„Zwischen den Jahren“ – diese Redewendung kenne ich, seit ich denken kann. Als Kind wusste ich wohl nicht, was das bedeuten soll. Aber ich spürte schon damals: „zwischen den Jahren“ meint eine besondere Zeit. Nicht nur, weil man in diesen Tagen in meinem Elternhaus keine Wäsche aufhängen durfte. Sondern der Alltag war irgendwie leiser, die Zeit schien durchlässiger. Und auch ich spürte schon: Anfang und Ende berühren sich hier auf wundersame Weise.
Anfang und Ende berühren sich
Heute verstehe ich besser, was „zwischen den Jahren“ bedeuten kann. Es ist eine Zwischenzeit. Eine Zeit, die einlädt zur inneren und äußeren Sortierung. Was war gut? Was war schwer? Was darf bleiben? Was möchte ich loslassen?
„Zwischen den Jahren“ sind die Tage kurz und die Nächte lang. Wir müssen jetzt nichts leisten. Es ist eine Zeit des Hörens und der Achtsamkeit. Eine ausgedehnte Schwelle zwischen dem, was war, und dem, was kommt. In der Dunkelheit erahnen wir, dass Neues möglich ist. Der Prophet Jesaja gibt dieser Hoffnung eine Stimme: „Denn siehe, ich will ein Neues erschaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?“ Vielleicht erkennen wir es gerade jetzt – „zwischen den Jahren.“