Vor 29 Jahren hat er seine Bewerbung auf eine Küsterstelle geschrieben. Am Sonntag, 26. Februar 2017, wird Gerd Weiß um 10 Uhr in einem Gottesdienst verabschiedet. Der Kirchenvogt von St. Marien geht in den Ruhestand.
Vor 29 Jahren hat er seine Bewerbung auf eine Küsterstelle geschrieben. Am Sonntag, 26. Februar 2017, wird Gerd Weiß um 10 Uhr in einem Gottesdienst verabschiedet. Der Kirchenvogt von St. Marien geht in den Ruhestand.
„Ich mache jetzt erstmal Pause“, sagt Gerd Weiß und lacht. Ihm ist schon jetzt klar, dass der Plan nicht ganz aufgehen wird. Ein Ohr wird er mindestens bis Ostern noch am Telefon haben. Sollte es eng werden, ruft die Kirchenvögtin schnell mal durch. Das geht besonders gut, weil Sabine Weiß nicht nur seine Vorgesetzte war, sondern auch mit ihm verheiratet ist.
Immer wieder hat das Ehepaar zusammen gearbeitet. Zuerst in St. Jakobi. Dort hat Gerd Weiß 1988 als Küster angefangen, kurze Zeit später hat Sabine Weiß die Aufgaben der Stuhlfrau übernommen. Sie zog es dann nach St. Marien, 2009 hat Gerd Weiß dort die zweite Küsterstelle angenommen.
„Das Zusammenarbeiten ging immer gut,“, sagt Gerd Weiß. „egal, wer in der Hierarchie gerade oben stand.“ Der Grund ist einfach: Gerd Weiß und seine Frau ergänzen sich. „Ich habe die schweren Arbeiten gemacht, Bänke tragen, Podeste bauen oder früher auch den Winterdienst.“, sagt Gerd Weiß. Seine Frau habe die Büroarbeiten und die Organisation der Küsterei übernommen. „Wenn wir uns mal gefetzt haben, dann war das für einen Tag und am nächsten wieder gut“, so Weiß. Den Gottesdienst vor- und nachbereiten und begleiten: Diese Aufgabe hat das Ehepaar gemeinsam übernommen, nicht immer zur gleichen Zeit, aber gleichberechtigt. Hier hat Gerd Weiß immer wieder Momente erlebt, die ihn berührt haben. So wie der letzte Gottesdienst, an dem er als Kirchenvogt mitgewirkt hat. „Dieser Abschied von den Menschen und der Kirche ging mir schon sehr nah.“ Gerd Weiß empfindet die Marienkirche und die Menschen, denen er dort begegnet ist, als Familie und zweites Zuhause. Auch deshalb unterbricht er seine Pause zum Eintritt in den Ruhestand gern, wenn das Telefon einmal klingeln sollte.
Für den neuen Lebensabschnitt freut sich Gerd Weiß auf Zeit für die Enkelkinder. Zwei Mädchen und zwei Jungen werden ihren Opa häufiger an den Wochenenden für sich allein haben. „Das mache ich richtig gerne“, sagt Gerd Weiß. Genau wie lesen und rätseln. Thriller und Kreuzworträtsel sind seine Leidenschaft. „Ich bin jetzt Hausmann. Bügeln muss ich noch lernen – das bringe ich mir selbst bei. Mehr als verbrennen kann ich mich ja nicht.“, sagt Gerd Weiß. Den ganzen Tag zuhause rumsitzen will er aber langfristig nicht. Wenn sich etwas ergibt, kann er sich ein Ehrenamt vorstellen.
Damit hat seine Küstertätigkeit übrigens auch angefangen: In der Lübecker Lutherkirche hat er ehrenamtlich mitgearbeitet, ab und zu den Küster vertreten – schon damals zusammen mit seiner Frau.