Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg "Ausdruck von Menschlichkeit": Kirchenkreis-Synode stärkt das Kirchenasyl

Sie sind zufrieden über das klare Votum der Kirchenkreis-Synode für das Kirchenasyl: die Flüchtlingsbeauftragte Elisabeth Hartmann-Runge und Ulf Kassebaum, Geschäftsführer der Diakonie in Ratzeburg. Copyright: Bastian Modrow

Ratzeburg/Lübeck. Die Kirchenkreis-Synode Lübeck-Lauenburg hat bei ihrer letzten Tagung 2025 in Ratzeburg ein klares Zeichen für Menschlichkeit und christliche Nächstenliebe gesetzt. Mit einem eindringlichen Beschluss bekräftigt die Synode das Kirchenasyl als wichtiges Instrument zum Schutz von Menschen in humanitären Härtefällen und würdigt die engagierte Arbeit der Gemeinden im Kirchenkreis.

Eindringlicher Impuls in bewegten Zeiten

Elisabeth Hartmann-Runge, Flüchtlingsbeauftragte des Kirchenkreises, richtete einen eindringlichen Appell an die Synodalen. In ihrem Impuls schilderte sie die aktuelle Lage: "Wir erleben eine Zeit, in der der Wind rauer geworden ist. Das gesellschaftliche Klima kippt – Menschen auf der Flucht werden zunehmend zu Zahlen, zu 'Fällen', zu politischen Stellschrauben. Doch hinter jeder Zahl steht ein Mensch."

Die Flüchtlingsbeauftragte berichtete von konkreten Fällen aus der Region: nächtliche Abschiebungen, Nachtwachen in Kirchen und Menschen, die in ihrer Verzweiflung Schutz in kirchlichen Räumen suchen. Sie betonte: "Kirchenasyl ist kein Sonderrecht, kein rechtsfreier Raum und auch kein politisches Statement. Es ist ein Ausdruck unseres Glaubens und unserer Menschlichkeit."

Als Beispiele nannte sie die Nachtwache eines großen Ehrenamtlichen-Teams in Sandesneben zum Schutz einer jungen Mutter mit zwei Kindern. Die Flüchtlingsbeauftragte würdigte das Engagement im gesamten Kirchenkreis – von Sprach- und Willkommenscafés über Integrations- und Familienangebote bis hin zu mutigen Kirchenasylbeschlüssen der Kirchengemeinderäte.

“Kirchenasyl ist kein Sonderrecht”

Mit ihrem Beschluss positioniert sich die Kirchenkreis-Synode deutlich: Sie bekennt sich zum Kirchenasyl als ultima ratio zum Schutz von Menschen in humanitären Härtefällen und würdigt die Arbeit aller Beteiligten – von Hauptamtlichen über Ehrenamtliche bis zu den Initiativen vor Ort.

Besonders dankt die Synode den Kirchengemeinden, die Schutzräume bieten, Nachtwachen organisieren und Menschen im Kirchenasyl begleiten. Gleichzeitig richtet sie einen eindringlichen Appell an die politisch Verantwortlichen in Hamburg, Schleswig-Holstein und auf Bundesebene, kirchliche Schutzräume zu achten und migrationspolitische Maßnahmen so zu gestalten, dass die Würde des Menschen gewahrt bleibt. Die Synode ruft die Kirchengemeinden dazu auf, sich nicht aus der Flüchtlingssolidarität zurückzuziehen, ihre unterstützenden Strukturen zu erhalten und sich weiterhin aktiv im Netzwerk des Kirchenkreises einzubringen. Auf Nachfrage berichtete Elisabeth Hartmann-Runge, dass in den vergangenen elf Jahren insgesamt 18 Kirchengemeinden in Lübeck und dem Herzogtum Geflüchteten Schutz gewährt hätten. In einigen Fällen waren es nur zwei Wochen, mitun ter aber auch länger als ein Jahr”, so die Flüchtlingsbeauftragte. 

Diakonie: Druck auf die Schwächsten

Ulf Kassebaum, Leiter des Diakonischen Werks Herzogtum Lauenburg, ergänzte die Debatte mit Einblicken aus der Beratungspraxis: "Wir erleben in unseren Beratungen Menschen, die massiv unter Druck stehen. Auch die Schutzsuchenden spüren das sich veränderte politische Klima." Er warnte: “Wir beobachten mit Sorge, dass Menschen zu Opfern werden, die am schwächsten sind. Vor allem Frauen und Kinder.”

Netzwerk als Fundament

Die Synode stellt fest, dass ein starkes Netzwerk aller Unterstützenden – Kirchengemeinden, Haupt- und Ehrenamtliche sowie ökumenische und zivilgesellschaftliche Partner – eine zentrale Voraussetzung für wirksamen Schutz und verantwortliches Kirchenasyl darstellt. Mit dem Beschluss schließt sich der Kirchenkreis den Positionen der Landessynode, der EKD-Synode und der großen Hamburger Kirchenkreise an und setzt ein Zeichen für Menschlichkeit in Zeiten zunehmender migrationspolitischer Verschärfungen.