St. Philippus: Kirche wurde vor 60 Jahren gebaut, ab 07.07.2017

Hohe Bäume umringen die Lübecker St.-Philippus-Kirche an der Schlutuper Straße. Vor 60 Jahren war hier nichts. Vier Männer aus der Gemeinde erinnern sich.

Hohe Bäume umringen die Lübecker St.-Philippus-Kirche an der Schlutuper Straße. Schräg gegenüber der Tankstelle, zwischen Kleingärten und Wohnhäusern steht der Komplex: Kirche, Gemeinderäume, Küsterwohnung und Kita gehen ineinander über.

Vor 60 Jahre aber war an dieser Stelle nichts. „Kein Baum, kein Strauch“, sagt Manfred Kuck. Zusammen mit Joachim Meinke, Arnold von Dombrowski und Manfred Pagels erinnert er sich zurück. Die vier Männer haben ihr ganzes Leben im Stadtteil verbracht und sind mit der Philippus-Kirche großgeworden.

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihnen die Grundsteinlegung im Sommer 1956. Mit einem großen Festzug ging es von der Mutterkirche St. Thomas die Marlistraße entlang über das damals kahle Feld zu St. Philippus. Die Jugendlichen erleben ein Fest mit vielen Menschen, Gesang und Gebet. Einen Chor hatte St. Philippus schon, bevor die Kirche überhaupt fertig war. „Meine Mutter hatte mich hingeschickt“, sagt Joachim Meinke. Er ist dabei geblieben und singt bis heute in der Kantorei. Auch Arnold von Dombrowski ist seit fast sechs Jahrzehnten Mitglied der Kantorei. Seine Eltern waren nach dem zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge nach Lübeck gekommen. Nach elf Jahren Leben im Flüchtlingslager zog die Familie in ein Siedlungshäuschen zwischen Brandenbaum und Marli – ein neuer Stadtteil entsteht, denn für viele Flüchtlinge wird die Hansestadt das zweite Zuhause. Jeden Tag fuhr Arnold von Dombrowski an der Kirchenbaustelle entlang und sah St. Philippus wachsen.

Von der Grundsteinlegung bis zur Weihe im März 1957 verging nicht einmal ein Jahr. Manfred Pagels erinnert sich, dass die Konfirmanden vor dem Unterricht gemeinsam mit dem Pastor zunächst körperlich arbeiteten. „Sie haben Fundamente ausgehoben und dabei sicher jede Menge Erde bewegt“, sagt er. Einer von ihnen war Joachim Meinke. Der Gebäudekomplex wuchs von hinten nach vorne. Den ersten Gottesdienst hat die Gemeinde am ersten Advent im Gemeindesaal gefeiert. „Die Kirche sollte zur Konfirmation fertig werden“, sagt Joachim Meinke. Die Männer erinnern sich, dass der Zeitplan knapp war. Aber die Bauarbeiter haben es geschafft. Zwar habe der Schmied das Kreuz noch in der Nacht vor der Konfirmation im Altarraum angebracht. „Aber als wir am Morgen in die Kirche kamen, was alles fertig“, so Meinke.

Der Kirchenbau war etwas sehr besonderes, vor allem das aufstrebende Dach und die Fenster erforderten jede Menge Handarbeit. Die Traufe steigt zum Altar hin an, der Raum wird weiter. „Jeder Bogen musste per Hand ausgetragen werden“, sagt Manfred Pagels. Er ist Zimmermeister und kann sich bis heute für die Handwerkskunst begeistern. Genau wie Manfred Kuck. „Was die Maurer allein bei den Altarfenstern geleistet haben, ist Kunst“, sagt er. Manfred Kuck ist selbst Maurermeister und die Fenster mit ihren vielen Rundungen faszinieren ihn bis heute.

Die vier Männer sind alle in der St. Philippus getraut worden, haben ihre Kinder dort zur Taufe gebracht. „Es gibt hier ein reges Gemeindeleben“, sagt Arnold von Dombrowski. Ganz besonders geschätzt haben die Männer die Familienfreizeiten. „Das war wirklich besonders“, sagt Manfred Kuck. Einmal im Jahr ging es mit vielen Familien auf die Bäk, inklusive Gottesdienst im Ratzeburger Dom.

Und es wurde gefeiert in St. Philippus. Das große Areal entlang der Kirche bietet sich an für Feste aller Art. Zum 60-jährigen Jubiläum feiert die Gemeinde wieder – ein ganzes Wochenende lang.

Das Programm zum Jubiläumsfest „60 Jahre St. Philippus“:
Freitag, 7. Juli 2017, 15 bis 18 Uhr, Stadtteilfest Marli, buntes Kinderprogramm, Cocktails, Kuchen und Wurst.
Samstag, 8. Juli 2017 ab 14 Uhr, Spiele für Groß und Klein, Hüpfburg, Karussell, Reiten, Cheerleader. Es warten Kaffee und Kuchen, Gegrilltes und Salat, Saft und Bier. Eine Band spielt Live-Musik. Ab 19 Uhr findet ein Tanzabend im Zelt mit DJ statt. Der Eintritt ist frei.
Sonntag, 9. Juli 2017, 10 Uhr, Festgottesdienst mit Pröpstin Petra Kallies. Um 17 Uhr gibt der „GosPopChor“ ein großes Konzert unter der Leitung von Kirchenmusiker Peter Wolf. Der Eintritt ist frei.