JVA-Seelsorgerin Martina Zepke-Lembcke in der Gefängnis-Kapelle. Copyright: Annkathrin Bornholdt
Das Wort zur Woche von Martina Zepke-Lembcke, Gefängnisseelsorgerin in der JVA Lübeck.
Feierliche Momente im Gefängnis
Die Lübecker Singakademie hat vergangene Woche ein Konzert in der Lübecker JVA gegeben, 50 Inhaftierte konnten den 25 Chorsängern und -sängerinnen lauschen. Eine ruhige, besinnliche Atmosphäre erlebten wir gemeinsam. Es ist wie ein gutes Geschenk für die Feiertage, die in der JVA so gar nicht feierlich sind.
Wer Weihnachten hier ist, vermisst zumeist seine Frau (bzw. ihren Mann) oder Kinder, Eltern, Freundschaften. Ist allein mit Gedanken der Scham oder der Reue. Ist allein mit Wut, Suchtdruck und Problemen. Für manche ist es die schlimmste Zeit im Jahr.
Musik schafft Auszeit von der Trostlosigkei
Mich erreichten auch Dankesworte: „Ich möchte mich für das Weihnachtskonzert bedanken. In der trostlosen Atmosphäre der JVA war das Konzert eine gedankliche Flucht und tatsächlich kam der Weihnachtsgedanke in mir auf…“
Ja, Musik tut gut, zuhören oder selbst Singen.
In der JVA gibt es Chöre für die Frauen, für die Männer, in der Sozialtherapie. Das gemeinsame Singen, die Chorproben, der Kontakt mit anderen und dem Chorleiter: sie erleichtern diese Zeit.
Heilig Abend und am 2. Weihnachtstag feiern wir dann Gottesdienste: mit Frauen, mit der U-Haft, mit Männern aus der Strafhaft. Wir kommen zusammen und singen und beten und lauschen der Weihnachtsgeschichte und hoffen, dass Menschen (sich) nicht verloren gehen.
Ich bin dankbar für das Weihnachtskonzert, für andere Konzerte im Jahreslauf: all das hilft gegen Vereinsamung und trägt zur Resozialisierung bei.
Übrigens: der 14. Dezember ist nicht nur der 3. Advent, sondern auch der World Choral Day!
Herzliche Grüße aus der JVA!