Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Sonnige Reise in die Geschichte Lübecks und der sieben Türme Lübecks

Petra Ulrich begrüßte die Teilnehmer:innen der Stadtführung – zugunsten des Sieben-Türme-Projekts. Copyright: Petra-Ulrich

Lübeck. Die Vereinsvorsitzende Petra Ulrich zeigte sich sehr erfreut ob des großen Interesses: „Ich bin ganz begeistert, dass sich so viele Menschen eingefunden haben und die lübschen Geschichten hören wollen. Sie werden sich öfter fragen: Was ist wahr, was ist Legende?“ Auch Lübecks Bürgermeister und Schirmherr von „Sieben Türme will ich sehen“, Jan Lindenau, ging alle Stationen mit: „Wer weiß, vielleicht erfahre ich ja auch noch etwas Neues?“

Reise in andere Zeiten, Sitten und Gepflogenheiten

Unter dem Titel ‚Legenden und Wahrheit‘ erzählten die Stadtführer:innen „Sagen, Geschichten und Anekdoten“ aus dem Leben früherer Jahrhunderte – etwa aus der Gründungszeit Lübecks, von Heinrich und Slawina und wie aus „Liubice“ – der „lieblichen Stadt“, Lübeck entstand. Sie gingen ins Heiligen-Geist-Hospital und erzählten Legenden von Keuschheit und Reichtum, berichteten vom Bau der fünf Altstadtkirchen und dass sie unter heute kaum vorstellbaren Bedingungen errichtet wurden. „Damals gab es keine Gerüste und ein Klosterformatstein wog vier bis fünf Kilogramm – man kann sich also vorstellen, wie viele Männer die Steine schleppen mussten und wie lange es dauerte, so eine Kirche zu bauen!“, sagte etwa die Stadtführerin Marion Apsitis, als sie auf dem Geibelplatz stand, mit Blick auf St. Jakobi. Auch der Einmarsch der Dänen war Thema und die Sage, wie die Heilige Maria Magdalena die Lübecker Kräfte schützte, die so geblendet von der Sonne waren, dass sie nichts sehen konnten: „Sie hielt ihr Mäntelchen vor die Sonne und die Lübecker gewannen die Schlacht“, erzählte Apsitis.

Ein Wort im Duden entstand in Lübeck

Stadtführer Axel Schattschneider erklärte seinen staunenden Zuhörer:innen, dass das Wort „verballhornen“ auf Lübeck zurückzuführen sei, genauer gesagt auf einen Drucker namens Johann Balhorn: „Dieser druckte die niederdeutsche Bibel bis zur Reformation 1531 und verdiente richtig Geld damit. Später verkaufte er die Druckerei an seinen Sohn Johann (der Jüngere), der den Auftrag erhielt, das Lübsche Recht ins damalige Hochdeutsch zu übersetzen“. Auf dem Titel des Pamphlets stand geschrieben: „Gedruckt nach Johann Balhorn im Jahr nach Christi 1586“. Später fanden sich viele Übersetzungsfehler, und das Wort „verballhornen“ fand Einzug in den Duden – und meint verschlimmbessern. „Dieses Wort findet sich sogar im Spanischen und Portugiesischen wieder“, beendet Schattschneider die Anekdoten-Erzählung, die wohl wahr ist.

Kirchenmaus und Ehrlichmachung

Noch mehr Geschichten, teils wahr und teils Legenden, hörten die Gäste über die Kirchenmaus Rosemarie, Thomas Mann und sein Roman „Die Buddenbrooks“ mit dem Arbeitstitel „Abwärts“, der Fleischhauerstraße („in der einst die Knochen gehauen wurden“, dem Schrangen (damaligen „Schragen“, den Verkaufstischen), aus dem Rathaus mit der „Hörkammer“ – hier wurden Verdächtige verhört und dem Kaak, dessen Reparatur sich immer schwierig gestaltete, weil kein Handwerker sich die „Hände schmutzig“ machen wollte. „So kam immer eine ganze Zunft, um den Ort, wo Menschen öffentlich angeprangert, beschimpft und mit faulen Eiern beworfen wurden, zu reparieren. Doch bevor sie dies taten, unterzogen sie den Ort einer „Ehrlichmachung“, sodass er „rein“ war“, berichtete Axel Schattschneider

Die sieben Türme waren den Stadtoberen immer wichtig

Kurz vor Ende der Tour auf dem Klingenberg erzählte er von dem Bau der Propsteikirche Herz Jesu Ende des 19. Jahrhunderts „Die Stadtoberen wollten natürlich, dass die Silhouette Lübecks mit ihren sieben Türmen, die damals schon bekannt und berühmt war, erhalten bleibt. Deshalb gaben sie die Auflage, dass der Turm der katholischen Kirche die Türme des Doms nicht überragen durfte und der Turm auch nicht wie ein solcher aussehen sollte“. Deshalb habe er eher die Form eines großen Dachreiters erhalten.

Und hier auf dem Klingenberg mit Blick auf den Dom zu Lübeck bedankte sich Dom-Pastor Martin Klatt bei den Stadtführern und ihren Gästen, die kräftig für die Sanierung der beiden Türme spendeten: „Ich finde es schön, dass die alten Geschichten erhalten bleiben und weitererzählt werden. Nicht umsonst ist die Lübecker Altstadt UNESCO-Welterbe. Mit Ihrem Beitrag können bald neue Geschichten erzählt werden – wie die des 850. Geburtstags in diesem Jahr!“

 

Schirmherr Bürgermeister Jan Lindenau begleitete die Führung – auch, um neue Anekdoten zu hören.

Stadtführerin Marion Apsitis (li.) nahm ihre Zuhörer:innen mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit.

Mit dem „Klingelbeutel“ sammelten die Stadtführer:innen, hier Axel Schattschneider, für die sieben Türme.

Die Tour endete auf dem Klingenberg – hier begrüßte Dom-Pastor Martin Klatt die Gäste und bedankte sich für die Spenden zur Sanierung der Dom-Zwillingstürme.

Wie die Legende von Kirchenmaus Rosemarie entstand, konnte Stadtführer Axel Schattschneider berichten.

Man kann es kaum glauben, dass hier an und auf dem Kaak einst Menschen angeprangert und mit allerlei übel riechenden Dingen beworfen wurden.