Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg TelefonSeelsorge: Weniger missbräuchliche Anrufe

Manchmal geht keiner ran. Selbst bei der TelefonSeelsorge nicht. Eine bittere Erfahrung für Menschen, denen etwas auf der Seele brennt oder die des Lebens müde geworden sind. „Leider haben in den letzten Jahren viel zu viele Menschen erlebt, dass ein Kontakt nicht sofort zustande kommt“, schreibt Marion Böhrk-Martin, Leiterin der TelefonSeelsorge Lübeck, in ihrem Jahresrückblick 2017. „Oftmals waren die Leitungen besetzt, so dass mehrere Versuche notwendig waren.“ 2018 setzt die TelefonSeelsorge daher auf intensiver Werbung im Einzugsbereich. „Wir möchten Menschen – gerade auch diejenigen, die sich in einer aktuellen Krise nicht mehr getraut haben, anzurufen, weil es zu schmerzlich war, kein Gehör zu finden - ermutigen, anzurufen.“ Die TelefonSeelsorge ist wieder besser erreichbar: für Menschen, die mit Trennungen oder Verlust durch Tod klar kommen müssen, die mit Erkrankungen leben, die arbeits- oder wohnungslos geworden sind, einsam sind, des – für sie unerträglichen – Lebens müde geworden sind.

Rund um die Uhr an zwei Leitungen

82 ehrenamtliche Seelsorger und Seelsorgerinnen haben 2017 mit ihrem Dienst am Telefon von durchschnittlich je 10 Stunden pro Monat den 24-Stundendienst sichergestellt. Zwei Leitungen hat die TelefonSeelsorge Lübeck. Durch das hohe Engagement und die Selbstverantwortung der Mitarbeitenden konnten zusätzlich zur 24-Stunden-Besetzung an Leitung 1 parallel an Leitung 2 weitere 300 Dienste besetzt werden. „Auch an den Feiertagen konnten wir dank der 24-Stunden-Präsenz Menschen gut begleiten und erfahren dafür Dank und Anerkennung“, schreibt Marion Böhrk-Martin.

Weniger missbräuchliche Anrufe

Die TS-Stelle Lübeck hat einen Einzugsbereich, der im ostholsteinischen Bereich Fehmarn umfasst, eine Grenze zwischen Plön und Preetz bis in den „Speckgürtel“ Hamburgs zieht und an der „grünen Grenze“ entlang - also das ganze Herzogtum Lauenburg umfassend – wieder zurück nach Lübeck geht. Rund 18.500 telefonische Kontakte gab es 2017. Damit sind die absoluten Zahlen im Vergleich zu den letzten Jahren zurückgegangen. „Wir sind aber froh darüber, dass die Zahl der seelsorgerlichen Gespräche, die im Schnitt deutlich länger waren, tatsächlich angestiegen sind.“ Missbräuchliche Anrufe dagegen sind weniger geworden. Dank eines neuen Verteilsystems werden Anrufer direkt in ihren Einzugsbereich geleitet. Nur wenn dort besetzt ist, geht es in einen anderen Bereich der TelefonSeelsorge. Diese standortorientierte Betreuung erlaube eine sinnvollere Begleitung der Ratsuchenden gerade dann, wenn es darum gehe, sie das psychosoziale Netz in ihrer Umgebung weiter zu verweisen.

Erreichbarer für Menschen in der Krise

Eine weitere technische Neuerung verbessert die Qualität der Gespräche für die Anrufenden und die SeelsorgerInnen: hat eine Person gerade ein Seelsorgegespräch geführt und ruft innerhalb einer bestimmten Frist ein zweites Mal an, wird sie ausschließlich mit der Stelle verbunden, mit der sie auch beim ersten Kontakt gesprochen hat. Das ermöglicht den Seelsorgern konkret nachzufragen, was noch offen ist vom ersten Gespräch und zu klären, warum die Person so kurzfristig eine zweites Mal anruft. Nicht wenige, die sich angewöhnt hatten, nochmal oder mehrmals am Tag anzurufen, um zu sehen, mit wem sie denn jetzt verbunden sind und ob sich eventuell ein anderer Gesprächsverlauf ergibt, müssen jetzt zur Kenntnis nehmen, dass diese „Reise von TS-Stelle zu TS-Stelle“ so nicht mehr funktioniert. Damit wird die TelefonSeelsorge zugleich wieder erreichbarer für die Menschen, die in einer aktuellen Krise ein Gespräch suchen und/oder zum ersten Mal anrufen.

Das sind ganz unterschiedliche Menschen. Die Gespräche drehen sich unter anderem um Einsamkeit, Selbstbefindlichkeit, und Alltagsbeziehungen. Zum Handy greifen häufig die regelmäßig Anrufenden, die gezielt betreut und in ihrem Anrufverhalten beschränkt werden können. Zum Handy greift aber auch der Fünfjährige, dessen Eltern ausgegangen sind, die TS-Nummer für den Fall gespeichert haben, wenn das Kind nachts wach werden sollte. Zum Handy greift die junge Frau, der die Kündigung ihrer Lehrstelle droht, weil ihre Borderline-Erkrankung bekannt wurde genauso wie die über 90-Jährige, die seit einiger Zeit ungewollt im Seniorenwohnheim lebt, vor Heimweh nicht schlafen kann.

Telefonisch oder online erreichbar

Die Telefonseelsorge Lübeck ist täglich 24 Stunden erreichbar unter 0800/ 111 0 111 oder 0800/ 111 0 222 oder online unter www.telefonseelsorge.de . Die Gespräche sind anonym und kostenlos. Den gesamten Rückblick der TelefonSeelsorge Lübeck gibt es hier