Es war eine kleine Sensation: Im Frühling dieses Jahres fand Restauratorin Stephanie Schipper im Kastengestühl von St. Jakobi einen Druck aus dem frühen 17. Jahrhundert. Jetzt kann ein Adventskalender an der Jakobi-Kirchwand aus Einblattdrucken bestaunt werden.
Es war eine kleine Sensation: Im Frühling dieses Jahres fand Restauratorin Stephanie Schipper im Kastengestühl von St. Jakobi einen Druck aus dem frühen 17. Jahrhundert. Zu sehen ist eine Mariendarstellung, die „Sant Maria Mutter Gottes in den Sonnen“. Es war mit einem Lederbändchen im Kastengestühl festgemacht, das ebenfalls zum großen Teil aus dem 17. Jahrhundert stammt. In etlichen Bankreihen sind in den Rücklehnen kleine Schränkchen eingebaut. Diese Schränkchen sind verschlossen und einheitlich bemalt - der Betrachter muss sehr genau hinschauen, um sie als solche zu erkennen. Recherchen ergaben, dass schon um 1870 viele Einblattdrucke aus den Schränken genommen wurden und im Archiv des St. Annenmuseum lagerten. „Das Papier ist in sehr gutem Zustand. Es handelt sich um Hadernpapier, das aus Lumpen gemacht wurde. Die Farben haben durch die ständige Dunkelheit ihre volle Kraft erhalten“, so Jakobi-Pastor Lutz Jedeck.
Bis Weihnachten können die Einblattdrucke in der „Sternengasse“ bewundert werden. Von 16 bis 22 Uhr werden die Bilder an die Nordwand der Kirche illuminiert. So zeigen sich nach und nach 24 Drucke, die seit 1870 im Archiv des St. Annen-Museums lagerten. Oder, wie das Marienbild - im Kastengestühl versteckt war. In der St. Jakobi-Kirche selbst ist ein Buch zu den Einblattdrucken ausgelegt, dass jeden Tag um eine Seite ergänzt wird. Wer mehr über den historischen Schatz erfahren möchte, kann hier nachlesen.
Lutz Jedeck berichtet, dass die Drucke bald auch Gegenstand einer wissenschaftlichen Arbeit werden könnten: „Der Literaturwissenschaftler Prof. Michael Schilling, Experte für die Einblattdrucke, möchte die Einblattdrucke mit seinen Studenten genauer untersuchen“. Und man hofft auf weitere Funde: Im Jakobi-Kirchengestühl gibt es 65 Fächer, von denen bisher zwei geöffnet wurden. „Wir überlegen, mit kleinen Kameras durch die winzigen Schlüssellöcher zu schauen, ob sich weitere Einblattdrucke im Gestühl verbergen“.
Foto oben: „Sant Maria Mutter Gottes in den Sonnen“: Maria, die Mutter Gottes steht auf einer Mondsichel. Sie hält das Jesuskind im rechten Arm. Mit der linken Hand hält sie ein Zepter. Die kleine Krone und das prächtige Gewand geben ihr königliche Kraft, wobei die Farbe Blau in der christlichen Symbolik Göttliches, Himmlisches und Irdisches verknüpft.
Foto links: Pastor Lutz Jedeck (li.) und Dominik Steinhagen, Geschäftsführer der Firma iventcon, der die Illumination technisch umsetzte.
Foto rechts: Holzrestauratorin Stephanie Schipper (re.) und Lutz Jedeck.