Intensiver Austausch von Politik und Migrationsexperten des Diakonischen Werks in der Gemeinschaftsunterkunft in Mölln. Copyright: Diakonisches Werk RZ
Mölln. Anlässlich des Weltflüchtlingstags und im Rahmen der Interkulturellen Wochen hatte der Fachbereich Migration und Integration des Diakonischen Werkes Herzogtum Lauenburg jetzt (27. September 2025) zu einer Begegnung von politischen Mandatsträger:innen, Netzwerkpartnern und Mitarbeitenden eingeladen. Veranstaltungsort waren Räume in der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Mölln, die gemeinsam von der Stadt und dem Diakonischen Werk betrieben wird. Der Wohnbereich der rund 80 Bewohnerinnen und Bewohner war bewusst von der Veranstaltung ausgenommen.
Einladung vom Diakonischen Werk Ratzeburg
Eingeladen hatten Dr. Ulf Kassebaum, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, und Corinna Weigand, Leiterin des Fachbereichs. Ziel war es, die Arbeit des Fachbereichs vorzustellen, über die Herausforderungen im Integrationsalltag zu informieren und über die zunehmenden Finanzierungslücken ins Gespräch zu kommen. Weigand betonte, dass es neben Wertschätzung für das Erreichte auch darum gehe, Sorgen um den Fortbestand der Angebote offen anzusprechen.
Großes Interesse aus der Politik
Der Einladung folgten Landrat Dr. Christoph Mager, die Bundestagsabgeordneten Dr. Nina Scheer (SPD), Dr. Konstantin von Notz (Bündnis 90/Die Grünen) und Henri Schmidt (CDU), die Landtagsabgeordneten Rasmus Vöge (CDU) und Oliver Brandt (Bündnis 90/Die Grünen) sowie in Vertretung für Christopher Vogt (FDP) der Kreisvorsitzende Nicolas Reuss. Hinzu kamen Bürgermeister Ingo Schäper, Matthias Links vom BBZ Mölln und Gerhard Naucke vom Jobcenter. Auch die Landesbeauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen Doris Kratz-Hinrichsen, Solveigh Deutschmann vom Landesverband Diakonie Schleswig-Holstein und Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg, nahmen teil.
Nach einer Einführung von Dr. Kassebaum, in der er die wachsenden Eigenanteile für Migrations- und Jugendmigrationsberatung und die Gefahr von Finanzierungslücken darlegte, konnten die Gäste in einem Parcours durch vier Themenräume Einblicke in die Arbeit gewinnen.
Parcours durch vier Themenräume
An der Station Migrationsberatung zeigten Farzaneh Zahed und Yassine Abouadaoui anhand von Fallzahlen, welche Folgen ein Wegfall des Angebots hätte – insbesondere in ländlichen Regionen, wo Fachberatungsstellen nicht immer in unmittelbarer Nähe verfügbar sind.
Bei der Station Sprachmittlung machten Francine Sönmez sowie die Sprachmittlerinnen Polina Kriger und Valentina Seiferling den hohen Bedarf deutlich. Ein Wegfall würde Ämter und Behörden stark belasten. Besonders im Gesundheitswesen seien Fälle bekannt, in denen Behandlungen mangels Sprachmittlung abgelehnt wurden.
Der Jugendmigrationsdienst stellte mit Jonathan Düring und Christian Klingbeil ein Best-Practice-Beispiel vor und zeigte per Video die Entwicklung eines ehemaligen Jugendlichen, der heute als Kämmerer in der Stadt Ratzeburg arbeitet.
Die Station Gemeinschaftsunterkünfte, vorbereitet von den Hausleiterinnen Carina Treloar (Mölln) und Ina Staedt (Gudow), thematisierte die Vielzahl praktischer Aufgaben und die Bedeutung der Vernetzung innerhalb des Fachbereichs.
In der abschließenden Diskussionsrunde, moderiert von Doris Kratz-Hinrichsen, ging es um Kostenfragen, Transparenz bei Fördermitteln und die Priorisierung von Haushaltsmitteln. Einigkeit bestand darin, dass Sprachkursangebote ausgeweitet und Anerkennungsverfahren für Abschlüsse vereinfacht und beschleunigt werden müssen, damit Zugewanderte schneller am Arbeitsmarkt teilnehmen können.
Politik lobt großes Engagement
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Nina Scheer betonte, wie wertvoll der Einblick in die Integrationsarbeit vor Ort sei: „Die hier vorgenommene Begleitung der Bewohnerinnen und Bewohner ist eine unverzichtbare Integrationsarbeit.“
Henri Schmidt, Bundestagsabgeordneter der CDU, hob hervor: „Die Integrationsberatung leistet einen wichtigen Beitrag für ein gelingendes Miteinander – sie schafft Orientierung, gibt Halt und eröffnet Perspektiven.“
Landrat Dr. Mager machte deutlich: „Rückläufige Aufnahmezahlen führen nicht zu einem sofortigen Rückgang der Integrationsarbeit. Wir sind deshalb gehalten, den Druck auf Land und Bund aufrechtzuerhalten, damit insbesondere die Migrationsberatung und Jugendmigrationsarbeit weiter gefördert werden.“ Das Thema Unsicherheit bei der Finanzierung von Projekten beschäftigte Oliver Brandt, Landtagsabgeordneter der Grünen. Er hob hervior, dass das Land mit Drei-Jahres-Verträgen bereits für mehr Verlässlichkeit sorge.