Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Neue Beauftragte gegen Rechtsextremismus im Herzogtum

Doro Siemers und Joachim Nolte (links) sind die Kirchenkreis-Beauftragten gegen Rechtsextremismus. Copyright: Oliver Beck

Ratzeburg/Lübeck. Der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg hat eine neue Beauftragte gegen Rechtsextremismus für das Herzogtum Lauenburg: Doro Siemers tritt die Nachfolge des 2021 verstorbenen Peter Perner an. 

Der Kirchenkreisrat votierte auf seiner jüngsten Sitzung für die Berufung von Doro Siemers. Die 35-Jährige, zugleich Mitglied der Kirchenkreissynode, engagiert sich seit vielen Jahren auf verschiedenen Ebenen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. „Als Kind der 1990er-Jahre kenne ich rechte Strukturen im ländlichen Raum, habe mich schon früh dagegen positioniert und eingesetzt“, berichtet sie. Seit der Jugend war sie bei den Jusos aktiv. „Bei der Organisation von Demonstration des Bündnisses ,Wir können sie stoppen’ in Lübeck lernte ich auch Joachim Nolte kennen“, berichtet Doro Siemers.

“Ich kenne rechte Strukturen im ländlichen Raum”

Seit dieser Zeit stand die Lauenburgerin im regelmäßigen Kontakt mit Nolte. Der heute 61-Jährige ist bereits seit 2008 ehrenamtlicher Beauftragter des Kirchenkreises gegen Rechtsextremismus. „Es ist mir ein dringliches Anliegen, die Arbeit gegen Rechts sowohl innerhalb, wie auch außerhalb der Kirche auszubauen“, argumentiert Doro Siemers, die sich mehr Zusammenarbeit zwischen Gesellschaft und Kirche in der Positionierung gegen rechte Strömungen wünscht. „Dabei möchte ich helfen und eines der Gesichter der Kirche gegen Rechts werden.“ Wohlwissend, dass ihr neues Amt kein leichtes werden wird, ist die neue Beauftragte voll Tatendrang.

Joachim Nolte engagiert sich seit 2008 

Joachim Nolte, Enkel eines KZ-Insassen aus Neuengamme, hat sich bereits früh mit Unrechtssystemen und ihren Ursprüngen auseinandergesetzt. Als engagierter Bürger das Gemeinwohl mitgestalten, eingreifen und Widerstand leisten, wo es nötig ist, anderen eine Stimme geben, denen Unrecht widerfährt, das ist dem Lübecker ein großes Herzensanliegen. Er wirkte und wirkt in Lübeck und der Nordkirche im Spannungsfeld von Kirche und Zivilgesellschaft vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit rassistischen, rechtsextremen Orientierungen und Aktivitäten. Für sein unermüdliches Engagement erhielt Nolte, gemeinsam mit Peter Perner 2020 die Bugenhagen-Medaille – die höchste Auszeichnung der Nordkirche für ehrenamtliches Engagement.

Nach dem Tod von Peter Perner im September 2021 war der Posten des Beauftragten gegen Rechtsextremismus in der Propstei Lauenburg vakant. Bis jetzt: Propst Philip Graffam stellte im Kirchenkreisrat den Antrag, Doro Siemers für das herausfordernde Ehrenamt zu berufen. „Dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg ist bewusst, dass die Kirche eine besondere Aufgabe in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus hat. Diese Aufgabe gründet gerade in der Verantwortung vor der Geschichte unserer Kirche im Dritten Reich. Kirche ist verpflichtet sich aktiv in die Auseinandersetzung mit rechtsextremen Ideologien einzubringen“, sagt Propst Graffam.

Beauftragten-Duo will Gesicht zeigen

Doro Siemers und Joachim Nolte haben als Beauftragte das Aufkommen und die Verbreitung rassistischen, rechtsextremen und antisemitischen Gedankengutes und Handelns im Kirchenkreis und darüber hinaus im Blick. „Die Zeit der Springerstiefel und der Skinheads ist vorbei. Die rechtsextreme, rassistische Gesinnung und Gewalt aber ist geblieben. Die Gesinnung geben die Schläger von damals an ihre Kinder weiter“, sagt Joachim Nolte. Die Baseballschläger-Jahre der Neunziger seien für all diejenigen nicht vorbei, die ins Feindbild von Rechten passen. „Seien wir wachsam an der Seite derer, seien wir mit denen unterwegs, die von rechtsextremer, rassistischer, antisemitischer Gewalt bedroht, ihr ausgesetzt sind“, appelliert Doro Siemers.