Wie kam eigentlich das Fegefeuer zwischen Himmel und Hölle? Wie die Menschen des Mittelalters darüber dachten, kann man an vielen Kunstwerken erkennen. Ein Vortrag am 10. April lässt diese Zeit lebendig werden.
Im Mittelalter war es für die Menschen keine Frage, wie es nach dem Tod weiterging: Ziel war der Himmel, die Angst vor der Hölle war unvorstellbar groß. Diese Angst vor der immerwährenden Verdammnis prägte das Leben der Menschen des Mittelalters in einem Maß, das wir heute kaum mehr nachvollziehen können. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam quasi eine Zwischenstufe dazu: Die kathlolische Kirche erfand das Fegefeuer, eine Art Wartezimmer auf dem Weg in die Hölle.
Der Trick: Aus diesem Zimmer gab es einen Weg zurück. Der Lebende konnte durch eine fromme Lebensführung und großzügige Spenden bereits zu Lebzeiten dafür sorgen, dass er nach seinem Tod nicht direkt in die Hölle musste, sondern eine Bußzeit im Fegefeuer antreten durfte, aus dem er früher oder später erlöst werden konnte. Dieser Glaube war für die Kirche eine gute Einnahmequelle. Viele Kunstwerke in unseren Kirchen wurden mit diesen Spenden geschaffen.
Ein einzigartiges Beispiel für diese Glaubenswelt ist das Altarretabel der kanonischen Tageszeiten aus dem Lübecker Dom. Es zeigt den Willen eines Stifters, in ewiger Erinnerung zu bleiben und seine Bußzeit im Fegefeuer möglichst kurz zu halten.
Wer mehr erfahren möchte, dem sei der Vortrag ""Inflationäres Seelenheil - Wie ein mittelalterlicher Stifter sich aus der Hölle rettet" am 10. April ans Herz gelegt. Mit einem Blick auf die Bilder- und Schriftwelt des Retabels und anderer Werke dieser Zeit wird der Vortrag das mittelalterliche Stiftungswesen des 15. Jahrhunderts beleuchten und die enorme Wirkkraft des für den heutigen Betrachter mitunter unscheinbaren Flügelretabels wieder zum Leben erwecken. Ab 16 Uhr berichtet Lisa Thumm, M.A.-Absolventin, Kunstgeschichtliches Seminar, Universität Hamburg im Gemeindehaus Dom zu Lübeck, Mühlendamm 2-6.
Übrigens: Das Fegegeuer kommt in der Bibel nicht vor, es wurde von den Reformatoren verworfen.