Astrid Baar ist seit 24 Jahren Pastorin in der Travemünder Gemeinde und verabschiedet sich jetzt in den Ruhestand. Copyright: Katharina Micheel
Lübeck. Nach fast einem Vierteljahrhundert verlässt Pastorin Astrid Baar die Kirchengemeinde Travemünde und geht in den Ruhestand. Am 7. Dezember 2025 wird sie in der St.-Lorenz-Kirche ab 10 Uhr feierlich verabschiedet.
Die 66-Jährige, Mutter von drei „höchst erwachsenen“ Kindern, kam 2001 nach Travemünde und war zuvor in der Melanchthon-Gemeinde sowie in der St.-Lorenz-Gemeinde in Lübeck (heute: Laurentius) und davor im Vikariat in Zarpen tätig. Heute lebt sie in Ratekau, nachdem sie das Pastorat in Travemünde verlassen hat. „Es kommt mir gar nicht so lange vor“, sagt sie mit einem Lächeln, wenn sie auf ihre 24 Jahre im Stadtteil zurückblickt.
Kinder- und Familienarbeit als Berufung
Von Beginn an lag Astrid Baars Schwerpunkt auf der Kinder- und Familienarbeit, für sie das „Standbein und zugleich das Spielbein“ ihres pastoralen Wirkens. Sie entwickelte Familiengottesdienste, betreute Projekte und baute Brücken zwischen Generationen.
Doch dieser Arbeitsbereich hat sich gewandelt: „Als ich anfing, waren Krabbelgruppen der große Renner“, erinnert sie sich. „Heute besuchen viele Kinder schon früh Kitas oder Familienzentren und unsere Angebote werden anders genutzt.“ Wöchentliche Treffen seien selten geworden, dafür hätten sich einmalige Projekte wie Ferienprogramme und kreative Aktionen oder die monatliche Familienkirche bewährt.
Besonders schätzt sie die Begegnungen mit Kindern: „Wenn Kinder erzählen, wie sie sich Ewigkeit vorstellen, ist das tiefsinnig und manchmal auch herzerfrischend lustig.“
Dankbare Rückschau und Teamgeist
Mit besonderer Wärme spricht Pastorin Baar über die Zusammenarbeit im Team, vor allem mit Kollegin und Pastorin Anja Möller: „Wir haben viele Herausforderungen gemeinsam getragen. Das war sehr kostbar.“ Auch der Kirchengemeinderat habe neue Ideen stets unterstützt, betont sie: „Wenn ein Projekt sinnvoll war, wurde immer ein Weg gefunden.“
Viele Erinnerungen sind mit Travemünde selbst verbunden: „Ein Traum und ein Privileg war es, hier Pastorin zu sein. Wenn ich mit dem Fahrrad an der Promenade entlang zu einer Familie fuhr – schöner kann Arbeit kaum sein.“
Solche Momente wurden ihr zuletzt bewusst, etwa beim Fährübergang nach Priwall: „Da dachte ich, das ist wohl eines der letzten Male. Das war schon bewegend.“
Doch neben dieser persönlichen Dankbarkeit hat Pastorin Baar in ihren 24 Jahren auch erlebt, wie sehr sich Gemeinde- und Familienleben verändert haben. Corona im Jahr 2020, neue Betreuungsstrukturen und der gesellschaftliche Druck auf Familien haben die Kinder- und Familienarbeit in Travemünde sichtbar geprägt.
Wandel in Kirche und Gesellschaft
Corona habe in der Gemeindearbeit tiefe Spuren hinterlassen. „Zwei Jahrgänge von Konfirmanden waren wie erstarrt: Ihnen fehlten Worte und Begegnungen“, erzählt die Pastorin. Gleichzeitig sieht sie in diesen Veränderungen auch eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung: „Wir erleben als Kirche einen Bedeutungsverlust. Das erfordert Trauerarbeit, aber auch und vor allem neue Wege.“
Trotz der Veränderungen blickt sie zuversichtlich auf die Zukunft der St.-Lorenz-Kirche, die sie als „wunderschön und im Herzen des Ortes verwurzelt“ beschreibt: „Die Travemünder würden sich wehren, wenn diese Kirche verschwände. Sie gehört hierhin.“
Abschied ohne Wehmut
Von Wehmut keine Spur: „Es geht mir gut damit“, sagt Astrid Baar über ihren Abschied. „Ich freue mich auf die Freiheit, die jetzt kommt.“ Nur eines beschäftigt sie: „Ich bin künftig nicht mehr die Pastorin von Travemünde, sondern einfach die Nachbarin von nebenan. Was das mit mir macht, weiß ich noch nicht.“
In Zukunft möchte sie Freundschaften pflegen, öfter reisen und spontaner leben. Ihr kleines Faltrad soll sie begleiten. Besonders zieht es sie ins Schwedenhaus der Familie: „Ich wünsche mir, dort einen ganzen Sommer zu verbringen – ohne Abreisedatum. Und dass meine Freundinnen und Freunde mich besuchen kommen.“