Im Moment ist alles anders, sogar das Sterben: Das Corona-Virus verlangt Trauernden und Trauerarbeitern jede Menge ab. Verstorbene dürfen nur noch in kleinstem Kreis beerdigt werden, Gottesdienste in Kapellen und Kirchen sind vorerst gestrichen. Doch gerade diese Umstände setzen bei den involvierten Pastorinnen und Pastoren viel Kreativität frei – und führen zu manch ungewohnter Perspektive.
„Kirche hängt nicht an Gebäuden“
„Wir merken gerade, dass Kirche nicht an Gebäuden oder Konventionen hängen muss“, sagt Sara Burghoff. Die 36-Jährige ist Pastorin an der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Lauenburg an der Elbe und hat bereits ihre erste Beerdigung in Corona-Zeiten hinter sich gebracht. Hart sei das gewesen, erinnert sich Sara Burghoff. „Die Familie wollte gerne eine große Beerdigung mit vielen Menschen. Sie haben sich einen Gottesdienst gewünscht und wollten sich im Anschluss mit allen über die Beerdigung austauschen.“
Beerdigungen im kleinsten Kreis
Bereits im Vorgespräch, das in der Woche vor der Bekanntgabe der Corona-Einschränkungen stattfand, musste Pastorin Burghoff diese Hoffnung dämpfen. „Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass wir die Beerdigung so umsetzen können“, habe die Pastorin der Familie der Verstorbenen sagen müssen. Und so kam es dann auch: „Es waren dann nur die Kinder der Verstorbenen, ich, eine Kirchenmusikerin und zwei weiter entfernt stehende Personen dabei.“ Der Lauenburger Friedhof verfügt über eine Kapelle unter freiem Himmel, dem sogenannten „Himmelsgarten“. Das sei ein großer Vorteil in Zeiten wie diesen, sagt Pastorin Sara Burghoff.
Geboren im Chaos, gestorben im Chaos
„Beerdigen in Zeiten von #Corona - das ist echt hart. Wenn‘s dann ausgerechnet diejenigen trifft, die kriegsbedingt schon Nottaufe, Notkonfirmation, Notabitur gemacht haben, umso mehr“, hat Sara Burghoff nach der Beerdigung getwittert. Die Verstorbene sei in den Wirren des Zweiten Weltkriegs geboren worden. Und nun müsse man sie beisetzen im Corona-Chaos. „Das hat mir sehr leidgetan“, so Sara Burghoff.
Trauerarbeit wird wichtiger werden
Ihre Arbeit wird sich in den kommenden Wochen und Monaten verändern, dessen ist sich die Pastorin sicher: „Das Seelsorgerische, die Trauerarbeit werden mehr in den Fokus rücken.“ Denn das Virus Sars-CoV-2 wird sich schnell verbreiten und weitere Todesopfer fordern, schätzen Experten. Niemand weiß, in welchem Maße das geschehen wird – oder was danach kommt. „Vielleicht wird es so kommen, dass niemand mehr an Beerdigungen teilnehmen darf“, sagt die Lauenburger Pastorin. Dann müsse sich die Kirche wieder etwas Neues einfallen lassen. Möglichkeiten wie Videoschalten gibt es bereits. „Die Kirche merkt ja gerade, was digital alles geht.“ Das sei eine gute Entwicklung.
Beerdigung ist Kernaufgabe der Kirche
Trotz aller Umstände: „Wir beerdigen immer noch gerne“, sagt Burghoff. Nur eben gerade anders. „Die Zeiten bewegen uns, aber vieles ist auch gerade innovativ und schön.“ Die junge Pastorin aus Lauenburg ist sicher, dass die Kirche einen guten Weg finden wird, auch mit der derzeit angespannten Situation umzugehen. „Beerdigen“, sagt Sara Burghoff, „ist und bleibt eine unserer Kernaufgaben.“
Trauerfeier - was jetzt zu beachten ist?
Es gibt eine gute Handvoll Punkte, die Trauernde bei einer Beerdigung während der Sicherheitsmaßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus beachten müssen. Trauerfeiern finden nur unter freiem Himmel statt. Alle Teilnehmenden müssen namentlich erfasst werden. Die Trauergemeinde soll möglichst unter 5 Peronen bleiben. Sie müssen einen Abstand von 1,5 bis 2 Metern zueinander halten. Personen eines Haushaltes aber dürfen beieinander stehen. Auf Kondolenz, also die Beileidsbekundung, am Grab ist zu verzichten.
Alle aktuellen Informationen zu Trauerfeiern in Zeiten von Corona hat Bernd K. Jacob, Friedhofsbeauftragter im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, hier zusammegestellt.