Das Wort zur Woche von Pastor Martin Klatt aus dem Dom zu Lübeck
Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?
Advent ist so viel: Adventskranz, Kerzen, Sterne und Lichterketten. Weihnachtsmarkt. Advent duftet nach Tannengrün. Advent hat seine eigene Musik.
Zu Advent gehört der Wunsch, dass all das uns zu Herzen geht. Licht im Dunkel um uns herum und manchmal in uns selbst.
„O Heiland, reiß die Himmel auf!“ Ein Adventslied, gedichtet im 30jährigen Krieg.Friedrich Spee begleitet Frauen, die in Hexenprozessen zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt werden. Gegen den Terror im Namen Gottes ruft er nach Gott: „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“
Ruf aus der Tiefe. Geklagt, geseufzt, geweint, in den Himmel geschrien. Denn da ist so viel Not, die zum Himmel schreit. Zerstörte Häuser und zerstörte Seelen. Krieg und Hunger. Traurigkeit und Not. All das ist ja nicht weit weg oder einfach lange her. Mitten im Advent die Nachricht, dass ein geliebter Mensch plötzlich gestorben ist.
„Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab!“
Biblisches Beten ohne Sprechverbote. Bestürmung Gottes. Es kann doch nicht sein, dass all der Kummer Gott nicht kümmert.
Sehnsuchtszeit Advent. Gott spüren wollen – erlösend, befreiend, so dass man aufatmen kann. Aber wie geht denn Trost? Ein Konfirmand schreibt auf eine Postkarte: „Ich bin sprachlos. Es tut mir so leid. Ich denke an dich. Ich glaube, dass Jesus bei dir ist.“ Das Bild auf der Karte zeigt eine Krippe. Gott reißt den Himmel auf. Gott kommt, um bei dir zu sein in deiner Not.