Sanierung der Domtürme: Steine zum Staunen

Die Ausstellung im Ostchor lädt zum Staunen, Sehen, Lesen und Fühlen ein. Copyright: Lutz Roeßler

17 große Schautafeln im Ostchor, drei unter der Orgel sowie zwei Video-Monitore im Eingangsbereich inklusive einem großen, illuminierten Riss in der Backsteinwand illustrieren die Themen rund um das Gotteshaus und die Sanierung. Die Ausstellung soll etwa acht Jahre zu sehen sein – solange bis die Sanierung der Zwillingstürme des Doms abgeschlossen ist. Die Kosten der geplanten Maßnahmen belaufen sich auf 23 Millionen Euro. Lübecks Bürgermeister und Schirmherr des Projekts „Sieben Türme will ich sehen“  überbrachte ein Grußwort: „Die Ausstellung im Dom macht in besonderer Weise das großartige Engagement für Lübecks Kirchtürme sichtbar und erläutert, wie vielfältig und aufwändig die notwendigen Sanierungsarbeiten sind. Ein echtes Erlebnis am authentischen Ort, das man gesehen haben muss“.

Von der Geschichte bis ins Heute

Dargestellt sind auf den knapp fünf Meter hohen Planen die historische Geschichte des Doms, die Entstehung und Aufgaben der Kirchenbauhütte, die Ergebnisse der Voruntersuchungen an den Doppeltürmen inklusive der Bauwerksanalyse und Darstellung der Bohrkerne, die geplanten Sanierungsmaßnahmen, die Finanzen des Doms und des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, das Leben in der Domgemeinde und das Fundraising Projekt „Sieben Türme will ich sehen“. Eine elektronische Spendensäule, die einfach zu bedienen ist, komplettiert die Schau. „Mit der Sanierung der gewaltigen Doppeltürme des Lübecker Doms liegt eine besonders große Aufgabe vor uns. Ich danke allen, die uns dabei unterstützen – und wünsche mir, dass die Ausstellung dazu motiviert“, sagt Pröpstin Petra Kallies. Kirchen sind Orte, die besonders in Krisenzeiten Halt geben: „Insbesondere die alten Kirchen, die viel Leid und Unglück „gesehen“ haben. Auch darum ist es wichtig, sie für die nächsten Generationen zu erhalten.“ 

Ehrenamtliches Engagement und Herzblut

„Uns war wichtig, nicht nur die Vergangenheit des Domes und die spannenden Geschichten der vergangenen Jahrhunderte zu zeigen. Wir möchten die Besuchenden neugierig machen auf das, was heute das bunte Gemeindeleben ausmacht: Angebote für alle Generationen, vor allem für Kinder, Jugendliche, Familien. Das zeigt auch die Entstehung der Ausstellung. Sie wäre nicht möglich gewesen ohne das große Engagement Ehrenamtlicher, die sich dem Dom so sehr verbunden fühlen“, erläutert Dom-Pastorin Margrit Wegner. Ihr Kollege Martin Klatt ergänzt: „Die Ausstellung führt die wechselseitige Beziehung zwischen den Menschen und dem Dom in seiner langen Geschichte vor Augen. Von Anfang an haben sich die Menschen mit viel Herzblut um den Dom gemüht – jede Generation aufs Neue. Und immer gab der Dom ihnen etwas zurück – einen Raum für Freude und Glück, für Kummer und Angst. So vieles ist anders geworden in der mehr als 800jährigen Geschichte des Doms, das aber ist geblieben bis heute“.

Fotos veranschaulichen die Inhalte

Der Ausstellung vorangegangen sind intensive Planungen und Recherchen für die textlichen Inhalte und des Bildmaterials, das Verfassen und Lektorieren der Texte, deren Übersetzung in die englische Sprache. Wichtig bei so einem Unterfangen ist die Fotoauswahl – sie untermalen die Inhalte und machen Besucher neugierig. So erwarten den Ausstellungsbesucher der Dom als Schwarzweißaufnahme brennend und ohne seine beiden Türme, mittelalterliche Darstellungen, Schadensbilder bis ins Detail, Alterskartierungen der Backsteine und natürlich die Menschen, die für und unter den sieben Türmen arbeiten. 

Cornelia Schäfer, Leiterin des Sieben-Türme-Projekts, sagt: „Die Bilder dieser Ausstellung nehmen uns mit in die bewegte und bewegende Geschichte des Lübecker Doms. Sie erzählen von großer Leidenschaft und beeindruckendem Durchhaltevermögen in den verschiedenen Bauphasen, insbesondere beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie geben einen detaillierten Einblick in die Planung der anstehenden Sanierung. Und sie laden Kleine und Große dazu ein, am bunten Gemeindeleben unter den Domtürmen teilzuhaben.“ Die Ausstellung werde sich dynamisch an die Sanierung und die einzelnen Phasen anpassen.

Sakraler Bedeutung des Doms gerecht werden

Konzipiert und grafisch umgesetzt wurde die Ausstellung von Markus Endreß von der Werbeagentur „Faszinovum“. Vor seinem geistigen Auge entstanden Größe und Anordnung der Schauplanen, Foto-Ideen und inhaltliche Schwerpunkte. Er vermaß und designte die Tafeln, besuchte Besprechungen, verwarf, änderte und gestaltete neu:  „Herausfordernd war das Sammeln der vielen kleinen Mosaikteile aus Bildern, Grafiken und Texten sowie deren richtigen Auswahl – damit sie ein sichtbares und verständliches Bild entstehen lassen. Mir brachte die Beschäftigung mit diesen Quellen viele neue Informationen über den Dom und seine zukünftige Sanierung, die einem normalerweise verborgen bleiben. Bei der Entwicklung des Ausstellungskonzeptes stand neben den Inhalten auch die Besonderheit des Ausstellungsortes im Fokus. Hier galt es, technische Lösungen zu finden, die der sakralen Bedeutung des Doms und seiner 850-jährigen Geschichte gerecht werden.“

Grafiker Markus Endreß ist stolz auf die Gestaltung der Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit aller Beteiligten umgesetzt wurde.

Bürgermeister und Schirmherr des Sieben-Türme-Projekts, Jan Lindenau, vor dem illuminierten Riss im Eingangsbereich des Doms.

Historiker Dr. Jan Zimmermann spendet 100 Euro an der digitalen Spendensäule.

Markus Endreß, Petra Kallies und Cornelia Schäfer halten Steine zum Staunen in ihren Händen.