Schwarzenbek: Erinnern an Kinderschicksale, 15.04.2012

Jugendliche erinnerten in Schwarzenbek am Sonntag, 15. April in einem Gottesdienst an Kinderschicksale: 48 Namen stehen auf der großen Gedenktafel, die der Konfirmationsjahrgang 2012 von Pastorin Christiane Klinge gestaltet hat. Namen von Kindern, oft nur wenige Monate alt geworden.

Jugendliche erinnerten in Schwarzenbek am Sonntag, 15. April in einem Gottesdienst an Kinderschicksale: 48 Namen stehen auf der großen Gedenktafel, die der Konfirmationsjahrgang 2012 von Pastorin Christiane Klinge gestaltet hat. Namen von Kindern, oft nur wenige Monate alt geworden. Zwei Gruppen lassen sich unterscheiden: Zumeist Kinder aus Polen, gestorben 1941 bis 1945, und Kinder aus Estland und Lettland, gestorben 1945 bis 1947.

„Es war mir zunächst nicht klar, dass sich ganz verschiedene Schicksale hinter diesen Namen verbergen,“ so die Pastorin. „Ich hatte vermutet, sie alle wären Kinder der rund 2000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gewesen, die in Schwarzenbek arbeiten mussten. Auch in der Landwirtschaft, aber die meisten wohl in der Rüstungsindustrie bei der Firma Bauer und Schaurte, neben deren Gelände sie auch untergebracht wurden, aufs Engste, in Holz- und Steinbaracken.“

Dass die Kinder deutlich zu unterschiedlichen Zeiten gestorben waren, ist der Konfirmandengruppe und der Pastorin erst beim Herausschreiben der Kindernamen aus den Kriegsgräberlisten aufgefallen.  Sie wollen mit der Gedenktafel nun an diese beiden Gruppen von Kriegsopfern erinnern, an die Kinder der Zwangsarbeiterinnen und an die Kinder der vor der Sowjetarmee aus dem Baltikum geflüchteten Familien, die später ebenso auf dem Gelände neben Bauer und Schaurte untergebracht wurden. Zeitzeugenberichte aus ähnlichen Lagern in Schleswig-Holstein und im Lauenburgischen und die entsprechenden damaligen Reichsverordnungen legen nahe, dass die erstgenannten Kinder vor allem an Unterernährung starben, die anderen wahrscheinlich an Erschöpfung, Hunger und Krankheiten der Nachkriegszeit.

„Wir sind gerade jetzt auf diese Kinderschicksale gestoßen, weil vor kurzem die Gräber der ausländischen Kriegsopfer auf dem neuen Friedhof zum Teil neu zusammengefasst wurden, auch mit einem neuen Gedenkstein“, erklärt Pastorin Christiane Klinge. „Dieser Stein lässt nur teilweise erkennen, dass die Toten Kinder waren. Ihre Namen bezeichnen einen dunklen Teil unserer Geschichte, der gerade deshalb nicht in Vergessenheit geraten darf.“

Die Konfirmandinnen und Konfirmanden haben durch die Beschäftigung mit deren  Schicksalen eindrückliche Einsichten  in dieses Kapitel deutscher Geschichte erhalten. Sie möchten mit der Gedenktafel besonders an die Kinder der Zwangsarbeiterinnen erinnern, deren Leben den damals Verantwortlichen als kaum etwas wert galt. Bewusst haben sie die Tafel farbig gestaltet, weil die Kinder bestimmt gern gelebt hätten.

Die Konfirmandinnen und Konfirmanden stellten die Gedenktafel am Sonntag, den 15. April um 9.30 Uhr im Gottesdienst in der St. Franziskus-Kirche vor und vermittelten dabei der Gemeinde, was sie über die Schicksale der Kinder erfahren haben.  Die Jugendlichen stellten sich damit auch als mündige Christinnen und Christen der Gemeinde vor. „Jesus hat sich für Benachteiligte eingesetzt, darum sollen wir es auch tun,“ so eine Konfirmandin.

Der KV begrüßt die Initiative und hat beschlossen, dass die Gedenktafel im Friedensraum in der Auferstehungskirche auf dem Neuen Friedhof hängen und dort zusammen mit den Namen der gefallenen Soldaten zum Frieden mahnen wird. Zur Zeit wird ein begleitendes Informationsheft erarbeitet, das über die Geschichte der Kinder Auskunft gibt.

Die Gedenktafel wird Sonnabend, den 12. Mai, dem Tag des Friedhofs, um 10 Uhr in einem öffentlich Akt des Gedenkens im Friedensraum angebracht werden.

„Die Gemeinde hält es für wichtig, noch mehr über den Zeitraum von 1941 bis 1947 in Schwarzenbek zu erfahren“, so Pastorin Klinge. Sie ist daher dankbar für alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die ihr aus dieser Zeit, gerade in Schwarzenbek, berichten können und verabredet dafür auch gern ein Treffen. (Tel. 04151 – 8382782)