„… ich seh‘ im Spiegel deiner Schrift die Wahrheit, die mein Leben trifft …“ - unter diesem Motto gestalten Pröpstin Frauke Eiben und Pastorin Wiebke Keller am Buß- und Bettag, 16. November 2016, den meditativen Abendgottesdienst um 18 Uhr in St. Petri Ratzeburg.
„… ich seh‘ im Spiegel deiner Schrift die Wahrheit, die mein Leben trifft …“ - unter diesem Motto gestalten Pröpstin Frauke Eiben und Pastorin Wiebke Keller am Buß- und Bettag, 16. November 2016, den meditativen Abendgottesdienst um 18 Uhr in St. Petri Ratzeburg. An diesem Abend wird Bibeltexten Raum gegeben und sich Zeit genommen darüber nachzudenken, wo Umkehr im eigenen Leben und in der Gesellschaft Not tut. Am Bußtag steht die Bibel im Mittelpunkt - in ihrem Spiegel schauen Menschen auf ihr Leben, auf Sackgassen und Vergeblichkeiten, auf Lebensfragen und die Hoffnung. Im Anschluss an den Gottesdienst (mit Abendmahl) wird der Lauenburg-Ratzeburgischen Bibelgesellschaft Dank für 200 Jahre Arbeit gesagt.
Was bedeutet der Buß- und Bettag?
Der Buß- und Bettag ist ein wichtiger Erinnerungstag: Er wird am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr - oder elf Tage vor dem 1. Adventssonntag - begangen. Er ist ein Tag der Besinnung und Neuorientierung.
Pröpstin Frauke Eiben sagt zu diesem besonderen Tag: „Er lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den eingeschlagenen Lebensweg. Er ermutigt uns das Tempo zu drosseln, für einen Moment anzuhalten und in die 4 Himmelsrichtungen zu blicken die uns mit dem Leben vernetzen: auf unsere Beziehung zum Nächsten, zur Welt, zu uns selbst und zu Gott“. Wenn die eigene Standortüberprüfung uns zeige, dass etwas nicht im Lot ist, dann „haben wir die Chance mit Gottes Hilfe neu anzufangen“, so Eiben weiter. Der Bußtag sei ein Tag, der dem Leben diene. Der uns helfe, Dinge zurechtzurücken und einander gerecht zu werden. Das gelte für unser persönliches Leben ebenso wie für unser Zusammenleben in der Gesellschaft. „Eine Kultur der Einsicht, des Fehler Eingestehens, des aufrichtigen Wunsches die Dinge in Ordnung zu bringen, würde unser Zusammenleben menschlicher machen. Auch eine Kultur, die uns gegenseitig die Möglichkeit einräumt, neu anzufangen. Wir müssen Fehler nicht verstecken - wir können aus ihnen lernen. Als Kirche, als Menschen des Glaubens können wir etwas weitergeben, was allen dient“.
Einen Neustart wagen
Die Pröpstin nennt ein Beispiel: „Wenn mein Computer sich in einem Programm verhakt und auf nichts mehr reagiert, probiere ich nicht viel herum. Ich fahre ihn herunter, schalte ihn aus und starte ihn neu. Meistens funktioniert er dann wieder. Manchmal wünschte ich mir auch so einen Knopf für mein Leben: runterfahren, ausschalten, neu starten, zum Beispiel wenn etwas richtig schief gegangen ist, wenn ich etwas versäumt habe, nach einem dummen Streit oder einer Unachtsamkeit“. Es tue gut, sich nicht selbst im Wege zu stehen und zu verhaken in Schuldgefühlen, einem schlechten Gewissen oder Groll. „Es gibt zwar keinen Knopf, der uns Menschen bei dieser Aufgabe hilft, aber es gibt Tage wie den Bußtag, die uns erinnern: Fahr mal runter mit deiner Energie, sortiere die Dinge, die falsch gelaufen sind und starte neu. Manches kann man nicht rückgängig, aber vielleicht wieder gut machen. Es macht den Kopf und das Herz frei vor Gott auszusprechen, wo etwas falsch gelaufen ist, in meiner Beziehung zu anderen Menschen, zu mir selbst, zu Gott und zur Schöpfung“. Sich einzugestehen „das muss anders werden“, um Vergebung zu bitten und dann neu zu starten mache das Leben leichter.
Historischer Hintergrund:
Im Jahr 1532 wurde der protestantische Buß- und Bettag das erste Mal in Straßburg offiziell eingeführt. Gefeiert wurde er an unterschiedlichen Tagen und zu verschiedenen aktuellen Anlässen, wie den Bedrängnissen während des Dreißigjährigen Krieges. Die zeitliche und regionale Unterschiedlichkeit konnte 1893 in Preußen aufgehoben und vereinheitlicht werden - der Buß- und Bettag ist immer mittwochs. (Während des zweiten Weltkrieges wurde er aber auf einen Sonntag gelegt.) In der Nachkriegszeit galt der Tag in den meisten Bundesländern, ab 1981 in allen, als gesetzlicher Feiertag. Zur Finanzierung der Pflegeversicherung strich ihn die Politik 1995 ersatzlos - nur in Sachsen gilt der Buß- und Bettag noch als gesetzlicher Feiertag. Seine Bedeutung als kirchlicher Feiertag hat dieser Tag aber nicht verloren. Die liturgische Farbe des Buß- und Bettages ist die Farbe der Besinnung und Buße: lila.