An Erntedank bestaunen die Christen das Wunder der Schöpfung. Was ein paar Krümel in ihrer Jackentasche damit zu tun haben, schreibt Pröpstin Petra Kallies in ihrem geistlichen Wort zum Erntedank.
"Oh. Krümel in meiner Jackentasche? Keine Krümel, sondern Senfkörner! Jemand hatte sie mir im Frühjahr als ein Hoffnungszeichen geschenkt. Jetzt, als ich den dicken Blazer wieder anziehe, fallen sie mir in die Hände.
Jesus Christus sagte: „Mit dem Himmelreich wie bei einem Senfkorn: Wenn es in die Erde gesät wird, ist es das kleinste aller Samenkörner. Aber wenn es ausgesät ist, geht es auf und wird größer als alle Sträucher. Es bringt so große Zweige hervor, dass die Vögel in seinem Schatten ihr Nest bauen können.“
Schade. Ich habe nichts mit den Samenkörnchen gemacht. Wer nichts aussät, kann auch nichts ernten… Doch ich weiß: auch im nächsten Frühling werden die Senfkörner noch austreiben können. Denn Gottes Schöpferkraft ist in ihrer DNA manifestiert. Die Samen können gar nicht anders: wenn die Rahmenbedingungen einigermaßen stimmen - Erde, Wasser, Licht, Wärme - dann werden sie grünen und Frucht bringen.
Am Erntedankfest bestaunen wir das Wunder der Schöpfung. Wir erfreuen uns an Formen und Farben, Geschmacksnoten und Düften. „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachsen und Gedeihen liegt in des Himmels Hand!“
Allem Lebenden wohnt diese Schöpferkraft inne – in Lübeck konnten sich Einheimische und Gäste wochenlang am „Komplimente-Garten“ auf dem Koberg erfreuen. Üppiges Grün und bunte Blüten sogar mitten in der Stadt. Was für eine schöne Anregung, sich bewusst zu machen, wie kostbar das Leben ist: die Natur und die Menschen in meinem Umfeld!
Welche Lebensernte haben wir in diesem Jahr eingefahren?
Was ist gelungen, dass wir uns daran freuen? Was konnten wir mit anderen teilen? Unsere Zeit, unser Glück? Unsere Kraft, anderen beizustehen, die am Leben zu tragen haben? Auch das ist Erntedank: Gottes Gaben mit anderen teilen. Mit den Müden, den Traurigen, den Armen und den Hungernden weltweit.
Vor der Menschheit liegen riesige Aufgaben: die Überwindung der Corona-Pandemie, Impfstoffe für alle Länder. Die Erderwärmung und daraus resultierende Naturkatastrophen und Millionen auf der Flucht. Ohne eine echte Veränderung unseres Lebensstils wird es nicht gehen. Ist das überhaupt alles zu schaffen?
Ich greife noch einmal zu den Senfkörnern, die mir jemand als ein Hoffnungszeichen geschenkt hatte. Ich hatte sie vergessen. Wer nichts aussät, kann auch nichts ernten. Aber in ihnen schlummert Gottes mächtige Schöpferkraft. So nehme ich diese Körnchen als einen Hinweis gegen die Entmutigung. Lasst uns anfangen! Jetzt! Voller Vertrauen darauf, dass wir nicht allein sind. Gott schenkt uns Kraft und Mut zum Handeln.
Amen."
„Alle gute Gabe kommt her von Gott, dem Herrn. Drum dankt ihm, dankt! Und hofft auf ihn!“
Im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg laden viele Kirchengemeinden zum Gottesdienst ein. Hier folgen in Kürze die Verweise auf die Übersichten der Gottesdienste in der Propstei Lübeck zu Erntedank am Sonntag, 3. Oktober 2021 sowie der Gottesdienste in der Propstei Lauenburg zu Erntedank am Sonntag, 3. Oktober 2021.