Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg 600 plus 60: Doppeljubiläum für die Wegekapelle in Klein Grönau

Andreas Roxin, ehrenamtlicher Küster der Wegekapelle in Klein Grönau, Lübecks Pröpstin Petra Kallies und Laienpredigerin Hannelore Verwiebe. Copyright: Annkathrin Bornholdt

Klein Grönau. Die Wegekapelle in Klein Grönau vor den Toren Lübecks feiert in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen. Seit 600 Jahren gehört sie offiziell zu Lübeck – sie ist damit eine kleine Lübecker Enklave im Lauenburgischen. Seit 60 Jahren finden hier wieder Andachten statt. 

600 Jahre Zugehörigkeit zu Lübeck

Wenn Küster Andreas Roxin den großen Eisenschlüssel im Schloss der Eingangstür umdreht, dann ahnt man schon: Die Wegekapelle in Klein Grönau hat eine lange und besondere Geschichte. Im Jahr 1409 errichtet, diente sie als Andachtsstätte für Leprakranke, die im gegenüberliegenden Siechenhaus an der Alten Salzstraße weit vor den Toren der Stadt Lübeck untergebracht waren. Das historische Gebäude-Ensemble mit Wirtschafts- und Bedienstetenhaus, Siechenhaus und Kapelle ist heute noch erhalten. Als das Adelsgeschlecht, das die Siechenhausanlage gestiftet hatte, erlosch, ging das Gebäude-Ensemble vor 600 Jahren samt Kapelle im Jahr 1423 an die Hansestadt Lübeck über.

Außergewöhnliche Schätze in der Kapelle

Im späteren Verlauf der Geschichte, als die Lepra besiegt war, bezogen alte Menschen das Siechenhaus und nutzten die kleine Kirche für Gottesdienste. In der Kapelle gibt es viel Historisches und Außergewöhnliches zu entdecken - vom Weihwasserbecken aus Kalkstein, das die Zeit der Reformation unbeschadet überstanden hat, über eine geschnitzte Predella aus dem 15. Jahrhundert bis zu einer um 1700 entstandenen halblebensgroßen barocken Kreuzigungsgruppe, die ursprünglich aus dem Heiligen-Geist-Hospital stammt.

Küster Roxin kümmert sich ehrenamtlich um die Kapelle, die Platz für rund 40 Besucher bietet: "Es ist mir wichtig, dass diese alte Kapelle, die lange im Dornröschenschlaf lag, wieder aktiv ist und dass die Mauern leben und dass sie nicht zu einem Denkmal verkommt."

Seit 60 Jahren finden wieder Andachten statt

Am 25. Juni 1963 - und das ist das zweite Jubiläum, das man jetzt in Klein Grönau feiert, - wurde die Wegekapelle nach längerer Ruhezeit wieder eingeweiht. "Wir feiern, dass diese Kapelle, seit 60 Jahren wieder für Andachten genutzt wird", sagt Lübecks Pröpstin Petra Kallies. "Zunächst fanden die Andachten nur auf Hochdeutsch statt. Aber als immer weniger Besucher kamen, fing man mit plattdeutschen Andachten an und seitdem war das Haus wieder voll!" Seit 1981 gibt es in der Kapelle von Pfingsten bis Erntedank sonntags die Andachten in Plattdeutscher Sprache. Die "Plattdüütsche Kark" lebt vom Engagement zahlreicher Ehrenamtlicher.

Bewahrung des Plattdeutschen

Eine dieser Ehrenamtlichen ist Hannelore Verwiebe. Sie hat erst in späteren Jahren ihre Liebe zum Plattdeutschen wiederentdeckt: "Ich habe erst 2019 wieder so richtig Plattdeutsch sprechen gelernt, als ich hier mit den Andachten anfing. Für mich ist es eine Erinnerung an die Kinderzeit. Ich spreche und höre gerne Plattdeutsch, das macht einfach Spaß!" Und Küster Andreas Roxin ergänzt: "Es hat ein wohliges, weiches Heimatgefühl."

 

Die Wegekapelle in Klein Grönau wurde 1409 errichtet und eingeweiht und im Jahr 1423 an Lübeck verkauft.