Die Kirchenmusik war für ihn Beruf und Berufung: Nach 38 Dienstjahren wird KMD Hans-Martin Petersen in Travemünde am 09.07.2017 in den Ruhestand verabschiedet.
Die Kirchenmusik war für ihn Beruf und Berufung: Nach 38 Dienstjahren wird KMD Hans-Martin Petersen in Travemünde am 09.07.2017 in den Ruhestand verabschiedet. Als Abschiedskonzert wurde am Freitag, 23. Juni 2017, in der ausverkauften St.-Lorenz-Kirche Travemünde, Jahrmarktstraße 14, die 2. Sinfonie „Lobgesang“ von Felix Mendelssohn Bartholdy für Soli, Chor und Orchester gespielt. Es sangen und spielten Mitglieder der Lübecker Philharmoniker und die St.-Lorenz-Kantorei Travemünde.
Abschied nach 38 Dienstjahren in Travemünde
Schon als Kind zog es den Pastorensohn an die Orgel in seiner Heimatstadt Husum, „vorzugsweise nachts, da konnte ich ungestört improvisieren“, erinnert sich Hans-Martin Petersen. Da schlug wohl das mütterliche Erbe durch: Kirchenmusiker aus Ostpreußen. Das ist nun über 50 Jahre her, die Kirchenmusik wurde Beruf und Berufung, stand seitdem stets an erster Stelle.
Hans-Martin Petersen füllt unter dem Oberbegriff „Kirchenmusiker“ weit über Lübecks Grenzen hinaus viele Tätigkeiten aus. Organist und Kantor der Kirchengemeinde in Travemünde. Dirigent. Kirchenmusikdirektor. Kreiskantor des Kirchenkreises. Orgelsachverständiger der Landeskirche. Dozent an der Musikhochschule Lübeck. Mentor für die Ausbildung von Stipendiaten aus dem Baltikum im Bereich Kirchenmusik. Organisator zahlreicher Konzertreihen, Zyklen, Chortreffen, Kirchenmusiktage. Autor von Fachartikeln.
38 Jahre lang wirkte Petersen als Organist und Kantor in Travemünde. „Ich habe nicht gedacht, dass ich hier bleibe – aber es ist immer etwas Neues dazugekommen“, sagt er. Er verabschiedet sich als Dirigent von seinem Publikum mit einem Sinfoniekonzert am 23. Juni 2017 um 19 Uhr in der St.-Lorenz-Kirche. Am Sonntag, dem 9. Juli 2017, um 16.00 Uhr wird Hans-Martin Petersen dann im Rahmen eines Kantatengottesdienstes offiziell von Pröpstin Petra Kallies in der Travemünder St.-Lorenz-Kirche als „Kantor und Organist der Kirchengemeinde St. Lorenz“ aus seinem Dienst entlassen. „Ich verabschiede mich mit großer Dankbarkeit und ebenso großer Zuversicht“, sagt er. Nachfolger von Hans-Martin Petersen in Travemünde wird Herr Friedemann Becker aus Offenbach. Er tritt seinen Dienst am 1. August 2017 an.
Berufsstart mit 15 Sängern und einer Orgel, Abschied mit 100 Sängern und vier Orgeln
Etwa 100 Sängerinnen und Sänger aus ganz Lübeck werden bei diesem Konzert auf der Bühne stehen. „Als ich hier 1979 begann, sangen in der Kantorei 15 Travemünder“, erinnert er sich. Etwas Neues aufbauen – das hat ihn stets gereizt. Er motivierte neue Sängerinnen und Sänger – notfalls auch nachts in der Kneipe. Und er erwarb sich einen Ruf als hervorragender Chorleiter weit über Travemündes Grenzen hinaus. Aufführungen großer Werke auch außerhalb des Ostseebades ließen die Kantorei über die Jahre immer weiter anwachsen. Inzwischen zählt die St.-Lorenz-Kantorei zu den bedeutendsten Oratorienchören in Lübeck.
Auch bei der Ausstattung mit guten Instrumenten leistete er Aufbauarbeit. „Als ich mit 26 Jahren in St. Lorenz begann, gab es nur eine Orgel in Travemünde, die stand mitten im Kirchenschiff und damit mitten im Weg“, erinnert er sich. 1991 wurde die große Orgel in St. Lorenz im Rahmen der Kirchenrenovierung umgebaut, bekam ihren neuen Platz auf der Empore. Außerdem sorgte Petersen dafür, dass weitere Instrumente jetzt die Orgellandschaft in Travemünde bereichern. 1983 wurde die Orgel in der Friedhofskirche gebaut, 2001 die Truhenorgel für St. Lorenz und 2008 die Orgel für die Versöhnungskirche.
Gefragter Orgelexperte in Norddeutschland und im Baltikum
Auch wenn der Beruf am 9. Juli 2017 endet, die Berufung wird es nicht tun. „Ich werde keine Vertretungen in Lübeck übernehmen“, wehrt er zwar alle Anfragen ab, aber Orgeln werden ihn auch in seinem Ruhestand beschäftigen. Seit 1992 betreute Petersen als Orgelbausachverständiger der Nordelbischen Kirche an die 250 Orgelbauvorhaben (Neubauten und Umbauten) in großen und kleinen Kirchen. Wenn er davon erzählt, kommt er ins Schwärmen: „Herausragende Projekte waren der Neubau der großen Orgel in der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg, oder die Neubauten in Flensburg, Bad Oldesloe, Husum, Wesselburen, Kappeln und auf Sylt“, erzählt er. In diesem Bereich wird Petersen weiterarbeiten. „Ich freue mich auf den Neubau der großen Orgel in Lübeck St. Marien, oder auf die Rekonstruktion der Schnitger-Orgel im Dom.“ Aus ganz Deutschland und aus dem Baltikum liegen Anfragen an den Orgelexperten vor.
Und auch als Kreiskantor bleibt er mit seiner Erfahrung dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg noch erhalten. In dieser Funktion ist er seit 1994 verantwortlich für die Repräsentation der Kirchenmusik in der Stadt, für die Organisation und Durchführung von Großveranstaltungen, für die Beratung in strukturellen und fachlichen Fragen und bei Stellenbesetzungen. Dieses Amt wird er kommissarisch weiterversorgen, bis der neue Domkantor 2018 diesen Aufgabenbereich übernehmen wird.
Abschiedskonzert und Abschiedsgottesdienst
Sinfoniekonzert am Freitag, 23. Juni 2017 um 19 Uhr in der Travemünder St.-Lorenz-Kirche:
Auf dem Programm steht die 2. Sinfonie „Lobgesang“ von F. Mendelssohn Bartholdy für Soli, Chor und Orchester. Unter der Leitung von H-M. Petersen singt die Travemünder St.-Lorenz-Kantorei und es spielen die Lübecker Philharmoniker. Als Solisten wirken mit: Nathalie de Montmollin, Barbara Rohlfs und Lee Hyunk Seok. Nummerierte Eintrittskarten sind in allen bekannten Vorverkaufstellen erhältlich.
Abschiedsgottesdienst am Sonntag 9. Juli 2017 um 16 Uhr in der Travemünder St. Lorenz-Kirche:
Es erklingt die Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von F. Mendelssohn. Es singt die St.-Lorenz-Kantorei begleitet von einem Streichorchester, an der Orgel ist Marienorganist Johannes Unger zu hören und die Choräle werden von Bläsern des Kirchenkreises begleitet. Die Verabschiedung erfolgt durch Pröpstin Petra Kallies.
Foto: privat