St. Marien: Marienwerkhaus wird eingeweiht, 31.10.2017

Sieben Jahre hat es gedauert, mehr als drei Millionen Euro gekostet. Das Marienwerkhaus mitten in der Lübecker Innenstadt wird nun am Reformationstag eingeweiht.

Sieben Jahre hat es gedauert, mehr als drei Millionen Euro gekostet. Das Marienwerkhaus mitten in der Lübecker Innenstadt wird nun am Reformationstag eingeweiht. Beginn ist am Dienstag, 31. Oktober 2017 um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Marienkirche. Im Anschluss lädt die Kirchengemeinde St. Marien zu einem Empfang in das Marienwerkhaus ein. Eine der umfassendsten Umbaumaßnahmen der Kirchengemeinde soll hier gefeiert werden. Neben Reden warten Musik, ein Imbiss und natürlich das Haus selbst.

Barrierefreiheit auf allen Ebenen hat sich die Kirchengemeinde für ihr neues Haus gewünscht. Dafür wurde ein neuer Haupteingang geschaffen. Er ist ebenerdig. Das alte Haus hat aufgrund seiner Hanglange mehrere Stockwerke, die zum Teil in Zwischenetagen unterteilt waren. Über mehrere Zugänge, zwei Treppenhäuser und diverse Verbindungstreppen waren die einzelnen Bereiche zugänglich. „Verwirrend und voller Barrieren“, erinnert sich Marienpastorin Annegret Wegner-Braun. Nun gibt es einen Fahrstuhl, der alle Bereiche des Hauses für Jedermann zugänglich macht. Er ist in einem alten Lichtschacht untergebracht.

Zusammen mit der Kirchenbauhütte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg wurden zuerst die Außenhülle saniert, die Giebel rekonstruiert und das Dach mit seinen Türme und Zinnen nach alten Plänen neu eingedeckt. Im Anschluss wurde innen entkernt und nach modernen Standards umgebaut. Alle Nutzer des Hauses mussten für die Arbeiten ausziehen. „Ein riesiger logistischer Akt“, sagt Annegret Wegner-Braun. Neben der Kirchengemeinde leben und arbeiten das Zentralbüro der Lübecker Innenstadtkirchen, Ärzte und Mieter im Marienwerkhaus.

Die reinen Baukosten liegen bei mehr als drei Millionen Euro. „Allein hätte die Gemeinde das nicht aufbringen können“, so die Pastorin. Gefördert wurden die Maßnahmen durch die Possehl-Stiftung, die deutsche Fernsehlotterie und den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.

„Das Marienwerkhaus hat eine dienende Funktion. Es unterstreicht die Arbeit, die in der Marienkirche gemacht wird“, so Wegner-Braun. Chöre haben die Möglichkeit, sich für Konzerte einzusingen. Die Verwaltung der Gemeinde und der Mutter der Backsteingotik finden dort statt. Das war schon immer so: Der Organist der Marienkirche war zugleich der Marienwerkmeister. Er hatte dort seine Wohnung und kümmerte sich gleichzeitig um die Organisation und die Finanzierung der Kirchengemeinde. So arbeitete auch Dieterich Buxtehude im Haus neben der Marienkirche. Das Haus musste sich wirtschaftlich schon immer selbst tragen - Mietwohnungen und Gewerberäume gehören seit jeher dazu.

Das Marienwerkhaus selbst ist auch heute ein Ort der Begegnung und der Bildung. Einen großen Schwerpunkt hat die Gemeinde in der Seniorenarbeit. Die flexiblen Veranstaltungsräume im ersten Stock werden vorwiegend vom offenen Seniorentreff und der Seniorenakademie genutzt. „Der Kirchengemeinde war es beim Umbau wichtig, auch unsichtbare Barrieren abzubauen“, sagt Matthias Homann. Der Architekt hat die Baumaßnahmen begleitet. „Das Marienwerkhaus soll auch Menschen ansprechen, die mit der Gemeinde selbst nicht viel zu tun haben.“ Daher ist im Erdgeschoss alles für ein Restaurant vorbereitet. „In guter christlicher Tradition wollen wir die Menschen einladen und zu Tisch bitten“, sagt Annegret Wegner-Braun. Etwa 400000 Menschen pro Jahr besuchen die Marienkirche. Im Marienwerkhaus wird es künftig die Möglichkeit geben, nach dem Besuch noch ein wenig zu verweilen – mitten in der Stadt, abseits des Trubels.

Und die umfassende Umgestaltung des Hauses soll ein Beitrag sein, das Umfeld der Marienkirche schöner zu machen. „Wir wünschen uns sehr, dass die Umgebung von St. Marien in einen Zustand gebracht wird, der der Kirche angemessen ist“, so Wegner-Braun. Das wiederum liegt nicht in der Hand der Gemeinde sondern der Hansestadt Lübeck. „Wir haben während des Umbaus des Marienwerkhauses so gut mit der Verwaltung zusammen arbeiten können und wissen, dass der Marienkirchhof dort eine hohe Priorität hat. Für beides sind wir sehr dankbar“, so Wegner-Braun.

Der Umbau in Zahlen:
7 Jahre Planungs- und Bauzeit
3.172.000 Euro reine Baukosten
780 m² Dachfläche
1700 m² Nutzfläche
2400 m² Bruttogeschossfläche
9500 m³ umbauter Raum
5,5 m hoch ist das neue Foyer


1539 erwerben die Vorsteher von St. Marien das Gebäude für „Beamtenwohnungen“. Hier lebte beispielsweise der Organist Dieterich Buxtehude von 1668 bis 1707. „Das Baufeld zwischen Marienkirchhof und Schüsselbuden bestand aus vier Grundstücken. Sie waren mit direkt aneinandergebauten Gebäuden aus unterschiedlichen Zeitstellungen bebaut“, beschreibt Architekt Matthias Homann die erste Bebauung.
Die kleinteilige Bebauung genügten mit der Zeit den Anforderungen und dem Raumprogramm der Gemeinde nicht mehr. Das Gebäude wurde bis auf den Keller abgebrochen und neu gebaut. Am 29. März 1903 wurde das neue Marienwerkhaus festlich eingeweiht.