Die Geschichte der Kirchengemeinde Mölln

Das Kirchspiel Mölln erstmals im Zehntregister des Ratzeburger Bischofs von 1230 erwähnt, aber ihre Gründung dürfte schon einige Jahre vorher erfolgt sein, denn um 1210 wurde mit dem Bau der St. Nicolai-Kirche begonnen. Im Jahr 1359 kam die Stadt Mölln, die sich zu einem bedeutenden regionalen Handelsort an der Salzstraße entwickelt hatte, unter lübische Pfandherrschaft. Erst 1683 konnte der Lauenburger Herzog die Stadt Mölln zurückerwerben. Auf Grund der lübschen Pfandherrschaft ging auch 1530/31 die Einführung der Reformation in Mölln von Lübeck aus. Am 4. August 1531 wurde die Möllner Kirchenordnung von Rat und Bürgermeister in Mölln angenommen und verbindlich eingeführt. Die steigende Einwohnerzahl der Stadt Mölln führte ab dem 19. Jahrhundert zur Anlage neuer Friedhöfe. 1840 wurde am Gudower Weg ein neuer Friedhof angelegt wurde – der heutige Alte Friedhof. Durch das weitere Anwachsen der Bevölkerung erwies sich dieser bald als zu klein, so dass 1978 in Zusammenarbeit mit der Stadt Mölln am Wasserkrüger Weg der Neue Friedhof angelegt wurde. Infolge des Bevölkerungswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg wurden neue Gebäude für Gottesdienst und Gemeindearbeit errichtet. Am 21. Mai 1956 wurde die Heiliggeistkirche eingeweiht.

Auf dem Gelände der Kirche wurde auch ein Gemeindehaus errichtet, das nach dem Gründer der Inneren Mission Wichern-Haus genannt wurde. 1965 wurde ein weiteres Pastorat errichtet, und 1974 folgte der Kindergarten. In den Jahren 1961 bis 1964 zwischen Wasserkrüger und Gudower Weg wurde an Stelle des alten Polleyn-Hauses ein modernes Gemeindezentrum gebaut, das wie schon sein Vorgängerbau dem Vorkämpfer der Reformation in Mölln zu Ehren Jochim-Polleyn-Haus genannt wurde. Zu diesem Baukomplex gehören ein Gemeindesaal, ein Kindergarten, ein Pastorat, Büroräume und ein Mitarbeiterwohnhaus. In der Waldstadt wurde 1974 das Martin-Luther-Haus errichtet, das aber 2006 wieder geschlossen und 2009 abgerissen wurde. An dem Standort an der Königsberger Straße befindet sich aber weiterhin der Martin-Luther-Kindergarten, der 2010 nach einem Entwurf des Architekten Horst Landgraf aus Ratzeburg errichtet wurde.

Die St.-Nicolai-Kirche

Um 1210 wurde mit dem Bau einer gewölbten Backsteinbasilika begonnen. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts war der Bau des Langhauses schließlich vollendet. In spätgotischer Zeit erfuhr das Kirchengebäude noch Erweiterungen durch den Turm (1391 vollendet), das gotische Südschiff (1470) und Kapellenanbauten (Ende 15. Jahrhundert). Bei der Renovierung der Kirche 1896 wurden Teile der mittelalterlichen Ausmalung des Kirchenschiffs freigelegt. Unter anderem sind verschiedene Zweikampfszenen, eine Darstellung der Heiligen Jakobus und Nicolaus, der Erzengel Michael als Seelenwäger, eine Höllendarstellung und die Marienkrönung dargestellt.

Ausstattung der Kirche spiegelt Wohlstand der Stadt im Mittelalter wieder

Die Ausstattung der Kirche spiegelt den Wohlstand der Stadt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wider. Der älteste Kunstgegenstand ist der Sockel einer um 1200 von dem Gotländer Meister Sigrafr geschaffene Piscina, ein Ausgussstein für nicht mehr gebrauchtes Tauf- und Weihwasser. Sie ist die älteste erhaltene Steinplastik im Herzogtum Lauenburg überhaupt. Weitere bemerkenswerte Kunstwerke sind der siebenarmige Bronzeleuchter (1436), ein Aquamanile in Gestalt eines Löwen (15. Jahrhundert), ein spätgotischer Altarschrein mit einer Gnadenstuhldarstellung (1. Hälfte 15. Jahrhundert), ein Marienschrein (um 1450), das Triumphkreuz aus der Werkstatt des Lübecker Bildschnitzers Bernd Notke (1503/1504), die Taufanlage mit einem kunstvollen Gitter (1509), der Marienkrönungsleuchter (1506), das Epitaph für den Bürgermeister Godke Engels mit einer Stadtansicht von Mölln (1578), der Kirchenstuhl der Stecknitzfahrer (1576) und der barocke Hochaltar (1739).

Das Orgelprospekt stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, doch dahinter verbirgt sich ein sehr viel älteres Orgelwerk, denn die ältesten erhaltenen Orgelpfeifen stammen aus der Zeit um 1500 und wurden 1558 von dem Hamburger Orgelbaumeister Jacob Scherer in den Neubau der Orgel integriert.

Eine Bronzetafel an der St. Nicolai-Kirche erinnert an die Möllner Notkonfirmation. An Palmarum 1937 wurden in Mölln 163 Lübecker Konfirmanden eingesegnet, weil ihre Pastoren, die der Bekennenden Kirche angehörten, in Folge des Lübecker Kirchenkampfes unter Hausarrest gestellt worden waren.

Dieser Text ist ein verkürzter Auszug aus dem Bildband  „Salz der Erde – Licht der Welt – Evangelisch-Lutherische Kirche zwischen Trave und Elbe“ mit Texten von Dr. Claudia Tanck und Fotografien von Manfred Maronde. Das Buch ist 2016 im Hinstorff-Verlag in Rostock erschienen und kann zum Preis von € 29,99 in den Kirchenkreisverwaltungen in Lübeck und Ratzeburg sowie im örtlichen Buchhandel bezogen werden.