung“. Das sah der Sandesnebener Kirchengemeinderat genauso und entschied sich einstimmig für die beiden Pastoren.
Stephan Rost wurde 1977 in Dresden geboren und wuchs hier auch auf. Er studierte in Leipzig, in Heidelberg und Rumänien Theologie und legte das Vikariat in Chemnitz und Rom ab. Von 2011 bis März 2016 war Rost Pastor in Börln, Nordsachsen.
Ciprian Mátéfy erblickte 1982 im rumänischen Brasov (ehemals Kronstadt) das Licht der Welt. Er studierte in Klausenburg und Hermannstadt (Rumänien) Theologie und erhielt ein Stipendium des Lutherischen Weltbundes, um ein Jahr in Leipzig zu studieren – daraus wurden mehrere Jahre. In Oschatz absolvierte Mátéfy sein Vikariat und war von 2014 bis März 2016 Pastor in der Johanneskirchgemeinde in Dresden.