St. Markus, Lübeck: Zwei 25-jährige Ordinationsjubiläen, 13.12.2015

Gleich zwei Ordinationsjubiläen werden am dritten Advent, 13. Dezember 2015, in der Lübecker St. Markus-Kirche gefeiert: Im Gottesdienst um 9.30 Uhr ehrt Pröpstin Petra Kallies die Pastorinnen Elisabeth Farenholtz und Bettina Kiesbye.

 

Gleich zwei Ordinationsjubiläen werden am dritten Advent, 13. Dezember 2015, in der Lübecker St. Markus-Kirche gefeiert: Im Gottesdienst um 9.30 Uhr ehrt Pröpstin Petra Kallies die Pastorinnen Elisabeth Farenholtz und Bettina Kiesbye. Musikalisch umrahmt wird die Ehrung vom Posaunenchor St. Markus und St. Matthäi.

Beide Pastorinnen wurden 1960 geboren. Elisabeth Farenholtz in Hamburg; hier studierte sie auch Theologie und absolvierte das Vikariat in Owschlag, einem Dorf zwischen Rendsburg und Schleswig. Ordiniert wurde Farenholtz am 16. Dezember 1990 in Rendsburg. Seit 2005 ist sie Pastorin an St. Markus – hier zunächst mit 50 Prozent und 50 Prozent in der Paul-Gerhardt-Gemeinde; seit 2012 mit 80 Prozent in St. Markus und 20 Prozent in St. Matthäi.

Bettina Kiesbye ist in Flensburg geboren; sie studierte in Kiel, Berlin, Jerusalem und Hamburg und legte ihr Vikariat in der Lutherkirche Lübeck ab. Am 3. Juni 1990 wurde sie Rendsburg ordiniert. Kiesbyes erste Pfarrstelle war als Kirchenkreisbeauftragte für Frauenarbeit im Kirchenkreis Südtondern, die zweite, nach der Geburt des ersten Kindes, mit 50 Prozent in St. Laurentii auf Föhr und ihre dritte Pfarrstelle ist seit Oktober 2001 mit 70 Prozent in der Lübecker St. Markus-Gemeinde.


Die beiden Pastorinnen im Interview:


Was ist das Besondere an der Kirchengemeinde St. Markus? (und an der Arbeit in ihr?)

Kiesbye: Die große Vielfalt.

Farenholtz: Die wachsende Selbstverständlichkeit für „Inklusion“ /  im Miteinander von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung – für unseren Gemeindealltag wurden wir gerade von der Nordkirche  mit dem dritten Platz beim „Inklusionspreis“ ausgezeichnet
 
Wie hat sich das Leben als Pastorin in den letzten 25 Jahren verändert? Und ist das – aus Ihrer Sicht – gut oder schlecht oder egal?

Farenholtz: Vor 25 Jahren waren wir weniger Pastorinnen. Bei meiner ersten Teilnahme im Pastorenkonvent war ich die einzige Frau. Die zwei  Kolleginnen im Kirchenkreis waren nicht da; das Thema „Frauen im Pfarramt“ spielte eine große Rolle. Viele Menschen hatten noch keine Pastorin erlebt, dementsprechend waren die Skepsis und die Unsicherheit bei manchen groß. Maria Jepsen als erste Bischöfin war eine Sensation. Heute sind Pastorinnen eine Selbstverständlichkeit und auch, dass sie kirchliche Leitungsämter bekleiden. Und das ist auch gut so.

Kiesbye: Viele regelmäßige Gottesdienstbesucher sind verstorben. Der Anteil der Kirchenfernen hat sich erhöht. Dadurch bringen junge Leute erstaunlich wenig Vorbildung in Sachen christliche Lebensweise mit. Die Konfirmandenarbeit ist deutlich leichter geworden, denn viele Jugendliche (und auch Taufeltern, Brautpaare) haben ein ehrliches Interesse an Traditionen, Werten, die wirklich wichtig sind, und Ritualen.

Gibt es zwischen Ihnen auch mal „Zickenalarm“?

Kiesbye: Meinungsverschiedenheiten gibt es natürlich. Aber keine Gemeinde hat es verdient, damit belastet zu werden.

Farenholtz: Wir sind keine Zicken – das passt bei mir schon rein figürlich nicht. (schmunzelt)

Wo liegen Ihre Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede? Wo ergänzen Sie sich gut?

Farenholtz: Wir lieben beide Musik, sind beide Chorsängerinnen (Frau Kiesbye im Lübecker Dom, ich in St. Aegidien) und haben beide eine Affinität zur Nordsee (Frau Kiesbye Föhr, ich Amrum). Beide wünschen wir uns eine lebendige Gemeinde, in der Menschen ein Stück eine geistige Heimat finden. In unserer Arbeit und unserer Art  sind wir dabei unterschiedlich, doch wir haben gelernt, das zu akzeptieren. Gerade die Unterschiedlichkeit  ist ein Reichtum, da so die Gemeindeglieder  wirklich eine Auswahl haben. Die einen kommen mit meiner Kollegin  besser klar, die anderen mit mir.

Kiesbye: Dass wir aufgrund unseres gemeinsamen Alters auch ganz ähnlich geprägt sind, erleichtert oft die gemeinsame Arbeit. Wir singen beide im Chor, ansonsten sind wir schon ziemlich verschieden. So kümmert sich meine Kollegin um das Büro/Papierkram während ich mich um das Gemeindezentrum, Außenanlagen, Reparaturen, Bauunterhaltung und so weiter kümmere.

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Kiesbye: Tätigkeitsbereich: Kinder-, Jugend- und Familienarbeit. Wichtig ist da besonders die Konfirmandenarbeit, die ich in einem großen Team schon mit der Mini-Konfirmandenzeit für die Neunjährigen beginnen lasse, und die religionspädagogische Arbeit in der KiTa Astrid Lindgren. Daneben Elterngesprächskreis, Stadtteilarbeit und Tansania-Partnerschaft. Mir macht es Freude, Familien (und Einzelpersonen) über viele Jahre zu begleiten. Über die Kirchengemeinde hinaus bin ich mit dem jüdisch-christlichen Gespräch beschäftigt.

Farenholtz: Die Arbeit mit Erwachsenen/ Senioren und das Themenfeld  Inklusion – ich bin Inklusionsbeauftragte des Kirchenkreises

Haben Sie Visionen für die Zukunft, die Sie noch erfüllt sehen möchten?

Farenholtz: Dass Inklusion keine Thema  mehr ist, sondern Selbstverständlichkeit. Und dass unsere Kirche selbstbewusst ihren Weg findet bzw. geht, ohne von dem Spagat  zwischen Bewahrung der Tradition und notwendiger Erneuerung  zerrieben zu werden

Kiesbye: Die Intensivierung der persönlichen Kontakte. Immer mehr Menschen entdecken die Wohltat des Zwiegesprächs mit Gott und nutzen die (meistens offene) Kirche auch werktags für sich.