Phillip Graffam, Propst im Herzogtum Lauenburg. Copyright: Guido Kollmeier
Das Wort zur Woche von Propst Philip Graffam.
„Suche den Frieden und jage ihm nach.“ (Psalm 34,15)
Ich bin 1965 geboren – zwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mein Vater war Amerikaner, meine Mutter Deutsche. In meiner Familie war Frieden kein großes Wort, sondern gelebter Alltag. Dass aus Feinden Freunde wurden, dass Vertrauen über Grenzen hinweg wachsen konnte – das habe ich erlebt. Versöhnung hatte für mich Gesichter, Stimmen und Geschichten.
Ich bin in einer Zeit groß geworden, die von Freiheit und Wohlstand geprägt war. Kein Krieg, keine Flucht, keine Angst vor Bomben. Erst später habe ich begriffen, wie zerbrechlich dieses Geschenk ist – und wie viel Mut es braucht, Frieden zu bewahren.
Am Volkstrauertag erinnere ich mich an die Opfer von Krieg und Gewalt. Dieser Tag mahnt mich, wach zu bleiben. Der Friede, in dem ich lebe, ist nicht selbstverständlich. Er muss gesucht und geschützt werden – im Gespräch, im Mitgefühl, im Widerspruch.
„Suche den Frieden und jage ihm nach“ – das klingt nach Bewegung und Leidenschaft. Frieden wächst, wo Menschen Brücken bauen, wo Worte heilen statt verletzen.
Ich bete darum, dass die Sehnsucht nach Frieden in mir lebendig bleibt. Denn Frieden beginnt immer wieder neu – und er beginnt bei mir.