Ein langes Wort mit großer Wirkung: Zum 1. Januar 2020 ist das Personalplanungsförderungsgesetz der Nordkirche in Kraft getreten. Das bedeutet einen Einstellungsstopp von Geistlichen: Freiwerdende Pastorenstellen werden nur noch innerhalb des Kirchenkreises zur Wiederbesetzung ausgeschrieben. Bis 2030 wird es im Kirchenkreis Lübeck Lauenburg rund ein Drittel weniger Pfarrstellen geben als bisher. Die Gründe sind der Fachkräftemangel und die sinkenden Mitgliederzahlen.
Pfarramtliche Versorgung: Modell der Zusammenarbeit
„Wir sind im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg gut auf diesen Moment vorbereitet“, sagt Pröpstin Petra Kallies. 100 Vollzeitstellen für die 57 Kirchengemeinden sowie die Dienste & Werke hat der Kirchenkreis auf dem Papier. Sie alle sind derzeit besetzt. Keine Gemeinde ist im Moment ohne Pastor*in. Außerdem wurde die Zahl der Vertretungspastor*innen vorsorglich erhöht, um künftig flexibel auf Wechsel im Pfarramt reagieren zu können. Ferner wurde ein Modell der Zusammenarbeit entwickelt, das in einigen Gemeinden bereits umgesetzt wird. Es sieht vor, dass künftig mehrere benachbarte Gemeinden verbindlich kooperieren und pfarramtliche Aufgaben gemeinsam schultern.
Gebäudeprozess: Gemeinsam über Nutzung nachdenken
Die niedrigeren Mitgliederzahlen machen sich vor allem finanziell nun deutlich bemerkbar. Die kirchlichen Körperschaften im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg müssen 2020 mit 700.000 Euro weniger Kirchensteuern als im Vorjahr auskommen. Die Kosten hingegen, etwa für Gebäude, Ausstattung und Infrastruktur bleiben. Auch darauf hat der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg frühzeitig reagiert: Seit zwei Jahren arbeiten der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg und die Kirchengemeinden gemeinsam in einem umfänglichen Gebäudeprozess. Auch hier wird vor allem über die inhaltliche und regionale Nutzung nachgedacht.
„Alle Kirchengemeinden beider Propsteien sowie die Dienste und Werke des Kirchenkreises sind miteinander im Gespräch“, sagt Pröpstin Frauke Eiben. Dabei wird es vermutlich langfristig auch zur Aufgabe von kirchlichen Gebäuden kommen. Im Frühjahr 2019 hat beispielsweise die Kirchengemeinde Kuddewörde die Johanniskapelle in Köthel/Lauenburg entwidmet. Die Kommunen Köthel/Lauenburg und Köthel/Stormarn haben die Kapelle gekauft. Sie liegt in unmittelbarer Nähe zum kommunalen Friedhof und wird weiterhin auch für Gottesdienste genutzt.
Pröpstin Eiben: "Wir haben noch Handlungsspielraum."
„Die Situation ist ernst, aber wir haben noch Handlungsspielraum“, sagt Pröpstin Frauke Eiben. „Jetzt haben die Gemeinden und die Dienste und Werke die Möglichkeit, alles zu prüfen, ihr inhaltliches Profil zu schärfen und sich neu aufzustellen. Darin kann auch eine Chance für die Zukunft der Kirche liegen.“