Die Geschichte des Ratzeburger Doms

Die Geschichte des Ratzeburger Doms ist eng mit dem Bistum Ratzeburg verbunden. Bald nach der Wiederbegründung des Bistums Ratzeburg durch Heinrich den Löwen im Jahr 1154 wurde mit dem Bau des Doms begonnen, der um 1220 vollendet wurde. Die dreischiffige Pfeilerbasilika mit kreuzförmigem Grundriss war seinerzeit der früheste monumentale Backsteinbau Norddeutschlands. Ende des 13. Jahrhunderts erfolgte der Bau des Kreuzgangs und des Kapitelhauses der Prämonstratenser, und die jüngste Erweiterung war 1380 der Lauenburger Chor. Seit der Renovierung von 1961 bis 1966 präsentiert sich der Dom innen wieder in seiner ursprünglichen romanischen Gestalt.

Ausstattung des Doms

Trotz mannigfaltiger Veränderungen des Kirchenraums haben viele Kunstwerke die Zeitläufe überdauert. Die ältesten Ausstattungsstücke sind die mit ornamentalen Schnitzereien versehenen Wangen eines Chorgestühls aus der Zeit um 1200. Sie sind die ältesten ihrer Art in Norddeutschland und wurden geschickt in das 1880 erneuerte Chorgestühl eingearbeitet. Etwas jünger ist das Triumphkreuz aus der Zeit von 1260. Weitere bemerkenswerte Werke sind die Bronzetaufe (1440) und die Kanzel von 1576, dessen Rückwand ein Porträt des ersten lutherischen Dompredigers Georg Usler ziert. Auf eine wechselvolle Geschichte kann der Altar verweisen. Das älteste Teil ist die farbig gefasste steinerne Passionstafel (um 1430), die ursprünglich nicht zum Altar gehörte, sondern wurde 1582 aus Güstrow erworben, um den 1552 von den Landsknechten des Grafen Vollrad von Mansfeld zerstörten Altar auszubessern. Nach einer barocken Umgestaltung, von der noch die Figur des Salvator Mundi zeugt, erhielt der Altar 1960-1966 seine heutige Gestalt. Von der frühbarocken Umgestaltung des Doms zeugen der ehemalige Hauptaltar von 1629 (heute im Südquerarm des Kirchchenschiffs) und das 12 Meter hohe Epitaph für Herzogin Catharina, der Gemahlin Herzog Augusts von Sachsen-Lauenburg (1649). Die Grabplatten an den Wänden erinnern an die lange Tradition des Ratzeburger Doms als Bischofskirche. Im Klosterinnenhof wurde 1979 die Figur „Der Bettler auf Krücken“ von Ernst Barlach aufgestellt. Sie wurde nach einem Werkmodell in Güstrow aus Bronze gegossen und ist ein Geschenk von Nikolaus Barlach zum Andenken an seinen Vater, der in seiner Kindheit von 1878 bis 1884 in Ratzeburg lebte und dort auch nach seinem Tod 1938 beerdigt wurde.

Die Geschichte der Domgemeinde

Der Dom war die Kirche des Bistums, während für die Bewohner der Ratzeburger Stadtinsel im frühen 13. Jahrhundert St. Petri als Pfarrkirche erbaut wurde. Erst mit der Reformation wurde der Dom1556 eine normale Pfarrkirche. Allerdings gehörte der Dom nicht zur Lauenburgischen Superintendentur, sondern zum Herzogtum Mecklenburg, denn 1554 legte Bischof Christoph von der Schulenburg sein Amt nieder und trat zum Protestantismus über. Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg zahlte ihm 10.000 Gulden, um ihn zu bewegen, zu Gunsten seines Bruders Christoph dem Bistum zu entsagen. Damit war der Mecklenburger Herzog Christoph faktisch der – nunmehr evangelische – Bischof von Ratzeburg. Unter ihm trat mit Georg Usler 1566 der erste lutherische Prediger seinen Dienst am Dom an.
Die Zugehörigkeit des Doms zur Mecklenburg blieb über Jahrhunderte bestehen. Selbst zur Zeit der deutschen Teilung von 1945 bis 1990, als der Dom zunächst von der Evangelischen Kirche Deutschlands und später von der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche verwaltet wurde, gehörte die Domgemeinde zur Mecklenburgischen Landeskirche. Erst zum 1. Januar 2017 wurde die Domkirchengemeinde in den Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg eingegliedert.

Das Domkloster

Der erste Bischof Evermod gehörte dem Prämonstratenser-Orden an, und so setzte sich auch das Domkapitel aus Angehörigen dieses 1120 von Norbert von Xanten in Prémontré in Frankreich gegründeten Ordens zusammen. Das Domkapitel lebte im Domkloster, das durch einen Kreuzgang mit dem Dom verbunden ist. Das Ratzeburger Domkloster zählt zu bedeutendsten Klosterkomplexen des späten 13. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein. Heute ist in den Räumen des Domklosters unter anderem die 1954 gegründete Ratzeburger Paramentenwerkstatt untergebracht, die sich seit 1981 in Trägerschaft der Stiftung Alsterdorf befindet und die durch künstlerisch gestaltete und handwerklich gefertigte Paramente überregional Beachtung gefunden hat. Auch das Pastoralkolleg und das Prediger- und Studienseminar der Nordkirche haben ihre Heimat im Domkloster; das dazugehörige Gästehaus wird von der Vorwerker Diakonie aus Lübeck betrieben.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.