St. Andreas: Oikocredit tagte in Schlutup, 23.04.2016

Großer Bahnhof in Schlutup: Der Oikocredit Förderkreis Nord hat am Sonnabend, 23. April 2016 seine Mitgliederversammlung an der Trave abgehalten. Landesbischof Gerhard Ulrich hielt einen Impulsvortrag.

Gastgeber war die Kirchengemeinde St. Andreas. Sie ist selbst Mitglied bei Oikocredit - seit 25 Jahren. Die Gemeinde finanziert mit ihrem Beitrag die Förderung von Kleinstunternehmen, Genossenschaften oder Mikrofinanzinstituten auf der ganzen Welt. Der Grund ist einfach: „Wir wollen nicht nur in unmittelbarer Nähe Dienst am Nächsten leisten sondern schauen auch über den eigenen Tellerrand hinaus“, sagt Annette Schwarz aus der Kirchengemeinde Schlutup. „Oikocredit fördert sehr interessante Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern.“

Das Mitgliedertreffen hatte zwei Teile: Zunächst lertnen die Gäste aus dem ganzen Norden Deutschlands Schlutup kennen. Den Stadtteil zeichnet ein großer Zusammenhalt der Vereine, Gruppen und Kirche aus. Dieses Netzwerk hat die Kirchengemeinde für die Mitgliederversammlung aktiviert: Fünf Themenspaziergänge standen nach der Begrüßung auf dem Marktplatz mit Kaffee und Bio-Keksen auf dem Programm. Die Trave als Fluss der Fischer, der Wandel der Fischindustrie, die Häuser der Fischer sowie Schlutup als ehemaliger Grenzort geben den Besuchern Einblick in einen ganz besonderen Stadtteil der Hansestadt. Herz und optischer Anker in Schlutup ist die St. Andreas-Kirche. Pastor Kai Schäfer erzählte die Geschichte der Kirche auf dem Hügel erzählen.

Eine Andacht in der Fischerkirche eröffnete dann den zweiten Teil der Tagung. Im Anschluss begann die Oikocredit-Tagungmit einem Impulsvortrag von Landesbischof Gerhard Ulrich. Vor einem „Freiheitsbegriff, der sich ablöst von der Verantwortung füreinander und für die Welt insgesamt“ warnte Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).

Wichtige Lehren aus der Finanzkrise von 2008 seien schon weitgehend vergessen, so der Landesbischof: „Da wird wieder ungeniert von den ‚freien Kräften des Marktes‘ geredet, denen man getrost die Entwicklung überlassen solle, die würden es schon richten.“ Ulrich weiter: „Diese Art Freiheit droht, sich auf Kosten anderer, nicht Starker, sondern Schwacher, zu entfalten. Solche Freiheit wäre so frei, Menschen, Gruppen, Ethnien abzuhängen! Der Markt ist jedoch nur dann eine Kulturleistung, wenn er in den Händen aller Menschen sich gestaltet. Freiheit und Regeln sind keine Widersprüche. Die Entfaltung von Leistungsträgern und die Teilhabe aller an wirtschaftlichem Fortschritt ist keine Utopie. Was wir brauchen, ist eine soziale Marktwirtschaft, die dem Menschen dient – hier und global.“ In der Nachfolge Jesu: Einzelnen helfen und Strukturen verändern

Im Blick auf das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter sei die Frage, ob Christen dem Einzelnen helfen oder Strukturen verändern sollten, eine Scheinalternative: „Nächstenliebe ist der starke Impuls, in der Nachfolge Jesu dem Einzelnen zu helfen und an einer Gesellschaft mitzubauen, in der alle gleich wertvoll sind – und das weltweit.“ Landesbischof Ulrich würdigte das Engagement der Genossenschaft Oikocredit. Sie zeige, wie nachhaltige Kreditversorgung über Finanzmärkte funktioniere: „Sie sind für mich Pioniere des Andersmachens, der ethisch orientierten Finanzierung und der notwendigen globalen Transformation zu einer Wirtschaftsweise, die mit der Bewahrung menschlichen Daseins und der Schöpfung vereinbar ist.“


Was ist Oikocredit?
Oikocredit ist eine international tätige Genossenschaft mit Hauptsitz in Amersfoort in den Niederlanden. Ziel von Oikocredit ist die Entwicklungsförderung durch Kreditvergabe an Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften und kleine Unternehmen benachteiligter Menschen in Entwicklungsländern sowie die Mobilisierung von kirchlichem und privatem Kapital für solche Projekte. Die internationale Genossenschaft Oikocredit entstand 1975 auf Initiative des Ökumenischen Rates der Kirchen. Damals forderten engagierte Menschen ein alternatives Investitionsinstrument für Kirchen. Oikocredit hat daher kirchliche Wurzeln, ist aber eine eigenständige Genossenschaft. Privatpersonen sowie Kirchengemeinden, Vereine und Verbände können sich in Deutschland ausschließlich über einen der acht Oikocredit-Förderkreise an der Genossenschaft Oikocredit beteiligen. Die Förderkreise sind eigenständige Vereine. Sie betreiben in ihren Regionen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit und ermöglichen es ihren Mitgliedern, sich mittelbar an der Genossenschaft Oikocredit zu beteiligen. Mit dem Geld, das ihnen die Mitglieder anvertrauen, erwerben die Förderkreise als Treuhänder Genossenschaftsanteile an Oikocredit und halten und verwalten diese für ihre Mitglieder. Der Oikocredit Förderkreis Nord e. V. hat seinen Sitz in Hamburg.

Im Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg unterstützen 14 Gemeinden bzw. Dienste und Werke die Arbeit von Oikocredit.

Propstei Lübeck:
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Andreas Schlutup,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Kücknitz,
Ev.-luth. Johann-Hinrich-Wichern-Kirchengemeinde,
Ev.-luth. Kirchengem. Luther-Melanchthon zu Lübeck,
Ev.-Luth. Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde,
Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Philippus,


Propstei Lauenburg:
Ev.-luth Kirchengemeinde Wentorf,
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Brunstorf,
Ev.-Luth. Kirchengemeinde Seedorf,
Ev.-luth. Kirchengemeinde Nusse-Behlendorf,
Ev.-Luth. Domkirchengemeinde zu Ratzeburg,

Kirchenkreis/DW:
Ev.-Luth. Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg,
Ev. Frauenwerk des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg